Wildnis: Thriller - Band 3 der Trilogie
Trefferseite, klickte hier und da auf einen Link und stieß schließlich auf ein Foto, das einen Koordinationskreis islamischer Krankenhausseelsorger bei Herrn Benounes zu Gast am Müggelsee zeigte. Der Eintrag stammte vom August. Man hatte anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Koordinationskreises eine Wanderung um den Müggelsee unternommen, war im Restaurant Forelle eingekehrt und hatte anschließend den Abend bei Herrn Benounes in der nahegelegenen Villa verbracht.
Schnell hatte Jan festgestellt, dass es nur eine einzige Villa in der Nähe des Restaurants gab, sonst befanden sich auf drei Kilometer keine Gebäude an diesem Seeufer.
Dem Ende der Privatsphäre sei Dank! Er hatte Herrn Benounes gefunden.
Jan zog sich an und meldete sich von den Polizisten unter dem Vorwand ab, er wolle noch einen Freund besuchen – und zwar ohne Begleitung. Sie versuchten ihn zurückzuhalten, mussten jedoch zugeben, dass sie keine rechtliche Handhabe gegen ihn hatten, wenn er auf eigenes Risiko allein losziehen wollte.
Den Laptop nahm er vorsichtshalber in einem Rucksack mit, damit niemand seine Suche nachvollziehen könnte.
Draußen war es kalt, über dem Hof schienen die Sterne. Jan ging zur Ringbahn und fuhr zum Ostkreuz. Dort stand sein Anschluss, die S3 Richtung Friedrichshagen, am Gleis. Die Türanlage piepte, er sprang hinein. Hinter ihm drängten sich zwei Männer in den Waggon, die Jan schon in der letzten S-Bahn aufgefallen waren. Beide hielten eine offene Bierflasche in der Hand – und wirkten sehr nüchtern.
Wahrscheinlich war es die Polizei. Vielleicht war es irgendjemand Anderes. Jan wollte nicht von Unbekannten beschattet werden.
Nach zwei Stationen fasste er einen Plan. Bei der vierten stieg er aus und verschwand hinter einem Kiosk auf der Bahnsteigmitte, rannte darum herum und stieg im letzten Moment wieder ein. Seine beiden Verfolger kamen zu spät, die Tür schloss sich gerade, als der Vordere die Hand ausstreckte, um sie aufzuhalten.
An der nächsten Station wechselte Jan in ein Taxi. Eigenartigerweise rief der Kommissar nicht bei ihm an. Er zog sein Handy aus der Hosentasche, das Display war erloschen, der Akku leer. Das war ungeschickt, so konnte Anna ihn nicht erreichen.
Sie fuhren durch eine menschenleere Siedlung, dann über eine schmale Uferstraße. Niemand folgte ihnen. Jans Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf sein Ziel. Es hatte ihn keine halbe Stunde gekostet, Herrn Benounes ausfindig zu machen. Wäre Anna nicht ebenso dazu in der Lage? Wenn Anna sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, erreichte sie es auch. Falls sie Herrn Benounes finden wollte, würde sie einen Irrweg nach dem anderen ausprobieren, bis sie zu ihm gelangte.
Je näher sie der Villa kamen, desto mehr wuchs Jans Anspannung.
Das Taxi hielt neben einem geparkten Kombi. Jan zahlte, verzichtete auf Rückgeld und sprang aus dem Wagen. Vom Haus war nichts zu sehen, eine schwarze Wand aus dichtgedrängten Nadelbäumen versperrte die Sicht auf das Grundstück. Auch die Tür war zu hoch, um darüber hinwegzusehen. Auf ihrem halbrunden Abschluss saß ein Zackenkranz, kein moderner, scharfer, um Einbrecher abzuwehren, sondern ein wilhelminischer, wie man ihn von den Pickelhelmen des Ersten Weltkriegs kannte. Eine der Zacken war abgebrochen und überall blätterte der Anstrich von der Tür, darunter blühte der Rost. Die Sprechanlage aus Messing sah hingegen aus, als wäre sie gerade erst angeschraubt worden. Jan klingelte und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Hoffentlich war Herr Benounes zu Hause – und noch am Leben.
Das Taxi wendete und fuhr davon. Er hätte den Fahrer bitten sollen zu warten!
Ungeduldig legte Jan die Hand auf die kalte Klinke. Er drückte probehalber, die Tür war verschlossen.
Ein Vogel flog vom See über das Grundstück und landete zwischen den Baumwipfeln auf der anderen Straßenseite.
Jan klingelte erneut.
Gleich darauf rauschte die Sprechanlage. „Hallo?“
„ Sind Sie es, Herr Benounes?“
„ Ja. Wer ist da?“
„ Jan Reber, der Freund von Anna Herrera. Sie befinden sich in Gefahr. Ich bin extra mit dem Taxi gekommen, um sie zu warnen. Ich habe Angst, dass Anna Ihnen etwas antun könnte.“
„ Das ist sehr freundlich von Ihnen. Die Polizei hat mich ebenfalls auf diese Möglichkeit hingewiesen.“
„ Die Polizei nimmt das nicht ernst!“, rief Jan.
„ Und wenn ich die Polizei ernst nehme, darf ich Sie nicht hereinlassen.“
„ Ja ... Sie haben recht.“
Ein Summen.
„ Wieso
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