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Wildnis

Wildnis

Titel: Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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ihn Greg von hinten. Michael machte zwei Schritte rückwärts und drückte Greg auf das Sofa, ohne ihn abschütteln zu können. Erst als Jan Greg nach unten presste, konnte Michael sich befreien. Triumphierend nahm er die Flasche, schenkte schwungvoll ein und überreichte Laura das Glas. Sie zog ihn zu sich, knabberte an seiner Lippe und gab ihm einen Zungenkuss. Greg blickte Michael an, als wolle er auf ihn losgehen.
    Laura trank und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. „Das gefällt mir. Wollt ihr euch meinetwegen schlagen?“
    „Du bist mir völlig egal“, schnauzte Greg sie an. „Das ist eine Sache zwischen Männern.“
    „Das glaube ich nicht“, flötete Laura. „Wollen wir wetten, dass ihr euch nicht schlagt, einfach nur so wegen der Männerehre?“
    „Natürlich werden wir uns nicht schlagen“, sagte Michael, „das war nur eine kleine Rauferei.“
    Lauras Augen funkelten. „Wollen wir wetten, dass ihr euch doch schlagt?“
    „Bist du Panne?“ Greg streckte ihr den Kopf entgegen, als müsse er ihren Schaden aus der Nähe inspizieren.
    „Vor lauter Eifersucht gehst du so mit einer Dame um, für die du gleich in den Kampf ziehen wirst?“ Sie artikulierte wieder so schleppend überdeutlich wie auf der Abi-Party im Park.
    „Vergiss es!“
    „Sag das nicht, solange du den Preis nicht kennst.“
    „Hast du etwa den Jackpot im Rucksack?“
    „Ich biete mehr als Geld. Ich biete mich.“ Sie fuhr sich durch das Haar und türmte es in ihren Händen auf. Jan hielt den Atem an. Das war nur eine Spielerei, beruhigte er sich.
    Alles war still. Auch die Anderen mussten gespürt haben, dass plötzlich etwas in den Raum getreten war, eine furchterregende, lusterregende Möglichkeit.
    „Wie meinst du das?“ Greg sprach heiser und räusperte sich gleich darauf.
    „Jeder, der um mich kämpfen will, muss sich melden. Danach bestimme ich die Regeln.“
    „Ich bin dabei“, sagte Greg forsch.
    „Was, wenn sich sonst keiner stellt?“, erkundigte sich Michael.
    „Dann ist Greg der Sieger.“
    Michael kehrte sich dem knisternden Feuer zu. Die Flammen wanderten an den Scheiten entlang und wellten hinauf, verbanden und verdrängten sich in ihrem ruhelosen Spiel und folgten doch einem Muster. Ein Scheit zerbrach, die Flammen loderten auf und suchten sich neue Wege. „Ich werde kämpfen“, sagte er, ohne den Blick zu heben.
    „Und du, Jan?“, fragte Laura spöttisch. Laura besitzen? Von Greg niedergeschlagen werden? Gegen Michael antreten? Er schüttelte den Kopf.
    „Ein Zweikampf.“ Jenny erhob sich, schwankte und drehte mit der Schnapsflasche eine Runde.
    „Ich finde das keine gute Idee“, sagte Jan. „Ihr könntet euch verletzen.“
    Michael nickte vor sich hin.
    „Und was bedeutet das für die Gruppe, wenn ihr euch prügelt?“, setzte Jan fort.
    „Danach trinke ich mit Michael einen Schnaps und wir sind wieder beste Freunde.“ Jan hätte Greg am liebsten herausgefordert, so ärgerte ihn, dass der sich als Michaels besten Freund bezeichnete.
    Laura arbeitete sich aus ihrem Sessel hervor. „Seid ihr bereit?“
    Sie traten ins Mondlicht, auf das flache Terrain neben dem Haus. Jan meinte, Anna hinter ihrem Fenster auszumachen.
    Laura wickelte den Kontrahenten Tücher um die Fäuste und zog sich zurück. „Nur schlagen, nicht treten. Wenn ich halt schreie, müsst ihr voneinander ablassen. Wer zu Boden geht, hat verloren.“
    Die beiden begannen zu tänzeln. Michael versuchte, die Länge seiner Arme für einige Distanzschläge zu nutzen, doch Greg blockte sie mühelos. Jans Herz hämmerte. Michael hatte keine Chance, Greg würde ihn plattmachen. Er schloss die Augen und riss sie sogleich wieder auf, als ein Schrei ertönte. Michael stützte sich auf Händen und Knien ab. „Er hat verloren, der Kampf ist vorbei!“, schrie Jan hektisch.
    „Er war noch nicht am Boden“, antwortete Laura.
    „Gib auf, Michael!“, flehte Jan.
    Michael spuckte und erhob sich. Greg brachte die Arme wieder in Position und kam näher.
    „Schlag ihm nicht wieder auf den Kopf“, rief Laura.
    Michael boxte in Gregs Richtung, um ihn auf Distanz zu halten, doch seinen Schlägen fehlte sichtlich die Kraft. Greg duckte sich unter einer gestreckten Linken hindurch und ließ seine Fäuste auf Michaels Seite und Bauch hageln. Laura, Jenny und Jan schrien durcheinander. Greg sprang zurück.
    Michael taumelte, sank auf die Knie und glitt von dort zu Boden. Jan stürzte zu ihm. Das Gesicht nach unten rang Michael um Atem. Jan drehte

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