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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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dass er nicht meinen Platz einnehmen und mit Lucia ein neues Leben beginnen konnte. Hatte er es nun doch versucht? Ich musste zu ihr, ganz gleich, welche Risiken ich einging. Mit behelfsmäßig gefälschten Papieren und einer Identität, die keiner Prüfung standgehalten hätte, nahm ich von Südafrika aus einen Flug nach London und weiter nach Washington. Ich fuhr direkt zu ihrem winzigen Apartment und stellte fest, dass es observiert wurde. Ich nahm ein Taxi zu Alberts Wohnung. Auch hier entdeckte ich Agenten. Mein Verdacht hatte sich bestätigt. Am liebsten hätte ich mich erschossen. Ich hatte in Albert einen Vaterersatz gefunden, und nun hatte er Lucia entführt, mir das Licht meines Lebens genommen, mich ins Dunkel gestoßen.“
    Jan überlegte, wie Oliver damals ausgesehen haben mochte. Jung, kraftvoll, braungebrannt von der afrikanischen Sonne – und zerrissen von der Sorge um seine Geliebte.
    „ Bis dahin hatte ich mit niemandem Kontakt aufgenommen, in der Hoffnung, dass mich Albert für tot hielt. Nun meldete ich mich bei seinen Vorgesetzten. Als ich mich in Langley einfand, erfuhr ich, dass Albert in der Nacht nach meiner Flucht von den Rebellen untergetaucht war. Da die CIA wusste, dass Lucia meine Geliebte war, wurde sie am nächsten Vormittag für ein Verhör gesucht. Auch sie war verschwunden. Die CIA folgerte, dass wir alle drei zu den Russen übergelaufen waren. Denn die Ermittlungen ergaben, dass Albert an dem betreffenden Abend mehrere Telefonate mit einem Geschäftsmann geführt hatte, der im Verdacht stand, Informanten für die Russen anzuwerben. Die Rückschläge der CIA in den Gebieten, für die Albert zuständig gewesen war, bestätigten unsere Befürchtungen, dass er hinter dem Eisernen Vorhang verschwunden war.“
    „ Wie bist du damit zurechtgekommen?“, fragte Jan.
    „ In Mosambik hatte ich mir vorgenommen, die CIA zu verlassen. Stattdessen stürzte ich mich nun wutentbrannt in ihren Kampf gegen die Kommunisten. Als die Sowjets 1979 in Afghanistan einmarschierten, jubelte ich. Endlich konnte ich sie direkt bekämpfen – und vielleicht etwas über Lucia erfahren. Mit dem ersten Kontingent sickerte ich nach Afghanistan ein, um die Bewaffnung der Mudschahedin voranzutreiben. Jedes Jahr legte man mir nahe, ins sichere Pakistan überzusiedeln und mehr Verantwortung zu übernehmen, doch ich weigerte mich und erklärte, ich würde nirgendwohin als nach Moskau wechseln. So blieb ich bis zum Kriegsende 1988 in Afghanistan. Dann gab die CIA meinem Ansuchen statt und versetzte mich nach Moskau. Kaum hatte ich meinen neuen Posten angetreten, zerbrach die UdSSR, ich kündigte, verdingte mich bei einem Oligarchen und half ihm, sein Firmenimperium zusammenzurauben. Ich wurde reich, während ich nach Lucia suchte, und setzte zehn Millionen Dollar auf sie aus. 1991 war ich 38, sie 33 – falls sie noch am Leben war. Aber ich habe sie nie gefunden.“ Oliver lehnte sich zurück.
    „ Weil er nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in die USA zurückgekehrt war?“, fragte Jan.
    „ Albert war nie in Russland! Ich bin auf den Mann gestoßen, der ihm 1977 geholfen hat, eine neue Identität anzunehmen – in Argentinien.“
    Jan vergegenwärtigte sich die tragische Vergeblichkeit von Olivers jahrzehntelanger Suche. Den ganzen Krieg in Afghanistan hatte Oliver umsonst durchgemacht, Russland hatte er sinnlos durchstreift. Jan war von dieser schrecklichen Lebensgeschichte wie betäubt.
    Annas Stuhl knarrte, sie richtete sich kerzengerade auf und fragte unbeeindruckt: „Wie hast du ihn in Alaska aufgespürt?“
    Oliver nahm wieder seinen herrischen Ausdruck und Ton an: „Albert ist von Argentinien nach Mexiko gegangen und hat dort einen Sicherheitsdienst aufgebaut. In den achtziger Jahren bedeutete das in Mexiko, Deals mit den kriminellen Organisationen auszuhandeln, in deren Herrschaftsbereich die Unternehmen agieren wollten. Auf diese Art hatte Albert intensive Geschäftsbeziehungen zur Unterwelt. Als er Jahre später eine Summe benötigte, die selbst er nicht aufbringen konnte, wandte er sich an seine Partner aus alten Tagen. 2010 habe ich einen der Drogenbarone, die Alaska Foresight Investment finanzieren, in Tijuana aufgestöbert. Er gestand mir sein Geheimnis. Noch bevor er beerdigt war, landete ich in Anchorage.“
    „ O.k.“, sagte Anna, „ich fasse zusammen: Wir haben einen höheren CIA-Mitarbeiter namens Albert, der deine Geliebte entführt und trotz aller Nachforschungen nicht aufgefunden

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