Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)
Arm ins Ödland stürzen. Aber diese hier fallen nicht einfach nur nach unten, nein. Sie sind viel schneller und werden von der Felskante aus zur Seite abgestoßen. Viele Drachen sind schon von einem solchen Flugstein getroffen worden und haben dadurch den Tod gefunden.«
»Wir wollen dich auf keinen Fall in Gefahr bringen, Thoryn. Lande einfach irgendwo, wo es sicher ist.«
Thoryn warf einen Blick zum Himmel. »Es wird langsam dunkel. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir uns einen Platz zum Übernachten suchen.«
Jez und ich waren einverstanden, und Thoryn flog uns an eine geschützte Stelle in der Schlucht. Dort standen ein paar vereinzelte Bäume, und auch einige Felsbrocken lagen herum, die wir als Stühle benutzen konnten.
Jez machte aus Steinen eine Feuerstelle, während ich Zweige und Äste für ein Lagerfeuer sammelte. Nachdem ich alles sorgfältig aufgebaut hatte, konzentrierte ich mich, um einen Feuerball herbeizuzaubern. Doch Thoryn war schneller. Mit einem einzigen Feuerstoß setzte er das Lagerfeuer in Gang.
Ich lachte. »Das geht natürlich schneller als der Elfenzauber.«
Jez holte noch mehr Holz, und als ich dann mit zwei dicken Hasen und zwei Blasrohrpfeilen weniger wieder zurückkam, hatten wir bereits eine herrliche Glut, um unser Abendessen zu rösten.
Wir teilten mit Thoryn, auch wenn die Hasen für einen ausgewachsenen Drachen wahrscheinlich viel zu wenig waren. Aber er freute sich so sehr darüber, dass man glauben konnte, wir hätten ihm ein ganzes Rind serviert. Und als wir uns später dann am Feuer schlafen legten, deckte Thoryn uns zum Schutz vor dem Wind mit seinem lederigen Flügel zu.
Kapitel Zwölf Der Steinespeier
Am nächsten Morgen flog Thoryn uns trotz seiner Angst vor den tödlichen Flugsteinen bis ungefähr zu der Stelle, wo der Tornado gestern unsere Suche unterbrochen hatte.
Ich stellte bald fest, dass meine Befürchtungen berechtigt gewesen waren. Der Wirbelwind hatte sämtliche Spuren verwischt. Das Herz rutschte mir bis in die Cowboystiefel. Damit hatten wir unseren einzigen echten Anhaltspunkt verloren.
»Komm schon, Will, dann müssen wir eben noch gründlicher suchen«, rief Jez.
Genau das taten wir, und zwar eine halbe Ewigkeit lang. Thoryn half uns auch und schob sich mit seinen schuppigen Gliedern über den Boden. Und ab und zu, wenn er das Gefühl hatte, dass von den Flugsteinen keine Gefahr drohte, erhob er sich in die Luft und segelte knapp über dem Boden dahin, immer in der Hoffnung, etwas zu entdecken.
Schließlich, am Fuß eines kleinen Hügels, stießen wir auf eine kaum sichtbare Spur. Wir folgten ihr bis zur Felskante, und dort rief Jez mit einem Mal: »Seht mal, da ist eine Höhle!«
»Sieht so aus, als würde die Spur direkt hineinführen«, erwiderte ich aufgeregt. »Komm, lass uns reingehen.«
»Im Inneren des Felsens ist es eng und dunkel. Das ist kein Ort für ein Geschöpf des Himmels«, sagte Thoryn. »Ich warte hier draußen auf euch.«
»Danke, Thoryn«, sagte ich. »Wir sind dir wirklich sehr verbunden für deine Hilfe.«
Ich entdeckte einen Sattelholzbaum, brach ein paar der unteren Äste ab und befreite sie von ihrer Rinde. Dann reichte ich Jez einen Ast, holte tief Luft und betrat als Erster die Höhle. Das Sattelholz gab einen gespenstischen lilafarbenen Schimmer ab, der uns ein wenig Licht spendete.
»Hier ist es ja noch unheimlicher als im Würgwurzelwald. Ob hier wohl jemand wohnt?«, fragte Jez.
Ich spürte, wie mir etwas Pelziges über die Füße huschte. »Zumindest ein paar Geröllraten.«
»Also, von denen hab ich schon mehr als genug gesehen«, sagte sie. Jez meinte die Zeit, als sie noch auf Knien durch die engen Luftschächte der Zinnmine von Deadrock gekrochen war und Geröllrattennester beseitigt hatte.
Dann sah ich eine Bewegung an der Höhlenwand, zumindest bildete ich mir das ein. Sofort musste ich an die Stykes denken, mit denen wir es in Deadrock zu tun gehabt hatten. Stykes sind lebende Kreaturen, die aussehen wie Stalaktiten. Sie hängen in dunklen Höhlen und an den Decken von Minenschächten und warten auf vorbeihuschende Geröllratten oder vielleicht sogar einen unaufmerksamen Stadtbewohner. Dann lassen sie sich herunterfallen und zerfleischen ihr Opfer mit ihren messerscharfen Zähnen. Ich hob meine Sattelholzfackel und sah, wie sich aus den Schatten ein gruseliger Anblick herausschälte. An der Höhlenwand hing eine ganze Reihe riesiger Schädel. Es sah aus wie eine Ausstellung von makabren
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