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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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andererseits wollte ich auch wissen, was hier vor sich ging.
    Also wartete ich ab. Wir fuhren über die Brücke auf den östlichen Arm. Einige Zeit später merkte ich, wie der Zug langsamer wurde. Ich zündete noch ein Fingerspitzenflämmchen an und sah auf die Uhr. Wir konnten unmöglich schon in Dugtown sein. Aber warum wurden wir dann langsamer?
    Einige Minuten später blieben wir endgültig stehen … mitten im Niemandsland. Die Sterne schienen auf die sanften Hügel im Westen und die ersten Ausläufer des Würgwurzelwaldes mit dem Tal, das bis zum Klippenrand führt. Hier gab es doch gar keinen Bahnhof. Denn außer einem einsamen Säbelzahnwolf und ein paar Fledermäusen wäre hier sowieso niemand zugestiegen.
    Dann habe ich Stimmen gehört. Der Güterwaggon wurde geöffnet, und es hat sich angehört, als würden Laderampen angelegt. Dann ein Ächzen, metallisches Kreischen und knackendes Holz. Anscheinend wurde etwas eingeladen. Ich lehnte mich zum Fenster hinaus, aber ich war zu weit entfernt. Und außerdem waren wir in einer Kurve stehen geblieben, so dass ich das Ende des Zuges nicht erkennen konnte.
    Dann sind wir wieder losgefahren, aber nur bis zum neuen Fort. Wieder haben die Bremsen gequietscht, und wir sind stehen geblieben. Und dann ist es passiert.«
    »Was ist passiert?« Ich hielt vor Spannung den Atem an.
    »Ein schrecklicher Lärm, eine Explosion, wie das Gebrüll des mächtigen Donnerdrachen. Danach gab es eine kurze Pause, dann krachte es noch einmal und noch einmal, und jedes Mal hat der Zug gewackelt wie bei einem Felsenbeben auf dem westlichen Arm. Und die Luft war voller Rauch, der nach Schießpulver gerochen hat.«
    Jez und ich starrten uns mit offenem Mund an. Mein Herz pochte wie eine Gung-Choux-Kriegstrommel, und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.
    »Es war zwar dunkel, aber die Umrisse des Forts waren deutlich zu erkennen. Ich konnte die Einschläge hören, die Schmerzensschreie, das Krachen und Splittern des Palisadenzauns unter der Wucht einer Waffe, die einem Albtraum entsprungen sein muss.
    Und dann fuhren wir wieder los und ließen den Schauplatz des Gemetzels, die einstürzenden Wälle und die sterbenden Soldaten hinter uns. Ich stehe noch zitternd und völlig verdattert da und versuche, mir einen Reim auf das Ganze zu machen, als ich mit einem Mal etwas Spitzes im Rücken spüre. Eine raue Stimme sagt: ›Keine Ahnung, aus welchem Loch du gekrochen bist, Alterchen, aber wenn du die wenigen Jahre, die dir noch bleiben, erleben willst, dann hast du nichts gesehen, verstanden?‹«
    Der Elf schlug seinen Kragen beiseite, so dass die schmale rote Narbe an seinem Hals zu sehen war. »Er hat mir die Klinge einmal quer über die Kehle gezogen und mich gewarnt: Falls ich mit irgendjemandem darüber spreche, dann drückt er beim nächsten Mal fester zu. Ich hatte Todesangst. Ich hätte es liebend gerne jemandem erzählt, aber der Besitzer der Stimme klang nicht so, als würde er scherzen. Darum habe ich die ganze Zeit über den Mund gehalten, obwohl es mir keine Ruhe gelassen hat. Und dann habe ich dich gesehen, und mit einem Mal war mir klar, dass ich es nicht länger für mich behalten kann.«
    »Das war genau das Richtige. Wir sagen es auch ganz bestimmt nicht weiter«, sagte Jez.
    »Auf keinen Fall. Was ist danach passiert?«, erkundigte ich mich.
    »Wer immer das getan hat, er hat es so arrangiert, dass der Zug pünktlich auf die Minute in Dugtown eingefahren ist. Passagiere sind eingestiegen, und der Zug ist weitergefahren, als wäre nichts geschehen. Wahrscheinlich hat ein anderer Schaffner Dienst gehabt. Oder sie haben den wenigen Fahrgästen einfach eine Freifahrt spendiert.«
    »Das heißt also, dass das, was das Fort zerstört hat, im Klippenflitzer war – oder immer noch ist. Genau, wie wir vermutet haben.« Ich bekam fast keine Luft mehr.
    »Und dieser Eisenbahnchef mit den schiefen Zähnen steckt bis zum Hals mit drin«, stieß Jez wütend hervor. »Dabei hat er uns erzählt, dass der Mitternachtszug völlig planmäßig gefahren sei.«
    Ich fragte den Schaffnerelf, ob wir irgendwie in den verriegelten Güterwaggon kommen könnten, aber er verneinte.
    Mein Blick ging über seine Schulter hinweg zu den Hügeln in der Ferne und blieb dann an einem schmalen Tal hängen, an das sich von der rechten Seite die Bäume des Würgwurzelwaldes schmiegten.
    »Wir müssen jetzt ganz in der Nähe der Stelle sein, wo der Klippenflitzer in jener Nacht zum ersten Mal

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