Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
Vom Netzwerk:
Zeit angestarrt, aber jetzt legte er den Kopf zur Seite. »Ich hab doch gleich gewusst, dass an dir irgendwas seltsam ist, Kleiner. Du bist ein Halbblut, stimmt’s?« Ich hörte ein leises Zischen unter seiner Weste, dann tauchte ein Schlangenkopf auf und fixierte mich mit seinen Knopfaugen.
    Er war meiner Frage ausgewichen, und das gefiel mir nicht, aber ich gab ihm trotzdem eine Antwort. »Mein Pa war ein Mensch und meine Ma eine grünhäutige Elfe.«
    »Verstehe«, sagte er und schob die Schlange mit einer schnellen Handbewegung wieder unter die Weste.
    »Hat man Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches berichtet?«, bohrte Jez noch einmal nach.
    »Nein, hat man nicht.«
    Daraufhin ging er gemächlich zu dem Glaskasten, der mir schon beim Betreten des Büros aufgefallen war. Aber das Modell des östlichen Arms hatte mich zunächst mehr fasziniert. In dem Kasten lag ein abgestorbener Ast. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte ich, dass sich da etwas um den Ast ringelte, etwas, was mich aus gelben Augen mit hypnotischem Blick anstarrte … es war noch eine Schlange. Aber sie wuchs nicht zu Hox’ Bauch heraus. Es war vielmehr eine giftige Felsenschlange. Dann klappte Hox eine kleine Kiste neben dem Glaskasten auf und holte einen verschrumpelten Finger heraus! Der Schreck fuhr mir durch sämtliche Glieder. Der Troll hob den Deckel des Glaskastens an und ließ den Finger hineinfallen. Das Tier schlang den Bissen in einem Stück hinunter.

    »Soweit ich weiß, gab es auf der Mitternachtsverbindung in die Westwälder keinerlei außergewöhnliche Vorfälle«, sagte Hox dann. »Der Lokomotivführer hat nur von einigen Beben auf dem westlichen Arm und einem Streit zwischen betrunkenen Schlangenpokerspielern in einem der Waggons berichtet.« Er warf einen Blick auf die Felsenschlange. »Wenn ihr kurz warten wollt, dann frage ich noch einmal bei meinen Mitarbeitern nach.«
    Ich nickte. »Das wäre nett.«
    Hox ging hinaus, und ich sah Jez an.
    »Was meinst du?«
    »Ich glaube, der lügt wie gedruckt.«
    »Hast du gesehen, was er der Schlange zu fressen gegeben hat?«
    »Das war doch ein Finger, oder? Ich hab gedacht, mich tritt ein Oger, als ich das gesehen hab.«
    »Ich auch.«
    Dann spürte ich, wie etwas an meinem Fuß vorbeiglitt.
    »
Aaaah!
Die Schlange!«, brüllte ich. Der Deckel saß schief auf dem Glaskasten! Dadurch hatte die Schlange herauskriechen können. Gegen den Biss der hochgiftigen Felsenschlange gab es kein Mittel, und es war ein grässlicher Tod: fürchterliche Schmerzen, Erbrechen, Krämpfe, und dann das Ende.
    Ohne nachzudenken, versetzte ich der Schlange einen Fußtritt, beförderte sie dadurch aber nur zu Jez hinüber. Geschmeidig wickelte sie sich um Jez’ Knöchel. Jez schrie auf und trat das Tier ebenfalls. Es rutschte einmal quer durch das Büro, drehte sich zu uns um und zischte laut. Es hatte ihr nicht gefallen, so getreten zu werden, und jetzt kam sie mit gierig entblößten Zähnen auf uns zugeglitten.
    Ich streckte ihr beide Hände entgegen und starrte sie wütend an. »Noch eine Bewegung, und ich mache ein Grillwürstchen aus dir. Dazu brauche ich bloß einen kleinen Feuerball. Ich warne dich, das ist kein Bluff.«
    Die Schlange erstarrte. Nur ihre Zunge stieß immer wieder durch die Luft. Sie starrte mich hypnotisch an, wie in Trance, und versuchte, in meine Gedanken einzudringen, um herauszufinden, ob ich die Wahrheit sagte oder nicht. Genau das machen Felsenschlangen auch während eines Schlangenpokerspiels. Dadurch versuchen sie, die Bluffer zu entlarven. Felsenschlangen ratter-schnattern normalerweise nicht, aber ich wusste, dass sie mich verstand. Ob ich sie wohl irgendwie dazu bringen konnte, mir zu erzählen, was in letzter Zeit in Hox’ Büro losgewesen war? Vielleicht wusste sie ja etwas über die Zerstörung des Forts.
    »Was ist das für eine Schlange?«, wollte Jez mit ihrem Messer in der Hand wissen.
    »Eine Felsenschlange. Ihr Biss ist tödlich. Keine Bewegung!«
    Ich hatte ein bisschen Zeit gewonnen, um den Feuerball herbeizuzaubern, aber es fiel mir schwer, mich zu konzentrieren, weil Jez und die Schlange mich so gespannt anstarrten. Das Gleiche war mir auch schon in Gung-Choux Village passiert. Ich hatte einen Trick geübt und konnte ihn eigentlich, aber als ich ihn dann Onkel Wilder Wolf zeigen wollte, ging es nicht mehr.
    Die Felsenschlange schien mein Zögern zu spüren. Sie setzte sich langsam in Bewegung, kroch auf ihrem schuppigen Bauch vorwärts und richtete sich auf, bis

Weitere Kostenlose Bücher