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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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(treten zurück)
    Wir ihn berühren, welchen Gott geschlagen!
     
    RUDOLPH DER HARRAS
    Fluch treff euch und Verdammniß!
    (zieht das Schwert)
     
    STÜSSI
(fällt ihm in den Arm)
    Wagt es Herr!
    Eu’r Walten hat ein Ende. Der Tyrann
    Des Landes ist gefallen. Wir erdulden
    Keine Gewalt mehr. Wir sind freie Menschen.
     
    |204| ALLE
(tumultuarisch)
    Das Land ist frei.
     
    RUDOLPH DER HARRAS
    Ist es dahin gekommen?
    Endet die Furcht so schnell und der Gehorsam?
    (zu den Waffenknechten, die hereindringen)
    Ihr seht die grausenvolle That des Mords
    Die hier geschehen – Hülfe ist umsonst –
    Vergeblich ists, dem Mörder nachzusetzen.
    Uns drängen andre Sorgen   – Auf, nach Küßnacht,
    Daß wir dem Kaiser seine Veste retten!
    Denn aufgelößt in diesem Augenblick
    Sind aller Ordnung, aller Pflichten Bande,
    Und keines Mannes Treu ist zu vertrauen.
    (indem er mit den Waffenknechten abgeht, erscheinen sechs barmherzige Brüder)
     
    ARMGART
    Platz! Platz! da kommen die barmherzgen Brüder.
     
    STÜSSI
    Das Opfer liegt – Die Raben steigen nieder.
     
    |205| BARMHERZIGE BRÜDER.
(schließen einen Halbkreis um den Todten und singen in tiefem Ton)
    Rasch tritt der Tod den Menschen an,
    Es ist ihm keine Frist gegeben,
    Es stürzt ihn mitten in der Bahn,
    Es reißt ihn fort vom vollen Leben,
    Bereitet oder nicht, zu gehen,
    Er muß vor seinen Richter stehen!
     
    (indem die lezten Zeilen wiederhohlt werden fällt der Vorhang)

FÜNFTER AUFZUG
    ERSTE SCENE
    Oeffentlicher Platz bei Altorf. Im Hintergrunde rechts die Veste Zwing Uri mit dem noch stehenden Baugerüste, wie in der dritten
     Scene des ersten Aufzugs; links eine Aussicht in viele Berge hinein, auf welchen allen Signalfeuer brennen. Es ist eben Tagesanbruch,
     Glocken ertönen aus verschiedenen Fernen.
     
    RUODI, KUONI, WERNI, MEISTER STEINMETZ
und viele andre Landleute, auch Weiber und Kinder.
     
    RUODI
    Seht ihr die Feuersignale auf den Bergen?
     
    STEINMETZ
    Hört ihr die Glocken drüben überm Wald?
     
    RUODI
    Die Feinde sind verjagt.
     
    STEINMETZ
    Die Burgen sind erobert.
     
    RUODI
    Und wir im Lande Uri dulden noch
    Auf unserm Boden das Tyrannenschloß?
    Sind wir die lezten, die sich frei erklären?
     
    |207| STEINMETZ
    Das Joch soll stehen, das uns zwingen wollte?
    Auf, reißt es nieder!
     
    ALLE
    Nieder! Nieder! Nieder!
     
    RUODI
    Wo ist der Stier von Uri?
     
    STIER VON URI 
    Hier. Was soll ich?
     
    RUODI
    Steigt auf die Hochwacht, blaßt in euer Horn,
    Daß es weitschmetternd in die Berge schalle,
    Und jedes Echo in den Felsenklüften
    Aufweckend, schnell die Männer des Gebirgs
    Zusammenrufe.
     
    (Stier von Uri geht ab. Walther Fürst kommt)
     
    WALTHER FÜRST
    Haltet Freunde! Haltet!
    Noch fehlt uns Kunde was in Unterwalden
    Und Schwytz geschehen. Laßt uns Boten erst
    Erwarten.
     
    |208| RUODI
    Was erwarten? Der Tyrann
    Ist todt, der Tag der Freiheit ist erschienen.
     
    STEINMETZ
    Ists nicht genug an diesen flammenden Boten,
    Die rings herum auf allen Bergen leuchten?
     
    RUODI
    Kommt alle, kommt, legt Hand an, Männer und Weiber!
    Brecht das Gerüste! Sprengt die Bogen! Reißt
    Die Mauern ein! Kein Stein bleib auf dem andern.
     
    STEINMETZ
    Gesellen kommt! Wir habens aufgebaut,
    Wir wissens zu zerstören.
     
    ALLE
    Kommt! Reißt nieder.
    (Sie stürzen sich von allen Seiten auf den Bau)
     
    WALTHER FÜRST
    Es ist im Lauf. Ich kann sie nicht mehr halten.
     
    Melchthal und Baumgarten kommen
     
    MELCHTHAL
    Was? Steht die Burg noch und Schloß Sarnen liegt
    In Asche und der Roßberg ist gebrochen?
     
    |209| WALTHER FÜRST
    Seid ihr es Melchthal? Bringt ihr uns die Freiheit?
    Sagt! Sind die Lande alle rein vom Feind?
     
    MELCHTHAL
(umarmt ihn)
    Rein ist der Boden. Freut euch, alter Vater!
    In diesem Augenblicke, da wir reden,
    Ist kein Tyrann mehr in der Schweitzer Land.
     
    WALTHER FÜRST
    O sprecht, wie wurdet ihr der Burgen mächtig?
     
    MELCHTHAL
    Der Rudenz war es, der das Sarner Schloß
    Mit mannlich kühner Wagethat gewann,
    Den Roßberg hatt’ ich Nachts zuvor erstiegen.
    – Doch höret, was geschah. Als wir das Schloß
    Vom Feind geleert, nun freudig angezündet,
    Die Flamme prasselnd schon zum Himmel schlug,
    Da stürzt der Diethelm, Geßlers Bub, hervor,
    Und ruft, daß die Brunekerinn verbrenne.
     
    WALTHER FÜRST
    Gerechter Gott!
     
    (Man hört die Balken des Gerüstes stürzen)
     
    |210| MELCHTHAL
    Sie war es selbst, war heimlich
    Hier eingeschlossen auf des Vogts Geheiß.
    Rasend erhub sich Rudenz –

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