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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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ich mir in meinem Innern
    Mit furchtbarm Eidschwur, den nur Gott gehört,
    Daß meines nächsten Schusses erstes Ziel
    Dein Herz seyn sollte – Was ich mir gelobt
    In jenes Augenblickes Höllenqualen,
    Ist eine heilge Schuld, ich will sie zahlen.
     
    Du bist mein Herr und meines Kaisers Vogt,
    Doch nicht der Kaiser hätte sich erlaubt
    Was du – Er sandte dich in diese Lande,
    Um Recht zu sprechen – strenges, denn er zürnet –
    Doch nicht um mit der mörderischen Lust
    Dich jedes Greuels straflos zu erfrechen,
    Es lebt ein Gott zu strafen und zu rächen.
     
    Komm du hervor, du Bringer bittrer Schmerzen,
    Mein theures Kleinod jezt, mein höchster Schatz –
    Ein Ziel will ich dir geben, das bis jezt
    Der frommen Bitte undurchdringlich war –
    |187| Doch dir soll es nicht widerstehn – Und du
    Vertraute Bogensehne, die so oft
    Mir treu gedient hat in der Freude Spielen,
    Verlaß mich nicht im fürchterlichen Ernst.
    Nur jezt noch halte fest du treuer Strang,
    Der mir so oft den herben Pfeil beflügelt –
    Entränn er jetzo kraftlos meinen Händen,
    Ich habe keinen zweiten zu versenden.
    (Wanderer gehen über die Scene)
     
    Auf dieser Bank von Stein will ich mich setzen,
    Dem Wanderer zur kurzen Ruh bereitet –
    Denn hier ist keine Heimat   – Jeder treibt
    Sich an dem andern rasch und fremd vorüber,
    Und fraget nicht nach seinem Schmerz   – Hier geht
    Der sorgenvolle Kaufmann und der leicht
    Geschürzte Pilger – der andächtge Mönch,
    Der düstre Räuber und der heitre Spielmann,
    Der Säumer mit dem schwer beladnen Roß,
    Der ferne her kommt von der Menschen Ländern,
    Denn jede Straße führt ans End der Welt.
    |188| Sie alle ziehen ihres Weges fort
    An ihr Geschäft – und Meines ist der Mord!
    (sezt sich)
     
    Sonst wenn der Vater auszog, liebe Kinder,
    Da war ein Freuen, wenn er wieder kam,
    Denn niemals kehrt’ er heim, er bracht’ euch etwas,
    Wars eine schöne Alpenblume, wars
    Ein seltner Vogel oder Ammonshorn,
    Wie es der Wandrer findet auf den Bergen –
    Jezt geht er einem andern Waidwerk nach,
    Am wilden Weg sizt er mit Mordgedanken,
    Des Feindes Leben ists, worauf er lauert.
    – Und doch an euch nur denkt er, lieben Kinder,
    Auch jezt – Euch zu vertheidgen, eure holde Unschuld
    Zu schützen vor der Rache des Tyrannen
    Will er zum Morde jezt den Bogen spannen!
    (steht auf)
    Ich laure auf ein edles Wild   – Läßt sichs
    Der Jäger nicht verdrießen, Tage lang
    Umher zu streifen in des Winters Strenge,
    Von Fels zu Fels den Wagesprung zu thun,
    |189| Hinan zu klimmen an den glatten Wänden,
    Wo er sich anleimt mit dem eignen Blut,
    – Um ein armselig Gratthier zu erjagen.
    Hier gilt es einen köstlicheren Preiß,
    Das Herz des Todfeinds, der mich will verderben.
     
    (Man hört von ferne eine heitre Musik, welche sich nähert)
     
    Mein ganzes Lebenlang hab ich den Bogen
    Gehandhabt, mich geübt nach Schützenregel,
    Ich habe oft geschossen in das Schwarze,
    Und manchen schönen Preiß mir heimgebracht
    Vom Freudenschießen   – Aber heute will ich
    Den Meisterschuß thun und das Beste mir
    Im ganzen Umkreis des Gebirgs gewinnen.
     
    (Eine Hochzeit zieht über die Scene und durch den Hohlweg hinauf. Tell betrachtet sie, auf seinen Bogen gelehnt, Stüssi der
     Flurschütz gesellt sich zu ihm.)
     
    STÜSSI
    Das ist der Klostermey’r von Mörlischachen,
    Der hier den Brautlauf hält – Ein reicher Mann,
    Er hat wohl zehen Senten auf den Alpen.
    Die Braut hohlt er jezt ab zu Imisee,
    |190| Und diese Nacht wird hoch geschwelgt zu Küßnacht.
    Kommt mit! ’s ist jeder Biedermann geladen.
     
    TELL
    Ein ernster Gast stimmt nicht zum Hochzeithaus.
     
    STÜSSI
    Drückt euch ein Kummer, werft ihn frisch vom Herzen,
    Nehmt mit was kommt, die Zeiten sind jezt schwer.
    Drum muß der Mensch die Freude leicht ergreifen.
    Hier wird gefreit und anderswo begraben.
     
    TELL
    Und oft kommt gar das eine zu dem andern.
     
    STÜSSI
    So geht die Welt nun. Es giebt allerwegen
    Unglücks genug – Ein Ruffi ist gegangen
    Im Glarner Land und eine ganze Seite
    Vom Glärnisch eingesunken.
     
    TELL
    Wanken auch
    Die Berge selbst? Es steht nichts fest auf Erden.
     
    STÜSSI
    Auch anderswo vernimmt man Wunderdinge.
    |191| Da sprach ich einen, der von Baden kam.
    Ein Ritter wollte zu dem König reiten,
    Und unterwegs begegnet ihm ein Schwarm
    Von Hornissen, die fallen auf sein Roß,
    Daß es für Marter todt zu Boden sinkt,
    Und er zu Fuße ankommt bei dem König.
     
    TELL
    Dem Schwachen ist

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