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Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie

Titel: Wildnis: Thriller - Band 2 der Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valentin Zahrnt
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sein?“
    „ Nein, er ist schon Anfang 70. Und er müsste sich sehr gewandelt haben, um so etwas zu tun. Er würde mit einem solchen Sexualmörder zusammenarbeiten, wenn es seinen Zielen dienlich ist – aber er selbst? Dafür ist er zu zivilisiert, zu distinguiert.“
    „ Jan?“ Anna legte ihm eine Hand auf den Arm.
    Er riss seine Augen auf, die sich unmerklich geschlossen hatten.
    „ Es ist schon verdammt spät.“ Sie lächelte ihm zu. „Ich bin auch hundemüde. Wir sollten ins Bett gehen, morgen müssen wir fit sein.“
    Oliver warf einen Blick auf sein Handy. „2:37 Uhr. In welchem Zimmer wollt ihr schlafen? Ich werde noch etwas arbeiten.“
    „ Im Kinderzimmer“, antwortete Anna.
    „ O.k., ich wecke euch, wenn es nötig ist. Je nachdem, was für einen Plan ich heute Nacht fasse.“
    „ Geh du ruhig zuerst ins Bad.“ Anna schüttelte Jan sanft an der Schulter. „Und schlaf dabei nicht ein.“
    Neben dem Waschbecken stand eine Zahnpastatube. Jan drückte davon reichlich auf einen Zeigefinger und rubbelte.
    „ Jetzt läuft das Wasser“, rief Oliver.
    Jan drehte den Hahn auf, das Wasser war eiskalt. Dennoch nahm er eine kurze Dusche. Nach Luft japsend rubbelte sich mit einem der Handtücher ab. Ohne all den Schmutz und getrockneten Schweiß fühlte er sich wohler und nach dem Kälteschock auch wacher. Da er die verdreckte Grubenkleidung nicht wieder anziehen wollte, wickelte er sich nur das Handtuch um und eilte ins Kinderzimmer.
    Anna bezog die Betten.
    „ Das ist nett.“
    „ Und Klamotten habe ich für dich auch gefunden.“ Sie wies mit dem Kinn auf das andere Bett. „Ich habe mich im Elternzimmer bedient. Der gute Mann ist ein bisschen stabiler gebaut, sieht man ja auch auf den Fotos.“
    „ Nur nichts Orangefarbenes, was mich an die Mine erinnert.“
    Sie schloss den Reißverschluss der Bettdecke und breitete sie aus. „Ich würde mich gerne noch mit dir unterhalten. Kann ich davor unter die Dusche oder schläfst du dann ein?“
    „ Die Dusche hat mich aufgeweckt. Und allzu lange wirst du nicht brauchen, das kann ich dir versprechen.“
    Sie ging hinaus und er zog sich T-Shirt und Shorts ihres Gastgebers an. Kaum lag er im Bett mit dem Seepferdchenmuster, kehrte die Müdigkeit zurück. Er war schon am Dösen, da ertönte Annas Schrei aus der Dusche.
    Er hetzte ins Wohnzimmer. Vor der verschlossenen Badezimmertür stand Oliver und rief: „Entschuldige, es war nicht abgeschlossen.“
    „ Der Riegel klemmt“, kam die Antwort.
    „ Wir sollten etwas an den Türgriff hängen, wenn das Bad belegt ist“, sagte Jan und legte sich wieder hin.
    Anna kam in einem Trainingsanzug aus Baumwolle zurück. „So ein Sack!“, schimpfte sie.
    „ Das kann jedem passieren.“
    „ Aber er hat mich angeglotzt, ehe er raus ist.“
    Das missfiel Jan, so gut er es verstehen konnte. Niemand sollte Anna nackt sehen.
    „ Oliver arbeitet tatsächlich noch, ich habe ihn tippen gehört“, fügte sie ruhiger hinzu.
    „ Ich würde das nicht durchhalten.“
    Sie kniete sich zu Jan ans Bett und küsste ihn auf die Wange. „Gute Nacht, Brüderlein.“
    „ Gute Nacht, Schwesterlein.“ Er lächelte. „Aber du wolltest vorm Einschlafen noch mit mir reden.“
    „ Das will ich auch.“ Sie erhob sich, machte das Licht aus und schlüpfte in ihr Bett. „Was hältst du von ihm?“
    „ Puh, das ist keine einfache Frage. Sagen wir es so: Ich würde ihn nicht zum Feind haben wollen.“
    „ Und zum Verbündeten?“
    „ Da ist er mir auch nicht geheuer. Dass alles nach seinen Vorstellungen laufen muss, daran störe ich mich weniger als du. Was mich verunsichert, ist seine unterschwellige Aggressivität. Hast du gesehen, wie er die Dinge anfasst?“
    „ Nicht sehr elegant.“
    „ Brutal, mit zu viel Kraft, als würde er sie bekämpfen. Seit er uns seine Geschichte erzählt hat, komme ich damit besser klar.“
    „ Wieso das denn?“ Anna klang befremdet. „Ich fand das ziemlich gespenstisch. Davor war er die ganze Zeit drauf wie ein Drillsergeant und auf einmal macht er großes Gefühlskino.“
    „ Hat dich seine Geschichte gar nicht betroffen gemacht?“
    „ Ich lasse meine Gefühle nicht immer so zu wie du. Aber warum hat es dich beruhigt, dass er von einem Extrem ins andere fällt?“
    Jan überlegte. Zwischen den Fensterläden zeichnete sich ein kaum sichtbarer Silberstrich ab. „Seine Geschichte erklärt, wieso er so geworden ist. Er lässt seine Gefühle noch viel weniger zu als du. Er lebt nur für die

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