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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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klein war. Meine Mutter hatte zwei Jobs.« Sie versuchte zu lächeln. »Ich bin nur eine von diesen dummen Frauen mit einer Vaterfixierung, nicht?«
    »Sie waren sechzehn«, erinnerte sie Faith. »Sie waren noch keine Frau.«
    Sie wischte sich die Nase ab. »Ich war eine ziemliche Plage. Rauchen, trinken. Schuleschwänzen.«
    Wie Kayla, dachte Faith. »Wohin brachte er sie?«
    »In sein Haus. Wir hingen die ganze Zeit dort rum. Er war cool, wissen Sie. Der coole Lehrer ließ uns in seinem Haus trinken.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir mussten ihn nur vergöttern.«
    »Haben Sie das getan?«
    »Ich habe alles getan, was er von mir wollte.« Mary warf ihr einen sengenden Blick zu. »Alles.«
    Faith sah, was für ein leichtes Spiel Bernard offensichtlich mit Mary gehabt hatte. Er hatte ihr einen sicheren Hafen geboten, aber er war auch derjenige, der mit einem Anruf bei ihren Eltern alles beenden konnte.
    »Wie lang lief das?«
    »Zu lange. Nicht lange genug.« Sie fuhr fort: »Er hatte dieses spezielle Zimmer. Er hielt die Tür immer verschlossen. Da durfte niemand hinein.«
    »Wirklich niemand?«, fragte Faith, weil Mary Clark das Zimmer offensichtlich gesehen hatte.
    »Es war eingerichtet wie ein Kleinmädchenzimmer. Mir gefiel das sehr gut. Weiße Möbel, rosa Wände. Das war so ein Zimmer, wie ich dachte, dass alle reichen Mädchen eines haben.«
    Der Mann war offensichtlich ein Gewohnheitstier.
    »Zuerst war er sehr süß. Wir redeten darüber, dass mein Vater uns verlassen hatte und dass ich mich im Stich gelassen fühlte. Er war wirklich nett. Er hörte einfach zu. Aber dann wollte er andere Sachen machen.«
    Faith dachte an die Handschellen und an den Vibrator, die sich in Bernards speziellem Zimmer gefunden hatten. »Zwang er Sie?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Mary zu. »Er ist sehr geschickt darin, einen glauben zu machen, dass man etwas will.«
    »Was für Sachen?«
    »Er hat mir wehgetan. Er....« Sie wurde sehr still. Faith ließ der Frau Zeit, bedrängte sie nicht, weil sie wusste, wie zerbrechlich sie war. Langsam zog Mary den Ausschnitt ihres weiten T-Shirts nach unten. Faith sah die erhöhte Sichel einer Narbe direkt über der linken Brust. Man hatte sie so heftig gebissen, dass es geblutet hatte. Evan Bernard hatte ihr seinen Stempel aufgedrückt.
    Faith atmete lange aus. Wie nahe war sie als Mädchen dran gewesen, genau so zu sein wie Mary Clark? Es war reines Glück gewesen, dass der ältere Mann in ihrem Leben ein Teenager war und kein sadistischer Päderast. »Legte er Ihnen Handschellen an?«
    Mary presste sich die Hand auf den Mund und nickte nur.
    »Hatten Sie je Angst um Ihr Leben?«
    Mary antwortete nicht, aber Faith sah es in den Augen der Frau. Sie hatte Todesangst gehabt, sich in der Falle gefühlt. »Für ihn war das alles ein Spiel«, sagte sie. »An einem Tag waren wir zusammen, und am nächsten machte er Schluss mit mir. Ich lebte in der beständigen Angst, dass er mich endgültig verlassen würde und ich dann ganz allein wäre.«
    »Was passierte dann?«
    »Mitten im Schuljahr ging er weg«, erwiderte Mary. »Bis zu meinem ersten Tag in Westfield sah ich ihn nie wieder.
    Ich stand einfach nur da wie ein gaffender Teenager, als wäre ich dreizehn Jahre alt und er mein Lehrer. Ich hatte all diese Gefühle für ihn, Gefühle, die ich nicht hätte empfinden dürfen. Ich weiß, das ist krank, aber er war der erste Mann, den ich liebte.« Sie schaute Faith an, und es war beinahe ein Flehen um Verständnis. »All die Sachen, die er mit mir gemacht hatte, die Demütigungen und der Schmerz und der Kummer ... ich weiß nicht, warum ich diese Verbindung, die ich zu ihm habe, nicht durchbrechen kann.« Sie weinte wieder. »Wie krank ist das, Gefühle zu haben für den Mann, der mich vergewaltigte?«
    Faith schaute auf ihre Hände, sie traute sich eine Antwort nicht zu. »Warum verließ Evan Ihre Schule?«
    »Da war noch ein anderes Mädchen. Ihren Namen weiß ich nicht mehr. Sie wurde ziemlich schlimm verletzt - vergewaltigt, geschlagen. Sie sagte, Evan hätte ihr das angetan.«
    »Er wurde nicht verhaftet?«
    »Sie war eine Unruhestifterin. Wie ich. Ein anderer Schüler stand für ihn ein, gab ihm ein Alibi. Bernard konnte immer Schüler dazu bringen, für ihn zu lügen, aber er ging trotzdem weg. Ich glaube, er wusste, dass sie ihm im Nacken saßen.«
    »Haben Sie ihn je wiedergesehen? Ich meine, nachdem er die Schule verlassen hatte, versuchte er da, Kontakt zu Ihnen

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