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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lene Kaaberbol
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nur.«
    »Worauf?«
    »Das weiß ich nicht. Aber sie schlafen nicht. Nicht richtig.«
    Vorsichtig machte ich einen Schritt nach vorne, den Blick unbeweglich auf den reglosen, unüberschaubaren Schwarm der Schwestern gerichtet. Es passierte nichts, also machte ich noch einen Schritt, dann schloss ich die Augen für den Bruchteil einer Sekunde, um besser nachspüren zu können, wohin mich der Oscar-Faden führen wollte – nach oben, schien es. Drangen von da oben nicht auch gedämpfte Stimmen herunter? Noch immer ein halbes Auge auf die Schwestern gerichtet, schlich ich die Treppe hoch bis zu dem ersten balkonähnlichen Absatz. Links und rechts befand sich je eine Tür, aber ich blieb vor der hohen Doppeltür in der Mitte stehen und legte ein Ohr an das Holz. In diesem Moment sagte niemand etwas, aber von hier waren die Stimmen gekommen, da war ich mir sicher. Ich kniete mich hin und versuchte, durch das Schlüsselloch zu spähen.
    »Was machst du da?«, sagte Nichts genau hinter mir und zum zweiten Mal an diesem Tag blieb mir ihretwegen fast das Herz stehen.
    »Pssssssst«, sagte ich.
    Zum Glück fragte sie nicht »Was bedeutet das?«, sondern presste nur die Lippen aufeinander und nickte eifrig.
    Außer einem großen Stück ausgeblichenem Teppichboden konnte ich nicht viel sehen. Ein Tischbein, etwas, was möglicherweise zu einer Lampe gehörte … und einen Fuß.
    Oscars Fuß. Ich würde diese Basketballschuhe überall erkennen.
    Ich legte die Hand auf die Klinke – es war nicht abgeschlossen – und schob die Tür auf.
    Der Raum war ein Wohnzimmer, das ein bisschen altmodisch wirkte – grüner Plüsch, der aussah, als würde Moos auf den Möbeln wachsen, Lampenschirme mit Fransen, Kaminfeuer, mahagonibraune Bücherregale mit Glastüren und so weiter. Aber als Erstes fiel mir natürlich Oscar ins Auge. Er schaute mich an und Nichts, die mir flatternd an den Fersen klebte.
    »In Deckuuuuung!«, schrie er alarmiert und stürzte sich hinter den Lehnstuhl, auf dem er eben noch einigermaßen gemütlich herumgelümmelt hatte.
    Luffe stieß ein herzzerreißendes Jauuuuul aus und versuchte, sich unter das Sofa zu quetschen, Tumpe bellte laut, und Tante Isa hob einen Regenschirm, als wäre er ein Schwert, und sah überraschend kampfbereit aus. Nur Shanaia lag auf dem Sofa und reagierte überhaupt nicht.
    »Ich bin’s doch nur …«, sagte ich. Aber sie starrten nicht mich an. Sondern Nichts.
    »Das ist keins von denen«, sagte Tante Isa und ließ den Schirm sinken. »Ich weiß nicht, was es ist, aber keins von denen. Clara, mach die Tür zu.«
    Sie hatte ein großes blutiges Mal auf der Stirn und Blut in den Haaren, und auch ihre Schulter war blutig zerkratzt. Tu-Tu saß auf einem Regal und sah ungewöhnlich zerzaust aus. Als schließlich auch Oscar langsam aus seinem Lehnstuhlversteck auftauchte, konnte ich sehen, dass er dieselben blutigen Male an beiden Unterarmen hatte.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Mach die Tür zu!«, wiederholte Tante Isa scharf, und ich tat, was sie sagte.
    »Sind die nicht mehr da draußen?«, fragte Oscar.
    »Wer? Was denn?«
    »Diese … diese Haifischvögel.«
    »Was?«
    »Ich glaube, er meint meine Schwestern«, sagte Nichts hilfsbereit. »Die, die gelungen sind …«

17  CHIMÄRAS STIMME

    Die Biester sind verdammt unheimlich«, sagte Oscar. »Sie sehen aus wie Vögel, aber … sie haben dieses Maul. Genau wie ein Hai …« Er wedelte mit seinem verletzten Arm. Ringförmig, ungefähr tennisballgroß war die Haut zerfetzt. »Das tut scheißweh. Die beißen sich einfach fest und … beißen sogar dann noch weiter, wenn man sie totschlägt. Da draußen gibt es ein paar Hundert von den Biestern. Sie sitzen da und warten.«
    »Also … mir haben sie nichts getan, als ich gekommen bin.«
    »Ja, aber warte mal ab, was passiert, wenn du versuchst, von hier abzuhauen.«
    »Das Ganze ist eine Falle«, sagte Shanaia plötzlich. Sie lag immer noch auf dem Sofa und starrte in die Luft, als wäre ihr inzwischen alles gleichgültig. »Das Ganze ist eine Falle, und ich bin schuld …«
    Tante Isa sah aus, als täte Shanaia ihr leid, aber sie sagte nicht »Nein, das stimmt doch gar nicht« oder irgendetwas in dieser Art.
    »Das wusstest du doch nicht«, sagte Oscar. »Es war ja nicht mit Absicht …«
    »Was denn?«, fragte ich. »Was wusstest du nicht?«
    »Sie ist hinter dir her«, sagte Shanaia. »Und das wusste ich natürlich schon, aber ich … Das Einzige, woran ich gedacht habe, war

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