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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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Schläge einer Axt auf Holz, so als würden irgendwo ganz in der Nähe Bäume gefällt. Wer mochte hier, mitten im tiefsten Wald, wohl solche Geräusche verursachen? Mit behutsamen Schritten ging ich auf eine kleine Lichtung zu.
    Das Hacken wurde lauter und immer wieder von mürrischen Stimmen unterbrochen, Stimmen, die Erinnerungen an die Zinnmine von Deadrock in mir weckten. Dort hatte ich das letzte Mal einen Trupp von arbeitenden Trollen gehört. Und was sah ich, als ich jetzt aus dem Schatten eines dicken Sattelholzbaumes auf die schwachbeleuchtete Lichtung blickte? Einen Trupp von arbeitenden Trollen.
    Sie waren zu zehnt – allesamt Schlangenbauchtrolle, soweit ich das erkennen konnte. Sie waren schwer beschäftigt, schlugen ihre rasiermesserscharfen Äxte in die Stämme uralter Würgwurzel- und Sattelholzbäume und redeten, fluchten und lachten dabei ununterbrochen. Zwei besonders kräftige Trolle schnitten mit einer langen Doppelsäge eine tiefe Kerbe in den Stamm eines dieser hinterlistigen Bäume, der mich vorhin mit seinen Wurzeln festgehalten hatte. Aber ich sah, dass die Trolle zuerst die Wurzeln abgesägt hatten. So konnte der Baum ihnen nichts mehr anhaben.
    Während ich noch die Lichtung beobachtete, traf mich etwas Hartes durch den Hut am Hinterkopf. Ich hörte meinen eigenen Schrei und wurde vom Schmerz überwältigt. Ich weiß noch, dass ich in die Knie ging, dann wurde es schwarz um mich herum.
     
    Einige Zeit später schlug ich die Augen wieder auf. Mein Kopf dröhnte, und ich konnte nur verschwommen sehen. Ich blinzelte, und mir wurde schnell klar, dass ich immer noch auf der Lichtung war. Aber irgendwie mussten die Trolle in der Zwischenzeit geschrumpft sein, oder ich war während meiner Bewusstlosigkeit anderthalb Meter gewachsen. Ich blinzelte noch einmal. Jetzt spürte ich das dicke Seil, das sich in meine Arme und Beine fraß. Aha. Ich war gar nicht gewachsen. Vielmehr hatten sie mich an einen Sattelholzbaum gefesselt, ungefähr eine Pferdehöhe über dem Boden. Ich musste an Onkel Wilder Wolf denken, der gefesselt im Gefängnis saß. Jetzt wusste ich, wie ihm zu Mute sein musste. Ich hob den Blick und stellte voller Entsetzen fest, dass sie Jez auf ganz ähnliche Weise an einen anderen Baum gebunden hatten. Ein Troll trieb gerade seine Axt unterhalb ihrer Füße in den Stamm. Er wollte den Baum fällen!
    Irgendwo hinter mir murmelte eine Trollstimme: »Wenn wir erst die neue Kanone haben, dann geht das alles zehnmal so schnell. Dann schießen wir die dämlichen Bäume einfach um!«
    Der Troll, der Jez’ Baum fällte – ein großer, hässlicher Kerl mit einer Nase voller Warzen und Armen so dick wie Totempfähle –, merkte, dass ich aufgewacht war, und kam zu mir herübergeschlendert. Dabei klopfte er mit dem stumpfen Ende seiner Axt immer wieder in seine geöffnete Hand.
    »Kopfweh, Kleiner?«, sagte er hämisch grinsend. Unter seinem Hemd zappelte etwas. Ein schwarzer Schlangenkopf schob sich züngelnd zwischen den Hemdknöpfen hervor. Kleine Knopfaugen beobachteten mich aufmerksam.
    »Wer bist du?«, stöhnte ich, aber bei jedem Wort pochte es unerträglich in meinem Schädel.
    »Der letzte Troll, den du jemals sehen wirst, es sei denn, du sagst mir sofort, was du und deine kleine Freundin hier im Wald herumzuschnüffeln habt.«
    Er wirbelte die Axt durch die Luft, fing sie am Griff wieder auf und strich mit dem Daumen prüfend über die Klinge. Dann schwang er sie in Richtung meiner Beine. Einen schockstarren Augenblick lang dachte ich, er würde mir die Füße abschlagen, doch dann drang die Klinge eine Haaresbreite unterhalb meiner Stiefelsohlen mit einem dumpfem
Tschack
tief in den Baumstamm ein.

    Jetzt kamen noch mehr Trolle dazu. Sie hatten unseren kleinen Wortwechsel bemerkt und hofften vermutlich auf den einen oder anderen Blutstropfen, doch der große Troll blaffte sie an: »Zurück an die Arbeit. Wir haben keine Zeit, unnütz rumzustehen!«
    Ich sah ihm direkt in die Augen und rief: »Dieser Wald gehört den Elfen vom Gung-Choux-Stamm. Ihr habt kein Recht, die Bäume zu fällen!«
    »Ihr habt kein Recht, die Bäume zu fällen.«
Mit seltsam quietschender Stimme wiederholte der Troll meine Worte. »Wir haben alles Recht dieser Welt, Kleiner. Und außerdem, seit wann setzen sich Rancher für die Rechte der Elfen ein? Ich hab eigentlich erwartet, dass du dich freust, dass es mit dem Schienennetz auf dem östlichen Arm vorangeht.« Noch einmal rammte er die Axt mit voller

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