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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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wüsste ich nichts über Sie.« Sein Ton war nicht zu deuten, was sie noch mehr ärgerte.
    »Unaufrichtig«, wiederholte sie und dachte, das war vermutlich einer der Gründe, warum man dem Mann die Ermittlungen gegen das Drogendezernat übertragen hatte. Will Trent verhielt sich anders als jeder Polizist, den Faith je kennengelernt hatte. Er zog sich nicht an wie einer, ging nicht wie einer, und mit Sicherheit redete er nicht wie einer. Wahrscheinlich bedeutete es ihm rein gar nichts, das Leben von Männern und Frauen zu zerstören, die Teil einer Familie waren, zu der er nie gehören konnte.
    Weiter vorn sprang die Ampel wieder um, sie trat aufs Gaspedal, scherte aus, überholte den Laster und bog von der linken Spur nach rechts ab. Wills Hände blieben während dieses höchst illegalen Manövers ruhig auf den Knien liegen.
    Sie sagte: »Ich habe versucht, zivilisiert mit Ihnen umzugehen, aber mein Bruder, meine Mutter - meine ganze Familie - sind für Sie tabu. Haben Sie das verstanden?«
    Er antwortete nicht direkt auf ihre Bemerkung.
    »Sie kennen sich auf dem Campus des Georgia Tech aus?«
    »Sie wissen verdammt gut, dass ich das tue. Sie haben sich Zugriff zu meinen Bankunterlagen verschafft, um festzustellen, ob ich mir die Studiengebühren auch leisten kann.«
    Die geduldige Art, mit der er nun erklärte, worauf er hinauswollte, brachte bei ihr das Fass fast zum Überlaufen. »Seit Adams Tod sind fast vier Stunden vergangen, seit Emmas Verschleppung noch mehr. Im Idealfall würden wir direkt in sein Zimmer gehen, ohne darauf zu warten, dass die Rechtsabteilung uns den Zugang gestattet.«
    »Der Dekan meinte, es sei nur eine Formalität.«
    »Die Leute neigen dazu, ihre Meinung zu ändern, nachdem sie mit Anwälten gesprochen haben.«
    Dem konnte sie nicht widersprechen. »Ohne Schlüssel kommen wir nicht in das Zimmer.«
    Er griff nach hinten zu seinem Sakko auf dem Rücksitz und zog eine Beweismitteltüte heraus, in der ein Schlüssel steckte. »Charlie hat den oben im Gang gefunden. Wir rufen Ihren Kontakt an, sobald wir da sind, aber ich sehe keinen Grund, warum wir den Schlüssel nicht benutzen sollten, während wir warten.«
    Faith bremste vor einer weiteren Ampel und fragte sich, was er sonst noch alles zurückhielt. Es ärgerte sie, dass er ihr nicht vertraute, andererseits hatte sie ihm keinen Grund gegeben, es zu tun. Sie sagte nur: »Ich weiß, wo die Tower Hall ist.«
    »Danke.«
    Die Hände taten ihr weh, weil sie das Lenkrad viel zu fest umklammerte. Sie atmete tief ein und langsam wieder aus.
    Einen nach dem anderen löste sie die Finger vom Lenkrad. »Ich weiß, ich klinge wie eine Zicke, aber meine Familie ist tabu.«
    »Das ist eine berechtigte Forderung, und Sie klingen überhaupt nicht so.«
    Er starrte schweigend zum Fenster hinaus, während das Auto über die Tenth Street auf das Georgia Tech zurollte. Faith schaltete das Radio an und suchte nach dem Verkehrsbericht. Als sie die Interstate überquerten, schaute sie hinunter auf die I-75, die eher einem Parkplatz ähnelte. Mehr als eine halbe Million Fahrzeuge benutzten diese Ein- und Ausfallstraße Atlantas jeden Tag. Emma Campano hätte in jedem Auto dort unten sitzen können.
    Die Pendler um sie herum bogen auf die Zufahrten zur 75/85 ab, sodass der Verkehr, als sie die andere Seite der Brücke erreicht hatten, ein wenig flüssiger lief. Faith fuhr von der Tenth Street auf die Fowler und folgte den vertrauten Straßen, die sich durch den Campus schlängelten.
    Das Georgia Institute of Technology besetzte knapp zweihundert Hektar in Atlantas bester Innenstadtlage. Dank der über eine Lotterie finanzierten HOPE-Stiftung konnten Bewohner Georgias das Institut ohne Studiengebühren besuchen, aber für die meisten stellten die akademischen Anforderungen eine zu große Hürde dar. Die finanziellen Belastungen durch Unterkunft, Lernmaterialien und Laborgebühren versperrten weiteren potentiellen Studenten den Weg. Wenn man Glück hatte, bekam man ein Vollstipendium, das diese Kosten abdeckte. Wenn nicht, konnte man nur hoffen, dass die Mutter eine zweite Hypothek auf ihr Haus aufnehmen konnte. Das Tech rangierte auf den meisten College-Ranglisten unter den ersten zehn und wurde, zusammen mit der Emory University, zur Ivy League des Südens gerechnet. Wenn man dort einen Abschluss machte, konnte man seiner Mutter das Geld problemlos zurückzahlen.
    Auf dem Techwood Drive musste Faith bremsen wegen Studenten, die Sinn und Zweck von

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