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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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Barbareninvasion.«
    Von vorne grummelte Brendan: »Ich weiß schon, worauf du rauswillst, Fuchs.«
    Sterling beachtete ihn gar nicht. »Die einzigen Überbleibsel dieser für ihre Zeit so hoch entwickelten Zivilisation sind die Ruinen in dem Wäldchen, zu dem wir nun marschieren – und die Nachkommen der Barbarenhorde, die sie damals zerstört hat.«
    »Und wer soll das sein?«, fragte Curtis.
    »Du befindest dich mitten unter ihnen«, sagte der Fuchs. »Es sind diese ›ehrenwerten‹ Räuber.«
    »Das ist überhaupt nicht bewiesen«, versetzte Brendan. »Und außerdem, wer weiß: Vielleicht haben diese Ahnen nur bekommen, was sie verdient hatten.«
    »Glaub doch, was du willst, du Strolch«, sagte der Fuchs. »Glaub, was du willst.«
    Ein Knistern im Unterholz brachte die ganze Armee zum Verstummen: Alle erstarrten, als Brendan hektisch mit dem Arm
wedelte. Doch dann entspannte er sich wieder, denn es war nur Septimus, der unter einem Efeudickicht hervorhuschte. Als er zu Brendans Füßen ankam, erschauerte er.
    »Igitt«, meinte er. »Das Zeug macht mir Gänsehaut.«
    »Was gibt’s, Ratte?«, fragte Brendan. »Was hast du gesehen?«
    Septimus schüttelte den Kopf. »Brombeeren. Brombeersträucher, so weit das Auge reicht. Gleich hinter dem Erlenwäldchen da.« Er war außer Atem und musste erst einmal kurz verschnaufen. »Da ist kein Durchkommen«, schloss er.
    Und tatsächlich, als die lange Kolonne der Bauern und Räuber die friedliche Erlengruppe mit ihren gelb und grün gefärbten Laubkronen hinter sich gelassen hatte, stand sie vor einem dichten Gestrüpp von Brombeersträuchern – einer allem Anschein nach undurchdringlichen Wand, die sich in beide Richtungen erstreckte. Brendan fluchte halblaut.
    »Leute!«, brüllte er nach hinten. »Wir müssen uns den Weg freischneiden.«
    Sogleich machten sich alle mit ihren Schwertern, Sensen, Sägen und Gartenscheren über die Büsche her – doch vergeblich. Je weiter sie in das Gestrüpp vordrangen, desto stärker schienen die Sträucher sich ihnen zu widersetzen; mit ihren scharfen, krallenartigen Dornen rissen sie an den Uniformen und Kleidern. Endlich gab Brendan auf und kehrte in das Gehölz zurück. Er hatte sich die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrempelt, und seine Unterarme
waren von roten Kratzern übersät, während in seinem Bart einige Blätter hingen.
    »So ein verdammter Mist!«, fluchte er. »Ich hätte es wissen müssen – seit Jahren war ich nicht mehr im Hain. Das Dickicht da muss in der Zwischenzeit gewachsen sein.«
    Da fiel Prue wieder ihre Begegnung mit Iris, der jungen Schülerin, und dem geflochtenen Grasbüschel ein. »Iphigenia«, sagte sie. »Wir sollten Iphigenia holen.«
    Brendan sah sie skeptisch an. »Was soll sie denn machen, es wegmeditieren?«
    »Wart’s ab«, erwiderte Prue. »Lass mich einfach Iphigenia suchen.«
    Brendan legte die Hände auf die Knie und senkte für einen Moment den Kopf – der Schweiß floss ihm in Strömen von der Stirn und glitzerte auf seiner seltsamen Tätowierung. »Von mir aus«, sagte er dann und fügte hinzu: »Aber beeil dich. Wir haben kaum noch Zeit.«
    Prue klappte den Fahrradständer ein und fuhr rasant den Weg hinunter. Die Reihe der Soldaten reichte bis zu den Serpentinen, die zum Bach führten, und alle starrten sie mit großen Augen an, als sie vorbeiflitzte. Die letzten beiden Kurven kürzte sie durch zwei kleine Sprünge ab, und dann raste sie über die kleine Brücke, bis sie das Grüppchen Wohnwagen erreicht hatte, das sich mühsam über den Pfad quälte.

    »Iphigenia!«, rief sie vor dem ersten Gefährt.
    Da öffnete sich eine kleine Tür hinter dem Fahrersitz, auf dem ein Dachs in langem Gewand saß, und der Kopf der Ältesten Mystikerin tauchte über der Schulter des Wagenlenkers auf. »Was ist denn los?«, fragte sie. »Warum halten wir an?«
    Prue war noch ganz außer Atem. »Sie brauchen dich«, keuchte sie. »Oben … oben am Kamm.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Brombeergestrüpp«, erklärte Prue. »Wir kommen nicht durch. Ich dachte mir, du könntest es vielleicht bitten, na ja, Platz zu machen.«

    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Iphigenia, als sie oben am Grat ankam. »Uns läuft die Zeit davon. Die Sonne erreicht ihren Zenit.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Brendan. »Aber wir sind in Schwierigkeiten geraten. Dieses Brombeergestrüpp ist undurchdringlich – und außen herum zu gehen, würde viel zu lange dauern. Das Mädchen meinte, du könntest in der Sache

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