Wildes Lied der Liebe
verbrannte.
Als Christy sich umdrehte, erschrak sie. Plötzlich befand sie sich dem Mann gegenüber, den sie an diesem Ort keinesfalls erwartet hätte.
»Vielleicht sollten Sie sich einmal ins Bett legen, um zu überprüfen, ob die Matratze Ihnen behagt«, sagte Zachary , und seine Augen schienen blaue Funken zu sprühen.
Christy wäre am liebsten ohne ein Wort an ihm vorbeigegangen, doch das hätte zu sehr wie eine Flucht ausgesehen. »Gehen Sie oft unangemeldet im Haus anderer Leute ein und aus?«
»Nein, wie steht es mit Ihnen?«
»Es gibt einen Unterschied«, erklärte Christy so würdevoll wie möglich. »Ich werde schon bald hier wohnen.«
»Ja, das ist allerdings ein großer Unterschied«, gab er aufgebracht zurück. Sein Gesicht befand sich bedrohlich dicht vor dem ihren.
Christy bemühte sich, ihr Temperament in Schach zu halten und nicht in Tränen auszubrechen. »Was wollen Sie?«, fragte sie und bemerkte erst viel zu spät, dass sie sich äußerst ungeschickt ausgedrückt hatte.
»Dich«, antwortete Zachary . »Ich will dich, Christy, und du willst mich ebenso!«
»Sie irren sich!«
Er umfasste ihre Arme und zog Christy beinahe auf die Zehenspitzen. »Nein«, widersprach er rau, »du irrst dich. Herr im Himmel, Christy, überlege es dir. Tu dir das nicht an, Jake nicht und mir auch nicht!«
Am ganzen Leibe zitternd, wusste Christy nicht, ob sie ihm in die Arme sinken oder ihm eine schallende Ohrfeige versetzen sollte. »Verschwinden Sie!«, zischte sie. »Auf der Stelle!«
Zachary stieß einen Seufzer aus und ließ seine breiten Schultern hängen. Seine Hände gaben Christy frei. »Schon gut«, meinte er, »wie du willst.« Doch ganz im Widerspruch zu seinen Worten zog er sie gleich darauf wieder an sich und küsste sie leidenschaftlich. Christy gab sich diesem verbotenen Kuss hin, erwiderte ihn mit Hingabe und stöhnte leise auf, da die Berührung seiner Lippen unbändiges Verlangen in ihr weckte.
Als er sie freigab, bemerkte Christy, dass sie weinte. Nur er konnte diese Reaktion in ihr hervorrufen. »Leb wohl, Zachary«, flüsterte sie. »Leb wohl.«
Ein letztes Mal betrachtete er sie, dann wandte Zachary sich um und verließ den Baum. Christy hörte seine Schritte auf der Treppe und wäre ihm beinahe nachgelaufen.
»Lieber Gott«, murmelte sie, »lass es jetzt endlich vorüber sein.«
»Er ist fort.« Bridget schien eine Art zorniger Genugtuung dabei zu empfinden, Christy am nächsten Morgen diese Nachricht zu überbringen. »Hoffentlich bist du jetzt zufrieden.«
»Wer ist fort?«, fragte Christy, fürchtete jedoch, die Antwort zu kennen.
» Zachary . Er hat gestern Nachmittag einen Deputy vereidigt und ist dann davongeritten, mit einem Stapel Steckbriefe in der Tasche. Gus erzählte es Trace gestern Abend auf der Sitzung des Stadtrats.«
Steckbriefe. Christy fühlte sich plötzlich einer Ohnmacht nahe. Zachary hatte sich auf den Weg gemacht, um Banditen zu jagen, Männer, die schrecklicher Verbrechen beschuldigt wurden, und befand sich in Lebensgefahr. In diesem Augenblick hätte Christy alles dafür gegeben, ihn wohlbehalten zurückzubringen, doch das war unmöglich. Sie hatte keine andere Wahl, als ihre Pläne in die Tat umzusetzen. »Nun, das geht mich nichts an«, gab sie gespielt gleichgültig zurück. »Zachary ist ein erwachsener Mann, der seine eigenen Entscheidungen trifft.«
»Das ist richtig«, stimmte Bridget ihr aufgebracht zu, »nur wissen wir beide, warum er es getan hat, nicht wahr Christy?«
Diese drehte der Cousine den Rücken zu und bekämpfte den Wunsch, ihr jedes Haar einzeln auszureißen. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Mit dieser Antwort könnte ich mein Petunienbeet düngen«, beharrte Bridget. »So wahr mir Gott helfe, Christy, wenn er aufgrund deiner Träume von R eichtum und Luxus zu Tode kommt, wird keine Seele in Primrose Creek je wieder ein Wort mit dir wechseln!«
Erschüttert schloss Christy die Augen. Der Gedanke daran, von der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden, schreckte sie nicht - schon in der Schule war ihr dergleichen widerfahren, und sie hatte es überlebt -, doch die Vorstellung, Zachary läge irgendwo auf einer einsamen Landstraße in seinem eigenen Blut, war unerträglich. Christy schauderte und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Als sie keine Antwort gab, drehte Bridget sie zu sich herum.
Wäre die Cousine nicht hochschwanger gewesen, hätte Christy womöglich ihre Bedenken gegen jegliche Art von Gewaltanwendung
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