Wilhelm Busch
oftmals nicht dazu.
Die Ballade von den sieben Schneidern
Es hatten sieben Schneider gar einen grimmen Mut;
Sie wetzten ihre Scheren und dürsteten nach Blut.
Dort auf der breiten Heide lief eine Maus daher,
Und wär sie nicht gelaufen, so lebte sie nicht mehr.
Und zu derselben Stunde (es war um halber neun)
Sah dieses mit Entsetzen ein altes Mütterlein.
Die Schneider mit den Scheren, die kehrten sich herum,
Sie stürzten auf die Alte mit schrecklichem Gebrumm.
„Heraus nun mit dem Gelde! Da hilft kein Ach und Weh!“
Das Mütterlein, das alte, das kreischte: „Ach herrje!“
Ein Geißbock kam geronnen, so schnell er eben kann,
Und stieß mit seinem Horne den letzten Schneidersmann.
Da fielen sieben Schneider pardauz auf ihre Nas
Und lagen beieinander maustot im grünen Gras.
Und sieben Schneiderseelen, die sah man aufwärts Schwirrn,
Sie waren anzuschauen wie sieben Fäden Zwirn.
Der Teufel kam geflogen, wie er es meistens tut,
Und fing die sieben Seelen in seinem Felbelhut.
Der Teufel, sehr verdrießlich, dem war der Fang zu klein,
Drum schlug er in die Seelen gleich einen Knoten drein.
Er hängt das leichte Bündel an eine dürre Lind’,
Da pfeifen sie gar kläglich, piep, piep, im kühlen Wind.
Und zieht ein Wandrer nächtlich durch dieses Waldrevier,
So denkt er bei sich selber: Ei, ei, wer pfeift denn hier?
Der Bauer und der Windmüller
Die Luft ist kühl, es weht der Wind;
Der Bauer zieht zur Mühl’ geschwind.
Ei, denkt der brave Bauersmann,
Da bind ich meinen Esel an.
Der böse Müller hat’s gesehn
Und läßt sogleich die Mühle gehn.
Den Esel zieht es fort, o Graus!
Der Müller
guckt zum Loch heraus.
Am Schwanz hängt sich der Bauer an,
Was ihm jedoch nichts helfen kann.
Denn sich,
die Haare halten nicht –
Bums! liegt er da,
der arme Wicht.
Der Müller aber mit Vergnügen
Sieht in der Luft den Esel fliegen.
Indessen haut dem Bäuerlein
Ein Flügel an das rechte Bein.
Jetzt endlich bleibt die Mühle stehn,
Doch um den Esel ist’s geschehn.
Hier siehst du nun auf einem Karrn
Den Abgeschiednen heimwärts fahrn.
Und als der Bauer kam nach Haus,
Fuhr seine Frau zur Tür heraus.
Mit einem Besen, groß und lang,
Macht sie dem Bauer angst und bang.
Der Bauer nimmt die Säge
Und wehrt sich ab die Schläge.
Ein Sägezahn trifft ganz genau
Ins Nasenloch der Bauersfrau,
Die Nase blutet fürchterlich,
Der Bauer denkt: Was kümmert’s mich!
Zur Mühle geht der Bauersmann
Und fängt sogleich zu sägen an.
Racksknacks!
Da bricht die Mühle schon –
Das war des bösen Müllers Lohn.
Der böse Müller aber kroch
Schnell aus dem offnen Mühlenloch.
Das Rabennest
Zwei Knaben, jung und heiter,
Die tragen eine Leiter.
Im Nest die jungen Raben,
Die werden wir gleich haben.
Da fällt die Leiter um im Nu,
Die Raben sehen munter zu.
Sie schreien im Vereine!
Man sieht nur noch die Beine!
Der Jäger kommt an diesen Ort
Und spricht zu seinem Hund: „Apport!“
Den Knaben apportiert der Hund,
Der Jäger hat die Pfeif’ im Mund.
Nun hole auch den andern her!
Der Schlingel aber will nicht mehr.
Der Jäger muß sich selbst bemühn,
Den Knaben aus dem Sumpf zu ziehn.
Zur Hälfte sind die Knaben
So schwarz als wie die Raben.
Der Hund und auch der Jägersmann,
Die haben schwarze Stiefel an.
Die Raben in dem Rabennest
Sind aber kreuzfidel gewest.
Der Lohn einer guten Tat
(E INE WAHRE G ESCHICHTE )
Wenn man von dem Lohn der Tueend
Hin und wieder was erfährt,
So ist das im allgemeinen
Jedenfalls nur wünschenswert.
Aber so was kann mich ärgern,
Wenn man in der Zeitung sieht,
Was dem Johann Luenicka
Für sein gutes Werk geschieht.
Von Geburt aus Leitomischl,
Handwerksbursche von Metier,
Kam er auch auf seiner Reise
Einst an einen großen See.
Plötzlich sieht er einen Knaben,
Welcher etwa dreizehn Jahr,
Und, nachdem er sich gebadet,
Eben beim Ertrinken war.
Dieses kann Johann nicht leiden,
Stürzt sich mutig in die Flut,
Faßt das Kind beim linken Beine,
Aber ach! verliert den Hut.
Erst jedoch, nachdem er alle
Rettungsmittel angewandt,
Fühlt er mittelst seiner Hände,
Daß er seinen Hut nicht fand.
Unbemittelt und vertrauend
Auf das Werk, das er getan,
Hält er bei der Ortsgemeinde
Höflich um Belohnung an.
Hier nimmt man das Anersuchen
Auch sogleich zu Protokoll
Und berichtet an das Kreisamt,
Wie man sich verhalten soll.
Von dem Kreisamt schreibt man wieder,
Und der
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