Will Trent 02 - Entsetzen
»Zieht sich wahrscheinlich Pornos rein, die wir uns über W-Lan im Cafe runterladen.«
»Was ist das für ein Computer?«
»Mac. Schickes Ding.«
»Hat er ein Auto?«
»Er geht zu Fuß.«
»Wohnt er in der Nähe?«
»Nicht weit weg. Er fährt mit MARTA.« Nun wurde Petty argwöhnisch. »Warum stellen Sie eigentlich all diese Fragen über Warren, Mann?«
Will blätterte in dem Buch. Es klappte genau in der Mitte auf, wo jemand eine laminierte Karte als Lesezeichen hineingesteckt hatte. Will schaute sich die Karte an und sah Adam Humphreys Foto.
Ein Summen war zu hören. Petty drehte sich zu den Sicherheitskameras um. Während er einen Knopf auf dem Schreibtisch drückte, sagte er: »Weil wir grad vom Teufel sprechen.«
Will sah auf dem Monitor, wie Warren Grier die Glastür zum Parkhaus aufdrückte.
»Bleiben Sie hier«, sagte er zu Petty. »Sperren Sie die Tür zu und rufen Sie 911 an. Sagen Sie, dass ein Beamter sofortige Unterstützung braucht.« Petty saß wie erstarrt auf seinem Stuhl, und Will sagte: »Das ist kein Witz, Lionel. Tun Sie es.«
Will zog die Tür hinter sich zu. Der Presslufthammer war verstummt, aber die Kopierer liefen noch, das Rauschen des Papierdurchlaufs summte in seinen Ohren. Will stand an der Ladentheke, als Warren durch die Vordertür eintrat. Der Mann trug sein blaues Copy-Right-Hemd und hatte eine abgenutzte, braune Aktentasche in der Hand.
Er war verständlicherweise besorgt, als er Will hinter der Ladentheke stehen sah. Warren fragte: »Wo ist Petty?«
»Toilette«, erwiderte Will. Warren stand auf der anderen Seite der Theke, nur wenige Schritte entfernt. Will hätte problemlos die Hand ausstrecken, ihn am Kragen packen und ihn über die Theke zerren können. »Ich habe versprochen, für ihn den Telefondienst zu machen.«
Warren warf einen schnellen Blick auf Warrens Mittagessen und das Messer. »Ist alles in Ordnung?«
»Ich bin hier, um Ihnen beiden ein paar Fotos zu zeigen.« Will griff in seine Jackentasche, zog die Jahrbuchseiten heraus und hoffte, dass man ihm nicht ansah, wie nervös er war. Er legte die Fotos so hin, dass Kayla obenauf lag und das Gesicht von Evan Bernard halb verdeckt unter ihr. »Hätten Sie was dagegen, diese Fotos für mich anzusehen?«
Langsam stellte Warren seine Aktentasche auf den Boden. Er starrte die Fotos eine gute Weile an, bevor er sie zu sich herzog. »Ich habe dieses Mädchen in den Nachrichten gesehen«, sagte er mit einer Stimme, die ein paar Oktaven höher war als normal. »Das ist die Kleine, die erstochen wurde, nicht?«
»Erschlagen«, korrigierte ihn Will und stützte sich auf die Theke, damit er näher an Warren dran war. »Jemand hat sie mit seinen Fäusten zu Tode geprügelt.«
Die Hand des jungen Mannes zitterte leicht, Zeichen einer Nervosität, die Will mit ihm teilte. Bernards Foto war noch immer sichtbar, und Warren bewegte die Finger, um es mit Kaylas Bild zu bedecken. »Ich dachte, sie wurde erstochen.«
»Nein«, sagte Will. »Der Junge wurde erstochen - nur ein Stich in die Brust, aber seine Lunge kollabierte.«
»Dann hat die Mutter ihn nicht umgebracht?«
»Nein«, log Will. »Er starb an der Messerwunde. Wir haben heute Morgen den Obduktionsbericht bekommen.« Dann fügte er hinzu: »Es ist eigentlich traurig. Ich glaube, er kam dem Täter einfach in die Quere. Ich glaube, derjenige, der ihn umbrachte, wollte ihn einfach von Emma fernhalten.«
Warren starrte weiter das Foto von Kayla Alexander an.
»Kayla wurde nicht vergewaltigt«, sagte Will nun zu ihm und versuchte, sich einen wütenden Warren Grier vorzustellen, wie er sich rittlings auf Kayla setzte und ihr das Messer immer und immer wieder in die Brust stieß. Adam Humphrey war der Nächste, ein einziger Stich in die Brust. Und dann Emma ... was hatte er Emma angetan?
Will sagte: »Wir glauben nicht, dass der Täter ein typischer Mörder ist.«
»Nicht?«
»Nein«, sagte Will. »Wir glauben, dass derjenige, der Kayla tötete, einfach nur wütend wurde. Vielleicht hatte sie etwas zu ihm gesagt, ihn dazu getrieben. Sie war kein sehr netter Mensch.«
»Ich ... äh ...« Noch immer starrte er das Foto an. »Das sieht man schon, wenn man sie nur anschaut.«
»Sie konnte sehr grausam sein.«
Er nickte.
»Dieser Mann hier«, sagte Will und breitete die Fotos so aus, dass Evan Bernard komplett zu sehen war. »Wir haben ihn wegen Vergewaltigung von Kayla Alexander verhaftet.«
Warren sagte nichts.
»Sein Sperma war in ihr. Offensichtlich hatte
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