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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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zu sehen war.
    »Ich habe das Gefühl, dass die Spur zur Felskante führt.«
    »Ich kapier das nicht«, meinte Jez. »Das ist eine völlig trostlose Gegend, hier gibt es doch überhaupt nichts.«
    Als wir die Schlucht durchquert hatten, weitete sich die Landschaft wieder. Der Wind wurde stärker, und der blaue Schleier in der Ferne verriet mir, dass wir uns der Felskante näherten. Der Untergrund war eben, doch zu unserer Linken waren schon die ersten flachen Hügel zu sehen, die sich an der Felskante entlangzogen.
    Und dann erwischte uns der Tornado.

Kapitel Elf Verwicklungen im Würgwurzelwald
    Wie aus dem Nichts war der Tornado plötzlich da, so wie meistens hier auf dem Großen Kaktusfelsen: eine riesige, umherwirbelnde graue Wolkenmasse, die Bäume, Büsche und alles andere, was sich ihr in den Weg stellte, mit sich riss.

    »Schnell, wir müssen in den Wald!«, rief ich.
    Wir suchten Deckung im Würgwurzelwald, dem dunkelsten und unheimlichsten Wald, den es gibt. Aber wir hatten die Wahl: Entweder der Wald oder aber ins Auge des Tornados gezogen, dort wie ein Lasso herumgewirbelt und anschließend wieder auf den harten, felsigen Boden geschleudert zu werden.
    Die Bäume im Würgwurzelwald sind allerdings mit Abstand die seltsamsten auf dem gesamten Kaktusfelsen.
    Die Wurzeln einer bestimmten Art zum Beispiel geben sich nicht damit zufrieden, sich tief in die Erde zu graben und dort zu bleiben, o nein. Sie wachsen vielmehr aus dem Boden heraus, ragen ein, zwei Meter hoch in die Luft, verdrehen sich und kehren dann wieder in den Boden zurück. So schlängeln sie sich kreuz und quer über den Waldboden und verwickeln sich mit anderen. An manchen Stellen kann man keinen Fuß vor den anderen setzen, ohne über diese Wurzeln zu stolpern.
    Der Sturm tobte und wirbelte gefährlich nahe am Waldrand entlang. Er drohte uns mit sich zu reißen, und so klammerten Jez und ich uns an eine mächtige Wurzel, schoben die Beine darunter und hielten uns mit aller Kraft daran fest.
    Endlich ließ der Wind wieder etwas nach.
    »Komm, nichts wie weg hier.« Ich wollte aufstehen, aber was war das? Es ging nicht. »Jez, hilf mir mal, ich hänge fest.«
    Die Wurzel hatte sich um mein Bein geschlungen und hielt mich gepackt. Ich bildete mir das nicht ein – hier geschah ganz eindeutig etwas sehr Merkwürdiges.
    Jez wollte mich herausziehen, aber ohne Erfolg. Je mehr wir zogen und zerrten, desto fester wurde der Griff der Wurzel. Und dann, zu meinem Entsetzen, fing sie auch noch an, sich zu bewegen. Sie wickelte sich um meine Beine und zog mich dichter und dichter zum Stamm. In diesem Augenblick entdeckte ich das große, schwarze Loch im Baumstamm. Es kam mir vor wie ein dunkles, weitaufgerissenes Maul.
    »Jez, schnell, tu doch was! Ich glaube, der Baum … will mich auffressen!«
    Jez riss entsetzt die Augen auf, zog ihr kleines Messer mit dem Knochengriff aus der Scheide und stieß es mit aller Kraft in die Wurzel. Ein tiefes, kehliges Stöhnen war aus dem Inneren des Baumstamms zu hören. Dann erschlaffte die Wurzel, und ich war frei.
    »Was war denn das, verflixt nochmal?«, keuchte ich.
    »Ich glaube, das war ein wahnsinniger fleischfressender Baum.«
    »Ich kriege hier eine Gänsehaut nach der anderen. Komm, lass uns lieber schnell verduften.«
    Wir gingen los, aber der Weg kam mir viel länger vor, als ich gedacht hatte.
    »Eigentlich müssten wir doch schon längst am Waldrand sein, oder?«, sagte ich.
    »Schätze ich auch«, meinte Jez.
    Auf einem knorrigen Ast saß ein winziger Vogel und starrte mich laut trillernd an. Ich seufzte. »Und das bedeutet wohl, dass wir …«
    »… uns verlaufen haben«, beendete Jez den Satz.
    Das hatte uns gerade noch gefehlt. Wir hatten uns verirrt. Dabei mussten wir doch unbedingt die Pläne der Gatlans entlarven, um Onkel Wilder Wolf zu befreien, bevor er am Galgen endete. Schlimm genug, dass der Tornado uns von unserer Fährte abgebracht hatte. Aber jetzt hatte er bestimmt auch alle Spuren verwischt. Wie sollten wir jetzt noch die Waffe finden, die für die Zerstörung des Forts verantwortlich war?
    »Die ganzen blöden Bäume sehen alle so gleich aus – man weiß überhaupt nicht, wo man gerade ist.«
    Da hörte ich plötzlich Geräusche. Schritte. Nein, dafür klang es zu schwer. Ich blieb stehen, drehte den Kopf und lauschte.
    Tschack! Tschack! Tschack!
    »Hörst du das, Jez?«
    Sie stellte sich neben mich und lauschte ebenfalls. »Ja, da ist jemand.«
    Es klang wie die dumpfen

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