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Wilhelm Tell

Titel: Wilhelm Tell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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mir der Vogt den Mann zurückgegeben!
    Schon in den sechsten Mond liegt er im Thurm,
    Und harret auf den Richterspruch vergebens.
     
    |198| GESSLER
    Weib, wollt ihr mir Gewalt anthun, hinweg.
     
    ARMGART
    Gerechtigkeit, Landvogt! Du bist der Richter
    Im Lande an des Kaisers Statt und Gottes.
    Thu deine Pflicht! So du Gerechtigkeit
    Vom Himmel hoffest, so erzeig sie uns.
     
    GESSLER
    Fort, schafft das freche Volk mir aus den Augen.
     
    ARMGART
(greift in die Zügel des Pferdes)
    Nein, nein, ich habe nichts mehr zu verlieren.
    – Du kommst nicht von der Stelle Vogt, bis du
    Mir Recht gesprochen – Falte deine Stirne,
    Rolle die Augen wie du willst – Wir sind
    So grenzenlos unglücklich, daß wir nichts
    Nach deinem Zorn mehr fragen –
     
    GESSLER
    Weib, mach Platz,
    Oder mein Roß geht über dich hinweg.
     
    |199| ARMGART
    Laß es über mich dahin gehn – da –
    (sie reißt ihre Kinder zu Boden und wirft sich mit ihnen ihm in den Weg)
    Hier lieg ich
    Mit meinen Kindern   – Laß die armen Waisen
    Von deines Pferdes Huf zertreten werden,
    Es ist das Aergste nicht, was du gethan –
     
    RUDOLPH
    Weib, seid ihr rasend?
     
    ARMGART
(heftiger fortfahrend)
    Tratest du doch längst
    Das Land des Kaisers unter deine Füße!
    – O ich bin nur ein Weib! Wär ich ein Mann,
    Ich wüßte wohl was besseres, als hier
    Im Staub zu liegen –
     
    (Man hört die vorige Musik wieder auf der Höhe des Wegs, aber gedämpft)
     
    GESSLER
    Wo sind meine Knechte?
    Man reisse sie von hinnen oder ich
    Vergesse mich und thue was mich reuet.
     
    |200| RUDOLPH
    Die Knechte können nicht hindurch, o Herr,
    Der Hohlweg ist gesperrt durch eine Hochzeit.
     
    GESSLER
    Ein allzumilder Herrscher bin ich noch
    Gegen dieß Volk – die Zungen sind noch frei,
    Es ist noch nicht ganz wie es soll gebändigt –
    Doch es soll anders werden, ich gelob es,
    Ich will ihn brechen diesen starren Sinn,
    Den kecken Geist der Freiheit will ich beugen.
    Ein neu Gesetz will ich in diesen Landen
    Verkündigen   – Ich will –
    (ein Pfeil durchbohrt ihn, er fährt mit der Hand ans Herz und will sinken. Mit matter Stimme)
    Gott sei mir gnädig!
     
    RUDOLPH
    Herr Landvogt   – Gott was ist das? Woher kam das?
     
    ARMGART
(auffahrend)
    Mord! Mord! Er taumelt, sinkt! Er ist getroffen!
     
    RUDOLPH
(springt vom Pferde)
    Welch gräßliches Ereigniß   – Gott – Herr Ritter –
    |201| Ruft die Erbarmung Gottes an – Ihr seid
    Ein Mann des Todes!–
     
    GESSLER
    Das ist Tells Geschoß.
    (ist vom Pferd herab dem Rudolph Harras in den Arm gegleitet und wird auf der Bank niedergelassen)
     
    TELL
(erscheint oben auf der Höhe des Felsen)
    Du kennst den Schützen, suche keinen andern!
    Frei sind die Hütten, sicher ist die Unschuld
    Vor dir, du wirst dem Lande nicht mehr schaden.
    (verschwindet von der Höhe. Volk stürzt herein)
     
    STÜSSI
(voran)
    Was giebt es hier? Was hat sich zugetragen?
     
    ARMGART
    Der Landvogt ist von einem Pfeil durchschossen.
     
    VOLK
(im Hereinstürzen)
    Wer ist erschossen?
    (indem die vordersten von dem Brautzug auf die Scene kommen sind die hintersten noch auf der Höhe, und die Musik geht fort)
     
    |202| RUDOLPH DER HARRAS
    Er verblutet sich.
    Fort, schaffet Hilfe! Sezt dem Mörder nach!
    – Verlorner Mann, so muß es mit dir enden,
    Doch meine Warnung wolltest du nicht hören!
     
    STÜSSI
    Bei Gott! da liegt er bleich und ohne Leben!
     
    VIELE STIMMEN
    Wer hat die That gethan?
     
    RUDOLPH DER HARRAS
    Raßt dieses Volk,
    Daß es dem Mord Musik macht? Laßt sie schweigen.
    (Musik bricht plötzlich ab, es kommt noch mehr Volk nach)
    Herr Landvogt, redet, wenn ihr könnt – Habt ihr
    Mir nichts mehr zu vertraun?
    (Geßler giebt Zeichen mit der Hand, die er mit Heftigkeit wiederholt, da sie nicht gleich verstanden werden)
    Wo soll ich hin?
    – Nach Küßnacht? – Ich versteh euch nicht – O werdet
    Nicht ungeduldig – Laßt das Irdische,
    Denkt jezt, euch mit dem Himmel zu versöhnen.
    (die ganze Hochzeitgesellschaft umsteht den Sterbenden mit einem fühllosen Grausen)
     
    |203| STÜSSI
    Sieh wie er bleich wird – Jezt, jezt tritt der Tod
    Ihm an das Herz – die Augen sind gebrochen.
     
    ARMGART
(hebt ein Kind empor)
    Seht Kinder, wie ein Wütherich verscheidet!
     
    RUDOLPH DER HARRAS
    Wahnsinnge Weiber, habt ihr kein Gefühl,
    Daß ihr den Blick an diesem Schreckniß weidet?
    – Helft   – Leget Hand an – Steht mir niemand bei,
    Den Schmerzenspfeil ihm aus der Brust zu ziehn?
     
    WEIBER

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