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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Tyrannei?
    Wenn erst der Boden rein ist von dem Feind,
    Dann wollen wirs in Frieden schon vergleichen.
    (nachdem er einen Augenblick inne gehalten)
    Ihr schweigt? Ihr habt mir nichts zu sagen? Wie!
    |181| Verdien’ ichs noch nicht, daß ihr mir vertraut?
    So muß ich wider euren Willen mich
    In das Geheimniß eures Bundes drängen.
    – Ihr habt getagt – geschworen auf dem Rütli –
    Ich weiß – weiß alles, was ihr dort verhandelt,
    Und was mir nicht von euch vertrauet ward,
    Ich habs bewahrt gleich wie ein heilig Pfand.
    Nie war ich meines Landes Feind, glaubt mir,
    Und niemals hätt’ ich gegen euch gehandelt.
    – Doch übel thatet ihr, es zu verschieben,
    Die Stunde dringt und rascher That bedarfs –
    Der Tell ward schon das Opfer eures Säumens –
     
    STAUFFACHER
    Das Christfest abzuwarten schwuren wir.
     
    RUDENZ
    Ich war nicht dort, ich hab nicht mit geschworen.
    Wartet ihr ab, ich handle.
     
    MELCHTHAL
    Was? Ihr wolltet –
     
    |182| RUDENZ
    Des Landes Vätern zähl’ ich mich jezt bei,
    Und meine erste Pflicht ist, euch zu schützen.
     
    WALTHER FÜRST
    Der Erde diesen theuren Staub zu geben,
    Ist eure nächste Pflicht und heiligste.
     
    RUDENZ
    Wenn wir das Land befreit, dann legen wir
    Den frischen Kranz des Siegs ihm auf die Bahre.
    – O Freunde! Eure Sache nicht allein,
    Ich habe meine eigne auszufechten
    Mit dem Tyrannen   – Hört und wißt! Verschwunden
    Ist meine Bertha, heimlich weggeraubt,
    Mit kecker Frevelthat aus unsrer Mitte!
     
    STAUFFACHER
    Solcher Gewaltthat hätte der Tyrann
    Wider die freie Edle sich verwogen?
     
    RUDENZ
    O meine Freunde! Euch versprach ich Hülfe,
    Und ich zuerst muß sie von euch erflehn.
    Geraubt, entrissen ist mir die Geliebte,
    |183| Wer weiß, wo sie der Wüthende verbirgt,
    Welcher Gewalt sie frevelnd sich erkühnen,
    Ihr Herz zu zwingen zum verhaßten Band!
    Verlaßt mich nicht, o helft mir sie erretten –
    Sie liebt euch, o sie hats verdient ums Land,
    Daß alle Arme sich für sie bewaffnen –
     
    WALTHER FÜRST
    Was wollt ihr unternehmen?
     
    RUDENZ
    Weiß ichs? Ach!
    In dieser Nacht, die ihr Geschick umhüllt,
    In dieses Zweifels ungeheurer Angst,
    Wo ich nichts festes zu erfassen weiß,
    Ist mir nur dieses in der Seele klar:
    Unter den Trümmern der Tyrannenmacht
    Allein kann sie hervor gegraben werden,
    Die Vesten alle müssen wir bezwingen,
    Ob wir vielleicht in ihren Kerker dringen.
     
    MELCHTHAL
    Kommt, führt uns an. Wir folgen euch. Warum
    Bis Morgen sparen, was wir heut vermögen?
    |184| Frei war der Tell, als wir im Rütli schwuren,
    Das Ungeheure war noch nicht geschehen.
    Es bringt die Zeit ein anderes Gesetz,
    Wer ist so feig, der jezt noch könnte zagen!
     
    RUDENZ
(zu Stauffacher und Walther Fürst)
    Indeß bewaffnet und zum Werk bereit
    Erwartet ihr der Berge Feuerzeichen,
    Denn schneller als ein Botensegel fliegt,
    Soll euch die Botschaft unsers Siegs erreichen,
    Und seht ihr leuchten die willkommnen Flammen,
    Dann auf die Feinde stürzt, wie Wetters Strahl,
    Und brecht den Bau der Tyranney zusammen.
    (gehen ab)

DRITTE SCENE
    Die hohle Gasse bei Küßnacht. Man steigt von hinten zwischen Felsen herunter und die Wanderer werden, ehe sie auf der Scene
     erscheinen, schon von der Höhe gesehen. Felsen umschliessen die ganze Scene, auf einem der vordersten ist ein Vorsprung mit
     Gesträuch bewachsen.
     
    Tell
(tritt auf mit der Armbrust)
    Durch diese hohle Gasse muß er kommen,
    |185| Es führt kein andrer Weg nach Küßnacht   – Hier
    Vollend ichs – Die Gelegenheit ist günstig.
    Dort der Hollunderstrauch verbirgt mich ihm,
    Von dort herab kann ihn mein Pfeil erlangen,
    Des Weges Enge wehret den Verfolgern.
    Mach deine Rechnung mit dem Himmel Vogt,
    Fort must du, deine Uhr ist abgelaufen.
     
    Ich lebte still und harmlos – Das Geschoß
    War auf des Waldes Thiere nur gerichtet,
    Meine Gedanken waren rein von Mord –
    Du hast aus meinem Frieden mich heraus
    Geschreckt, in gährend Drachengift hast du
    Die Milch der frommen Denkart mir verwandelt,
    Zum Ungeheuren hast du mich gewöhnt –
    Wer sich des Kindes Haupt zum Ziele sezte,
    Der kann auch treffen in das Herz des Feinds.
     
    Die armen Kindlein, die unschuldigen,
    Das treue Weib muß ich vor deiner Wuth
    Beschützen, Landvogt   – Da, als ich den Bogenstrang
    Anzog – als mir die Hand erzitterte –
    |186| Als du mit grausam teufelischer Lust
    Mich zwangst, aufs Haupt des Kindes anzulegen –
    Als ich ohnmächtig flehend rang vor dir,
    Damals gelobt’

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