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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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einem ärmeren Viertel im Osten Atlantas. Sie gehörte zu den schäbigeren Schulen im System.
    Will entgegnete: »Wenigstens wissen wir jetzt, wo er unterrichtete, bevor er an die Westfield kam.«
    Faith blätterte schweigend in den Jahrbüchern. Sie war noch nie jemand gewesen, der an Schicksal oder Geister oder helfende Engel glaubte, aber sie vertraute seit langem auf ihren Polizisteninstinkt, wie sie das nannte. Sorgfältig suchte sie das Register am Ende nach Bernards Namen ab.
    Sein Foto fand sie in der Lehrerabteilung, aber er hatte sich auch in der Redaktion für das Jahrbuch engagiert.
    Faith fand das entsprechende Redaktionsfoto. Die Schüler zeigten die gewohnten albernen Posen. Einige trugen Hüte mit »Presse«-Schildchen darauf. Andere hatten Bleistifte im Mund oder starrten über zusammengefaltete Zeitungen hinweg in die Kamera. Eine hübsche, junge Blonde stach heraus, nicht weil sie besonders übertrieben posierte, sondern weil sie sehr dicht an einem jünger aussehenden Evan Bernard stand. Das Foto war schwarz-weiß, aber Faith konnte sich vorstellen, dass sie rötlichblonde Haare hatte, und auch die Sommersprossen auf ihrer Nase waren zu erkennen.
    Sie sagte zu Will: »Das ist Mary Clark.«

    Wie eine sehr wütende Olivia McFaden berichtete, hatte Mary Clark eine halbe Stunde nach Evan Bernards Verhaftung ihr Klassenzimmer verlassen. Die Lehrerin hatte einfach ihre Handtasche aus ihrem Schreibtisch gezogen, ihren Schülern gesagt, sie sollten das nächste Kapitel in ihrem Lehrbuch lesen, und dann das Gebäude verlassen.
    Faith konnte die Frau allerdings problemlos ausfindig machen. Marys klapperiger Honda Civic stand vor dem Haus ihrer Familie an der Waddell Street im Grant Park. Die Leute dort achteten auf ihre Häuser, aber es war nichts im Vergleich zu den reicheren Gefilden des Ansley Park, wo die Rasenflächen von Profis manikürt wurden und teure Brauchwasser-Rückhaltetanks dafür sorgten, dass das Gras den ganzen Sommer über grün blieb und die Blumen blühten. Am Straßenrand standen Mülltonnen, und Faith musste eine Weile hinter dem Mülllaster herzockeln, der sich langsam die Straße entlangarbeitete, Tonnen leerte und dann zum nächsten Haus schlich.
    Grant Park war ein familienfreundliches Viertel, das gerade noch erschwinglich war, obwohl es innerhalb der Stadtgrenzen Atlantas lag. Baumkronen überwölbten die Straßen, und in der Nachmittagssonne glänzte frische Farbe. Die Häuser waren unterschiedlich, einige ohne erkennbaren Stil, andere viktorianisch. Alle hatten während des Häuserbooms Renovierungen und Umbauten erlebt, nur um nach dem Platzen der Blase zu erleben, dass ihr Papierwert ins Bodenlose sank.
    Aber es gab noch eine Handvoll Häuser, die im Wettrennen um das Größer und Schöner übergangen worden waren - hier und dort sah man einstöckige Holzhäuser, die von ihren Nachbarn um zwei oder drei Stockwerke überragt wurden. Mary Clarks Haus gehörte zu diesen armen Cousins. Von außen betrachtet, vermutete Faith, dass es zwei Schlafzimmer und ein Bad hatte. Nichts am Haus deutete auf Baufälligkeit hin, eine gewisse Vernachlässigung war allerdings schon zu erkennen.
    Faith stieg das steinerne Außentreppchen hoch. Ein Zwillingskinderwagen der Art, wie sie von Joggern benutzt wurden, schien einen Dauerparkplatz auf der vorderen Veranda zu haben. Überall lag Spielzeug herum. Ein verwittertes Schaukelbrett lag auf dem Boden, daneben rosteten die metallenen Befestigungen, Schrauben und Ketten vor sich hin. Faith vermutete, dass hier jemand mit großem Enthusiasmus Pläne geschmiedet, sie aber nie so richtig in die Tat umgesetzt hatte. Die Haustür war hochglänzend schwarz lackiert, auf der Innenseite hing ein Vorhang vor dem Fenster. Eine Klingel gab es nicht. Sie hob die Hand, um zu klopfen, als die Tür aufging.
    Ein kleiner, bärtiger Mann stand in der Tür. Auf jeder Hüfte hatte er ein kleines Kind, beide in unterschiedlichen Zuständen selbstvergessener Freude über den Anblick einer Fremden vor der Tür. »Ja?«
    »Ich bin Detective Faith Mitchell vom ...«
    »Das ist okay, Tim«, rief von drinnen eine Stimme. »Lass sie rein.«
    Tim tat es zwar offensichtlich nicht gerne, aber er trat einen Schritt zur Seite und ließ Faith ins Haus. »Sie ist in der Küche.«
    »Danke.«
    Tim schien ihr noch etwas sagen zu wollen - eine Warnung vielleicht -, aber er blieb stumm und verließ mit den beiden Kindern das Haus. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Faith schaute

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