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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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Wucht in den Baumstamm, und Rindenstückchen segelten durch die Luft. »Also, wer seid ihr, und was wollt ihr hier?«
    Ich traute meinen Ohren nicht. »Ihr seid von der Eisenbahn? Hat Hox euch hierher geschickt?«
    Der Troll nickte. »Was du hier siehst, ist ein Teil der neuen Schneise, die Blackwater und den Klippenrand an das Eisenbahnnetz anschließen wird.«
    »Aber dafür gibt es doch gar keine Genehmigung. Der High Sheriff hat den Antrag abgelehnt, nachdem Häuptling Rote Feder Protest eingelegt hat. Der Würgwurzelwald würde dadurch zu stark geschädigt werden. Und ein neuer Antrag wurde noch gar nicht gestellt.«
    »Es gibt keine andere Route, und Rote Feder weiß das ganz genau. Es gibt bloß eine einzige Möglichkeit, um die Bahnstrecke nach Blackwater zu bauen, und die führt durch diesen Wald. Also, was hast du hier herumzuschnüffeln, Kleiner? Hat der Häuptling dich zum Spionieren geschickt? Die hübschen Ohren, die du da unter deinem Hut verstecken willst, sind jedenfalls nicht zu übersehen. Du bist gar kein richtiger Rancher. Du bist ein Halbblut, stimmt’s? Also, ich finde, das ist so ungefähr das Ekligste, was es überhaupt gibt.«
    »Ich spioniere für niemanden, wenn du’s genau wissen willst. Ich will meinen Onkel retten. Angeblich soll er das neue Fort zerstört haben, aber das ist eine Lüge! Hast du schon davon gehört?«
    »Ja, na klar habe ich davon gehört.«
    »Einer deiner Männer hat vorhin von einer Kanone gesprochen. Was könnte er damit gemeint haben?«
    »Du halluzinierst, Kleiner. Keine Ahnung, was du da redest.«
    »Ihr dürft nicht einfach einen uralten Wald fällen. Er bildet doch die Lebensgrundlage für die Elfen und auch für das Wild, das sie jagen.«
    »Oooch, mir blutet das Herz, wenn ich an diese ganzen Elfentypen denke. Aber nicht einmal die können so bescheuert sein, dass sie nicht mitkriegen, dass die Zeiten sich ändern. Der Fortschritt lässt sich eben nicht aufhalten. Hox und andere Männer von seinem Schlag werden nicht den ganzen Tag rumsitzen und Däumchen drehen, bis ein Haufen Langohren sich irgendwann mal entschließt, sich anzupassen.«
    »Fortschritt! Einen ganzen Wald zu zerstören, die Pflanzen und Tiere zu töten, das soll Fortschritt sein? Diejenigen, die hier seit Jahrhunderten leben, einfach zu ignorieren, das nennst du Fortschritt?«
    Der Troll schlug noch einmal zu und riss wieder ein Stück aus dem Stamm des Sattelholzbaums. Ich merkte, wie der Baum sich leicht nach vorne neigte. Dabei knackte es wie die Knochen eines alten Mannes. Ich schluckte trocken und versuchte krampfhaft, mir nicht vorzustellen, was passieren würde, wenn das Ding umfiel – es würde mich zerquetschen, bis ich platter war als einer von Yenenes Pfannkuchen.
    Ich schaute zu Jez hinüber, die mit weitaufgerissenen Augen zurückstarrte. Sie zerrte an ihren Fesseln. Was würde sie wohl an meiner Stelle machen? Immer, wenn es richtig eng wurde, blieb sie besonders cool. »Willst du wirklich einen Mord begehen? Damit der High Sheriff noch einen Grund mehr hat, dich hinter Gitter zu bringen?«, sagte ich.

    »Du hast ja keine Ahnung, was du da redest, Kleiner.« Der Troll grinste. »Der High Sheriff tut doch bloß so, als würde er sich für das Elfenvolk einsetzen. Nach der Sache mit dem Fort schlägt er sich jetzt schneller auf unsere Seite, als ich diese Axt hier schwingen kann, das weiß ich hundertprozentig.«
    »Was ist denn da beim Fort überhaupt passiert? Nun sag schon, du weißt es doch, oder?«
    »Der verrückte Elfenzauberer hat es zerstört, mit irgend so einem alten Zauberspruch.«
    »Du lügst!«
    Jetzt hackte er noch wütender auf den Baum ein. »Wenn hier einer lügt, dann du, Kleiner. Du spionierst für den Elfenhäuptling. Aber Hox hat angeordnet, dass wir alle Unbefugten auf der Stelle umbringen sollen.«
    Ich stemmte mich gegen das Seil. Schon seit einer Weile überlegte ich, ob ich eine Flamme herbeizaubern sollte, aber meine Handflächen wurden durch die Fesseln fest an den Baum gepresst, und Sattelholz ist unbrennbar. Mit aller Kraft versuchte ich, meine Hände zu drehen. Das Seil schnitt tief in meine Haut. Es tat zwar höllisch weh, aber ich schaffte es tatsächlich, eine Hand umzudrehen, und spürte das Seil an meiner Handfläche.
    Wieder und wieder trieb der Troll seine Axt in den Stamm, bis ein tiefes Knacken ertönte. Jetzt neigte sich der Baum zu meinem großen Entsetzen langsam, aber sicher nach vorne. Jez schrie auf. Der Troll trat beiseite.

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