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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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karierten Pullunder abwischte. »Wie heißt du, kleiner Junge?«
    »Carl, Sir.«
    »Carl, weißt du, was so eine Maschine kostet?«
    »N-nein, Sir.«
    »SEHR VIEL GELD!«, brüllte Unthank unvermittelt. Dann holte er tief Luft und fasste sich wieder. »Nicht nur das, Carl, sondern es wird auch Zeit kosten, sie zu reparieren. Zeit, in der dieser Apparat Bügelschrauben biegen könnte.« Die Wörter schienen ihm mühelos über die Lippen zu kommen.
    »Ja, Mr. Unthank«, sagte Carl.
    »Ich fürchte, es bleibt mir nichts anderes übrig, als dir für deinen Fehler einen Strafpunkt zu geben.«
    Der Junge begann zu weinen. Kleine Tränen kullerten ihm aus den Augen und über die Wangen. Unthank konnte sich denken, woher die Bestürzung kam. »Miss Mudrak?«, rief er.
    Knackend meldete sich der Lautsprecher. »Ja, Joffrey?« Desdemonas Stimme.
    »Würden Sie bitte mal nachsehen, wie viele Strafpunkte Carl …« Er hielt inne und deutete auf den Jungen. »Carl …?«
    »Carl Rehnquist, Sir.«
    Mit bemühter Anteilnahme nickte Unthank. »Carl Rehnquist hat?«

    Es folgte ein Augenblick absoluter Stille, gestört nur vom Geräusch der langsam wieder warmlaufenden Maschinen.
    »Zwei Strafpunkte dieser Junge hat«, ertönte die Antwort aus dem Lautsprecher.
    Daraufhin brach Carl in hemmungsloses Schluchzen aus. Unthank runzelte die Stirn. »Es sieht ganz so aus, Carl, als hättest du drei Strafpunkte angesammelt. Du weißt, was das bedeutet?«
    Der Junge versuchte, zu antworten. »M-hm«, stieß er endlich durch die Tränen hervor.
    »Was bedeutet es? Hilf mir, Carl.«
    »Unadoptierbar«, flüsterte Carl.
    »Sag es doch so, dass es die anderen auch hören können.«
    »Unadoptierbar«, sagte der Junge etwas lauter.
    »Genau.« Unthank blickte sich im Raum um. »Hört gut zu, Kinder. Wenn ihr meine Maschinen kaputtmacht, bezahlt ihr mit eurer Freiheit. Ist das klar?«
    Alle Anwesenden murmelten zustimmend.
    »Und jetzt, Carl«, sagte Unthank, legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und steuerte ihn von den Apparaten weg, »wäre ich dir verbunden, wenn du nach oben gehen und dich säubern würdest. Miss Mudrak wird dich danach abholen und in mein Büro begleiten. Ja?«
    »Ja, Mr. Unthank.«
    Unthank wandte sich an die anderen Kinder im Raum. »Zurück an die Arbeit. Und lasst euch das allen eine Lehre sein.« Und so wurde Carl Rehnquist, Maschinist, Waise und Unerschrockene-Tina-Fan, aus der Fabrikhalle und aus dem Leben seiner Mitinsassen im Unthank-Heim für ungeratene Kinder geführt.
    Am Abend schäumte Rachel immer noch vor Wut über diesen Vorfall. Sie saß mit angezogenen Knien auf ihrem Bett und starrte zornig ins Halbdunkel. Die anderen Mädchen plauderten miteinander und genossen das bisschen Freizeit, das ihnen nach dem langen Arbeitstag blieb.
    »Ich kann es nicht fassen«, sagte sie. »Er ist weg? Einfach so? Ich meine, was haben sie mit ihm gemacht?«
    Elsie zuckte die Achseln. Sie kämmte der Unerschrockenen Tina die Haare, wie üblich vor dem Schlafengehen. Das hatte sie sich so angewöhnt. Es beruhigte sie, wenn sie verunsichert war, und das war sie so ungefähr jeden Tag. An diesem Abend allerdings waren ihre Nerven besonders stark angegriffen, und deshalb bearbeitete sie Tinas Haare beinahe fieberhaft. Die Mehlberg-Schwestern saßen jetzt schon fast eine Woche in der Fabrik fest, und Elsie war nicht in der Stimmung für allzu viele Fragen.
    »Ich meine, willst du das nicht wissen?«, fragte Rachel.
    »Doch, schon.« Elsie unterbrach die Kämmerei und sah ihre Schwester an. »Glaubst du nicht, dass er einfach woanders hingekommen ist? In ein anderes Waisenhaus oder ein Kinderheim oder so was? Klingt gar nicht so schlecht, finde ich.«
    »Vielleicht, aber ich weiß nicht«, schaltete sich Martha von der anderen Seite ein. Sie lag mit den Armen unter dem Kopf auf ihrem Bett. »Sie werden alle in Mr. Unthanks Büro gebracht. Und dann – wer weiß das schon? Aber ich habe noch nie gesehen, dass ein Unadoptierbarer aus dem Gebäude geführt wurde oder sonst wohin.«
    »Eben, Brilli.« Rachel drehte sich zur Seite und stellte die Füße auf den Boden. Verschwörerisch sah sie Elsie und Martha an. »Sie kommen nicht wieder raus. Und wisst ihr, warum?« Sie zog sich einen Finger quer über die Kehle. »Ich glaube, sie zerhacken sie in kleine Stücke. Verfüttern sie an die streunenden Katzen in der Nachbarschaft.«
    Martha zog eine Grimasse. Elsie erbleichte. Ehrlich ?, fragte sie Rachel lautlos.
    »Deine Schwester

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