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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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Mein Herz trommelte wie rasend gegen meine Rippen, und mir wurde schlecht. Jetzt war es so weit … Jez und ich würden sterben, hier, inmitten des Würgwurzelwaldes, plattgedrückt von zwei Bäumen, unter denen wir niemals gefunden werden würden. Nein. Ich war ein Medizinmann. Onkel Wilder Wolf brauchte mich, genau wie Häuptling Rote Feder und der Stamm der Elfen. Ich machte die Augen zu und konzentrierte mich. Schon kurze Zeit später spürte ich meine Hände heiß werden.
    »Baum fällt!«, rief der Troll. Die Schlange streckte laut zischend wieder den Kopf unter seinem Hemd hervor. »Und tschüs, Kleiner! Für einen Grabstein wird’s wohl nicht reichen. Das Beste, was ich bieten kann, sind ein paar Eisenbahnschienen in Standardbreite. Und jedes Mal, wenn der Klippenflitzer über dein Grab rattert, werden deine Knochen zittern.« Dann lachte er höhnisch und trat zurück.
    Während der Baum nach vorne kippte und meine Handfläche immer heißer wurde, spürte ich, wie das Seil, das meine Arme und Beine fesselte, erschlaffte. Mein Herz machte einen Sprung wie ein Waldfrosch, und ich riss und zerrte und kämpfte mich frei. Das Seil fiel zu Boden, und ich landete genau in der Falllinie des Baumes.
    Der Feuerball war jetzt zu seiner vollen Größe angewachsen. Ich krabbelte zu Jez hinüber, während der riesige Sattelholzbaum hinter mir auf den Boden krachte, und schleuderte den Feuerball auf ihre Fesseln. Sekunden später war sie frei.
    Wir rannten los.
    Ich warf noch einen schnellen Blick zurück und sah, wie der Troll, der versucht hatte, uns umzubringen, zusammen mit ein paar anderen die Verfolgung aufnahm. »Bei allen guten Geistern! Wir sind noch nicht in Sicherheit. Die Schlangenbäuche sind hinter uns her.«
    »Aber jetzt wissen wir wenigstens, dass dieser Hox uns glatt angelogen hat«, keuchte Jez.
    »Ja, genau, und wie! Die Trolle arbeiten alle für Hox. Sie fällen Bäume für die Strecke nach Blackwater. Das ist illegal.«
    Wir stürmten durch den Wald, sprangen über krumme Würgwurzeln und duckten uns unter niedrigen Ästen hindurch. Ich hoffte, dass die Trolle irgendwann müde wurden und aufgaben. Besonders fit sahen sie jedenfalls nicht aus. Dann hörte ich, wie der große Troll die anderen anschnauzte, und drehte mich um. Ein paar Trolle waren in ein Loch im Boden gestürzt, vielleicht die Fallgrube eines Wolferers. Sie waren gerade dabei, wieder herauszuklettern. Deswegen war im Moment nur noch der Große hinter uns her, aber der kam immer näher.
    »Schneller, Jez, schneller«, stieß ich atemlos hervor, obwohl ich eigentlich selbst nicht schneller konnte. Bei jedem Schritt dröhnte mir der Schädel, und manchmal hatte ich sogar das Gefühl, als würde ich gleich ohnmächtig werden. Hin und wieder sagte Jez »Hierhin« oder »Da entlang«, und ich widersprach ihr nicht. Hier gab es keinen richtigen oder falschen Weg, es gab nur die Flucht vor dem Schlangenbauchtroll.
    Mit heiserer Stimme rief er uns hinterher: »Kommt sofort zurück, ihr kleinen Satansbraten, sonst ziehe ich euch bei lebendigen Leib das Fell über die Ohren! Ich hätte dir gleich den Kopf abschlagen sollen, du verflixtes Halbblut, anstatt meine Kraft an diesen Baumstamm zu vergeuden.«
    Jez stieß einen lauten Schrei aus, als die Axt des Trolls dicht an meinem Hut vorbeisauste und sich krachend in einen Baum bohrte. Dieser Schlangenbauch war wirklich zu allem entschlossen.
    Die Bäume schienen jetzt nicht mehr ganz so dicht zu stehen, und es wurde auch spürbar heller. Schon bald erkannten wir auch, warum.
    »Wir sind am Waldrand«, sagte Jez.
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht war. Ohne Wald hatten wir auch keinen Schutz vor fliegenden Äxten und keine Möglichkeit mehr, den Troll abzuschütteln – obwohl wir damit bis jetzt auch nicht allzu viel Erfolg gehabt hatten. Darum stieß ich zwischen zwei keuchenden Atemzügen hervor: »Lauf weiter.«
    Jez starrte mich aus ihren wilden blauen Augen an. Die schwarzen Haare klebten ihr im Gesicht. »Aber dann sind wir für ihn eine leichte Beute.«
    »Er kriegt uns ja so oder so … komm weiter.«
    Ich hatte keinen Plan, und selbst wenn ich einen gehabt hätte, wäre ich viel zu sehr außer Puste gewesen, um ihn Jez zu erklären. Stattdessen rannte ich kopflos aus dem Würgwurzelwald hinaus.
    Ich kniff die Augen zusammen. Der schattige, düstere Wald wich zurück wie ein Vorhang und enthüllte einen weiten blauen Himmel, der bis zum Horizont

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