Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
Vom Netzwerk:
und besten organisiert. Ein wertvoller Verbündeter, wenn wir sie gewinnen könnten.«

    »Kommt nicht in Frage«, versetzte der Fuchs wütend. »Auf keinen Fall werde ich Seite an Seite mit einem Haufen Wildwaldräuber marschieren. Es ist ein Wunder, dass wir bis jetzt überhaupt überleben konnten, wo sie unsere Lieferungen aus Südwald regelmäßig überfallen.«
    »Aber Fuchs, du vergisst, dass für jeden abgefangenen Lastwagen andere wiederum unbehelligt bleiben. Die Räuber haben immer genug durchgelassen, um uns ein sehr komfortables Leben zu ermöglichen«, mahnte Iphigenia. Sie wandte sich an Prue. »Glaubst du, dass du dieses Lager wiederfinden könntest?«
    Prue überlegte. »Das Versteck selbst wohl eher nicht. Aber in die Nähe könnte ich es schaffen, glaube ich. Es liegt südlich dieser großen Brücke – die über die tiefe Schlucht führt.«
    »Die Hohe Brücke«, sagte Iphigenia. »Aha.«
    »Und dann Richtung Westen«, fuhr Prue fort, während sie ihre Flucht aus dem Räuberschlupfwinkel vor Augen hatte. »Genau: westlich der Langen Straße. Und ich weiß, dass sie überall um das Lager herum Wachen postiert haben. Wenn ich nur genug Lärm mache, schnappen sie mich sicher. Und sie würden mich bestimmt wiedererkennen – dann könnte ich erklären, was los ist!«
    Iphigenia nickte. »Sicherlich wären sie genauso besorgt wie wir. Denn wir alle sind bedroht.«
    »Lasst mich am besten gehen.« Prue spürte eine Welle der Entschlossenheit in ihrer Brust. »Lasst mich schon mal nach Wildwald
fahren, während ihr wartet, bis sich die Armee formiert hat. Ich hab mein Fahrrad dabei, ich könnte die Lange Straße nehmen, und vielleicht schaffe ich es zu den Räubern und kann sie überzeugen, sich dem Nordwaldheer anzuschließen.«
    Iphigenia war nachdenklich. »Das ist ein gefährliches Unterfangen, meine Liebe«, sagte sie. »Du riskierst, mit den Räubern aneinanderzugeraten. Sie könnten glauben, dass es nur ein Trick ist, um sie aus ihrem Versteck zu locken. Es ist schwer zu sagen, wie sie reagieren werden.«
    »Haben wir denn eine Wahl?«, fragte Prue. »Ich meine, wenn sie auf unserer Seite stehen – es muss Hunderte von ihnen geben! –, haben wir wenigstens eine Chance gegen die Gouverneurin.« Verzweifelt blickte sie zwischen Iphigenia und Sterling hin und her. Der Fuchs verschränkte die Arme und schnaubte. Nach kurzer Überlegung nickte Iphigenia.
    »Gut«, sagte sie. »Fahr zu den Räubern. Erzähl ihnen von unserer Notlage. Von ihrer Notlage. In der Zwischenzeit sammeln wir uns hier und brechen auf. Wir treffen dich bei der Hohen Brücke, ehe es Mittag ist.« Sie blickte in den Himmel und berechnete den Stand der Sonne, deren Strahlen von den Wolkenfetzen am Horizont gedämpft wurden. »Geh jetzt. Beeil dich. Wir haben sehr wenig Zeit.«

    Prue sauste die Trittleiter hinunter, sprang auf ihr Fahrrad und fuhr los.

    Curtis spürte die Müdigkeit bis tief hinunter in seine Fersen. Das bisschen Schlaf der vorangegangenen Nacht – am Lagerfeuer war er immer mal wieder eingenickt – reichte nicht annähernd aus, um ihn auf einen langen Marsch vorzubereiten, an dessen Ende ihn zweifellos sein persönliches Ende erwartete. Langsam wurde ihm der Ernst der Lage bewusst und kroch ihm eiskalt über den Rücken. Er sehnte sich nach seinem gemütlichen Bett, seinem vollgestopften Bücherregal, dem schrillen Klingeln seines Weckers, den unablässigen Schritten seiner beiden im Flur hin und her laufenden Schwestern. Er ließ die Schnur der Schleuder durch seine Finger gleiten, befühlte die rauen Knötchen der Hanfkordel und die glatte Lederschlaufe in der Mitte, in die der Stein gelegt wurde. Die sechs Finger breiten Farbstreifen, die ihm ein Räuber aufs Gesicht gemalt hatte, fühlten sich noch frisch und kühl auf seiner Haut an.
    Die beiden langen Räuberkolonnen hatten sich aufgelöst, sobald sie die enge Schlucht des Verstecks verlassen hatten, und Curtis beobachtete, wie sich die dunklen Umrisse seiner Kameraden
geschickt einen Weg durch das Unterholz bahnten. Obwohl sie sich wie immer sehr flink bewegten, wirkten sie zugleich etwas kraftlos. Die Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens hing über ihnen wie ein dichter Nebel, der nicht zerreißen wollte. Curtis versuchte, sich von seiner eigenen Hilflosigkeit abzulenken, indem er auf dem Boden nach brauchbarer Munition für seine Schleuder Ausschau hielt. Sobald er etwas fand, stopfte er es in die Tasche, und so spürte er das Gewicht der Steine und

Weitere Kostenlose Bücher