Wildrosengeheimnisse
Nasenspitze an. Auch meine Mutter und Steve freuen sich sehr und wir verbringen einen wunderschönen, gemütlichen Tag zusammen, essen Steves berühmte selbst gemachte Steve-Burger und erzählen.
Gegen Abend flüstert Christian mir zu: »Heute Nacht möchte ich dich aber entführen.«
Ich kann mir gerade noch schnell das einzige Kleid, das ich dabeihabe, anziehen, da geht es auch schon los. Wir fahren in seinem Mietwagen Richtung Eriesee, wo Christian, wie ich unterwegs erfahre, ein schönes Zimmer in einem Hotel direkt am See gebucht hat.
Er hat wirklich an alles gedacht: Nachdem wir einen kleinen Spaziergang am Eriesee, der mir so groß wie das Meer und nicht wie ein See vorkommt, gemacht haben, wartet im Hotel ein wunderschönes, romantisches Zimmer mit Himmelbett und ein tolles Candlelight-Dinner auf uns.
»Eine kleine Entschädigung dafür, dass ich dich so oft allein lasse«, sagt Christian und sieht mir tief in die Augen, während wir uns ein Gläschen Champagner schmecken lassen. »Du glaubst nicht, wie leid es mir tat, dass ich nicht kommen konnte, als du so krank warst.«
»Genau, schäm dich«, erwidere ich, aber an meinem Lächeln und an meinem Blick merkt er sicher, dass ich ihm bereits längst verziehen habe.
»Aber wenn du wüsstest, was wir im Moment zu tun haben. Oft ist mir das einfach zu viel. Ohne Zweifel, ich arbeite gern, aber es gibt Zeiten, da möchte ich nur bei dir sein …, mit dir am See spazieren gehen …, auf dem Sofa kuscheln … oder einfach nur Holz spalten.«
Sein unwiderstehliches Lächeln lässt mich dahinschmelzen.
»Das Problem ist, dass ich dann nicht alles stehen und liegen lassen kann. Das verstehst du doch sicher.« Christian macht eine kurze Pause und nimmt meine Hand.
»Aber ich glaube, ich habe eine Lösung gefunden, wie wir beide viel öfter zusammen sein können. Es sieht so aus, als könnte ich für die Kanzlei in Stuttgart einen geeigneten Partner gewinnen. Er heißt Stefan Baumgart, ist noch recht jung, aber macht einen sehr zuverlässigen und kompetenten Eindruck. Wenn es mir gelingt, ihn gut einzuarbeiten, woran ich keinen Zweifel habe, denn er ist sehr ambitioniert, werde ich mir in Zukunft viel mehr frei nehmen können. Schließlich kann ich auch am Bodensee arbeiten, meinen Laptop und mein Handy habe ich immer dabei. Wenn es um wichtige Termine geht, bin ich schnell wieder in Stuttgart. Und wer weiß, vielleicht kann er die Kanzlei schon bald ganz übernehmen.«
Obwohl mich diese Aussage hoffen lässt, dass wir schon bald mehr Zeit zusammen verbringen können, hege ich leise Zweifel.
»Und was ist mit der Kanzlei in Kanada? Wolltest du sie nicht ganz an Daniela übergeben?«
»Ach, Daniela.« Christian verdreht die Augen. »Ich glaube, sie ist noch nicht so weit, die Kanzlei allein zu übernehmen.«
»Aber ich dachte, sie sei so tüchtig und kompetent?« Fragend ziehe ich die Augenbrauen hoch. Schließlich hat Christian in den höchsten Tönen von ihrer Sachkenntnis gesprochen.
»Das ist sie zweifellos. Daniela hat sicher viele herausragende Eigenschaften und ist sehr intelligent …« Muss er das wirklich soo sehr betonen? »…aber sie ist auch etwas … unstet. Sie kann mit schwierigen Situationen nicht umgehen und wirft dann schnell das Handtuch.«
»Christian, darf ich dich mal etwas ganz Persönliches fragen?« Diese Frage brennt mir schon so lange auf der Seele. »Warum ist das mit euch kaputtgegangen?«
»Ach, weißt du, Maja, das ist eine lange Geschichte. Wir waren so euphorisch, beide in der gleichen Branche tätig. Aber das war wahrscheinlich gar nicht so gut. Daniela ist eine tolle Frau, aber sie erwartet auch immer, dass sie der Mittelpunkt ist und niemand sonst. Als Mann muss man eine solche Frau bewundern, anhimmeln, auf Händen tragen, aber sie ist keine echte Partnerin. Das ist jedoch unerlässlich, wenn man zusammen arbeitet. Man muss sich in jeder Hinsicht 100 Prozent aufeinander verlassen können und zu einem echten Team werden. Das war mit Daniela nicht möglich.« Christian seufzt.
»Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn wir ein gemeinsames Kind gehabt hätten und zu einer richtigen Familie geworden wären. Aber davon wollte Dani nichts wissen. Sie weiß den Erfolg und den Status, den sie als Anwältin genießt, sehr wohl zu schätzen und hatte nicht die Absicht, sich in die Rolle der liebevollen Ehefrau und Mutter zu begeben. Schon gar nicht, als wir die Kanzlei meines Onkels in Kanada übernehmen konnten. Sie
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