Wildes Lied der Liebe
ein wenig grimmig, trotz seiner offenkundigen Anstrengungen, das Gegenteil zu erreichen. »Was in den großen Städten des Ostens vielleicht ein oder zwei Jahre dauern würde, nun ... was ich zum Ausdruck bringen will, ist...«
Mochte Christy Jake Vigil auch nicht lieben, so empfand sie immerhin große Zuneigung zu ihm. Sie verfügte über eine gute Menschenkenntnis, und ihr Instinkt sagte ihr, dass dieser Mann gütig, ehrenhaft und großzügig war. Er wies all die Eigenschaften auf, die sie sich von ihrem künftigen Ehemann erhoffte - oder zumindest die meisten.
Sie balancierte ihren Teller auf dem Schoß und nahm Jakes Hand, die sie aufmunternd drückte.
»Was ich auszudrücken versuche, ist, dass ich ein häuslicher Mann bin, der sich eine Ehefrau wünscht. Ich trinke kaum, spiele nicht und lasse mich nicht auf Abenteuer ein. Ich würde
Sie niemals schlagen oder zwingen ... mich Ihnen aufzwingen.« Es schien, als drohte er an diesen letzten Worten zu ersticken. Christys Herz,^ müde und verwundet, erwärmte sich einmal mehr für ihn. »Ich habe keine Schulden und genug Geld, um für Sie und unsere Kinder zu sorgen. Ich möchte ...« Er schluckte schwer und begann aufs Neue. »Ich möchte Sie um die Erlaubnis bitten, Ihnen den Hof machen zu dürfen, mit dem Ziel, Sie zu heiraten, sobald es schicklich ist.«
Christy atmete tief durch.. Ihr Wunsch hatte sich erfüllt. Dennoch wäre sie froh gewesen, wenn die Sache etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hätte und vielleicht auch ein wenig schwieriger gewesen wäre. »Ihre Besuche sind mir jederzeit willkommen, Mr. Vigil.«
Jetzt nahm er ihre Hand. »Jake«, verbesserte er sie rau, »bitte nennen Sie mich Jake.«
Mit einiger Mühe vermochte Christy, ihn anzusehen. »Sie wissen kaum etwas über mich«, erwiderte sie. »Ich bin eine Fremde.«
Zu ihrer Überraschung hob Jake ihre Hand an seine Lippen und küsste sie sanft. Christy empfand nichts dabei, obgleich dieselbe Geste ein Feuer in ihrem Innern entfacht hätte, wäre Zachary an Jakes Stelle gewesen. »Ich bin ein ehrlicher Mann«, versicherte Jake. »In meinen dreißig Lebensjahren war ich nie verheiratet. Als ich dieses Haus baute und all die schönen Möbel aus San Francisco kommen ließ, dachte ich, es würde mein Zuhause werden. Doch inzwischen weiß ich, dass erst eine liebende Frau ein Haus in ein Heim voller Leben und Wärme verwandeln kann. Ich wünsche mir eine Familie.«
Christy sehnte sich nach einem Ehemann, einem schönen Zuhause und Kindern. Jake, ein freundlicher, anständiger Mann, hatte ihr soeben seine ernsten Absichten kundgetan, und trotzdem empfand Christy mehr Kummer als Freude. Zacharys Worte hallten in ihrem Innern wider. Wenn Sie Ihre Pläne wirklich in die Tat umsetzen, dann heiraten Sie nur ein Haus, aber keinen Mann. Sie ruinieren dadurch nicht nur Ihr Leben, sondern auch Jakes ...
Sie würde Jakes Leben nicht zerstören, schwor sich Christy in diesem Augenblick. Ihre Hingabe würde vielleicht nicht ganz aus vollem Herzen kommen, aber dennoch niemals aufhören. Wie es in der Heiligen Schrift geschrieben stand, würde ihres Mannes Herz auf das ihre vertrauen können. »Ja«, antwortete sie, obgleich sie das Wort kaum über die Lippen brachte, »natürlich werden wir Kinder haben.«
Endlich lächelte er sie an. Christy wünschte sich von ganzem Herzen, ihn lieben zu können. Sie sehnte sich nach einer geheimnisvollen Macht, die sie dazu bringen würde, diesen sanften, schüchternen Mann so zu verehren, wie er es verdiente. »Dann sind wir uns einig?«, fragte er.
Christy nickte und senkte den Blick. Das Essen auf ihrem Teller war kalt geworden, und sie hatte nichts davon angerührt. Zwar hatte sie seit dem Frühstück nichts mehr zu sich genommen, wusste jedoch, dass schon ein Bissen sie dazu zwingen würde, dort drüben ins Gebüsch zu eilen.
Die Morgensonne entzündete ein silbriges Feuer auf dem Wasser des Primrose Creek. Caney hockte am Ufer und wusch einen abgetragenen Musselinunterrock. Der durchdringende Blick ihrer braunen Augen schien dazu gedacht zu sein, Christy an den Stamm der riesigen Ponderosa-Kiefer hinter ihr zu pressen. »Das ist nichts als Hurerei«, sagte sie freiheraus. »Ich will damit nichts zu tun haben, Christy McQuarry, dass du es nur weißt. Setze du nur deinen närrischen Plan in die Tat um, dann kehre ich dir auf ewig den Rücken und lasse dich in deinem Unglück schmoren. Ich werde es tun, glaub mir!«
Christy, die sich mit einem geflickten
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