Will Trent 02 - Entsetzen
Jahre dabei sein muss, um Anspruch auf die volle Pension zu haben.«
»Vielleicht wollte er einfach nicht so lange warten«, sagte Faith. »Eine Million Dollar würde ihm auf jeden Fall den Weg in einen komfortablen Frühruhestand ebnen.«
Will sagte: »Bernard ist erst seit zwölf Jahren in Westfield. Er hat uns gesagt, davor hätte er im öffentlichen Schulsystem unterrichtet. Wir sollten herausfinden, wo er da war.«
»Dann wäre er Mitte der Neunziger dort weggegangen«, sagte Faith, die sich das schnell im Kopf ausgerechnet hatte. »Vielleicht gab es irgendeine Unschicklichkeit, die unter den Teppich gekehrt wurde.«
»Ich weiß, dass Lehrer nicht viel verdienen, aber finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass er in seinem Alter noch immer in dieser beschissenen Wohnung lebt?«
Charlie meinte: »Vielleicht gibt er sein ganzes Geld für Flüge nach Thailand aus, um dort minderjährige Mädchen aufzureißen.«
Faith fragte: »Glauben Sie, wir haben einen hinreichenden Grund, um uns seine Finanzunterlagen anzusehen?«
Will schüttelte den Kopf. »Finanzielle Dokumente schließt der Durchsuchungsbeschluss nicht mit ein.«
Charlie räusperte sich. Faith schaute auf den Computermonitor. Er hatte Evan Bernards Konto bei der örtlichen Bank geöffnet. »Das sollte uns allen eine Lehre sein, dass man Passwörter nicht leichtfertig irgendwo ablegt.«
Will sagte: »Schauen Sie nach, ob er irgendwelche Zahlungen an Lagerraumanbieter geleistet hat.«
Charlie bewegte die Maus und holte die einzelnen Posten heran. »Nichts Ungewöhnliches. Für die Bude hier zahlt er zwölfhundert pro Monat. Seine Haushaltsausgaben sind wie erwartet. Lebensmittel, Reinigung, Zahlungen fürs Auto, ein paar PayPal-Zahlungen.« Er las den Rest durch. »Wie's aussieht, geht der Großteil seines Gelds in den Rentenfonds. Der Kerl spart für die Rente.«
Faith fragte: »Was bringt er jeden Monat nach Hause?«
»Ungefähr zweitausenddreihundert.«
Faith starrte den Monitor an. Draußen vor dem Fenster hörte sie Polizisten, die über irgendetwas lachten. Verkehrslärm erfüllte die Luft mit einem leisen Summen. Das war eine Wohnung, die man mietete, wenn man frisch aus dem College kam, nicht wenn man auf die fünfzig zuging und bereits an den Ruhestand dachte. Sie sagte: »Evan Bernard unterrichtet jetzt seit wie vielen Jahren und hat noch nicht einmal ein eigenes Haus?«
»Vielleicht ist er geschieden«, bemerkte Charlie. »Und eine Exfrau hat ihn ausbluten lassen?«
»Wir überprüfen die Gerichtsakten«, sagte Will. »Wenn er eine Ex hat, dann hat sie vielleicht herausgefunden, was er trieb, und ihn verlassen. Wenn wir bestätigen können, dass Kayla zu einem Verhaltensmuster gehörte, dann können wir einen Richter vielleicht dazu bringen, dass er ihm die Kaution verweigert.«
»Bei den Nachbarn haben wir es bereits probiert. Die meisten waren nicht da - wahrscheinlich bei der Arbeit. Im Haus auf der anderen Seite des Gartens lebt eine Mutter, die nur Hausfrau ist. Sie sagt, sie hat Bernard nie kennengelernt und nie etwas Verdächtiges bemerkt.«
»Schicken Sie ein paar Streifenwagen gegen sieben Uhr noch mal her. Dann dürften mehr Leute zu Hause sein.« Will ging zum Wandschrank und kontrollierte die obersten Ablagen. »Vielleicht hat er ein Fotoalbum oder sonst was.«
»Wir werden nichts finden, was er uns nicht finden lassen will.«
Will durchsuchte weiter den Schrank, holte Schachteln heraus und kontrollierte den Inhalt. »Wir wissen, dass er zwei Stunden von der Schule weg war.« Er zog einen Stapel Jahrbücher heraus und warf sie aufs Bett. Es waren fast zwanzig Stück, und ihre fröhlichen Titelblätter schrien Schulenthusiasmus. Er nahm das oberste Jahrbuch zur Hand, das mit dem Wappen der Westfield Academy geschmückt war, und blätterte es durch. »Das ist nicht genug Zeit, um die Morde zu begehen, Emma zu verstecken und in die Schule zurückzukehren. Der Komplize musste die Schlepperei übernommen haben. Bernard hatte sicher gewusst, dass Emma aus einer reichen Familie kam.«
»Auch Kaylas Eltern sind wohlhabend. Warum nicht auch sie entführen? Warum sie töten, wenn sie doch auch Geld bedeutet?«
Will klappte das Jahrbuch zu, behielt es aber in der Hand. »Sind wir sicher, dass Kayla nicht beteiligt war?«
Faith warf Charlie, der noch immer die Computerdateien sichtete, einen kurzen Blick zu.
Will schien es nichts auszumachen, vor dem Mann zu sprechen. »Kayla Alexander war ein ziemliches Miststück.«
Er
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