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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Faith benutzte einen Bleistift vom anderen Schreibtisch, um sie ganz aufzuziehen. Drinnen lagen ein Playboy- Magazin, zwei originalverpackte Kondome und ein Stapel abgenutzter Baseball-Sammelkarten. Dieses Nebeneinander machte Faith traurig. Adam Humphrey würde nun immer in diesem Stadium zwischen Junge und Mann gefangen sein.
    Sie kniete sich hin. Nichts war unter die Resopalplatte geklebt oder zwischen die Schubladen geschoben. Faith schaute auch unter dem anderen Schreibtisch nach. Sie sah die Ecken eines Plastikbeutels, die nach unten hingen. Sie verdrehte den Hals und strich sich die Haare zurück, um sich die Sache genauer anzuschauen.
    Adam Humphrey war wahrscheinlich nicht der einzige Junge am Tech, der sich eine Tüte Gras unter den Schreibtisch geklebt hatte. Wahrscheinlich war er nicht einmal der einzige Junge auf dieser Etage, der eine hatte.
    Sie stand wieder auf und schaute sich in dem Zimmer um - das Radiohead-Poster an der Wand, die schmutzigen Socken und die Turnschuhe in einer Ecke, der Stapel Comics neben dem Bett. Seine Mutter musste sich sehr großzügig vorgekommen sein, als sie ihn den schwarzen Bettvorleger und die dazu passende Bettwäsche hatte aussuchen lassen.
    Faith stellte sich vor, wie es für die Humphreys wohl sein würde, die Sachen ihres Sohnes zusammenzupacken und sie nach Oregon zurückzubringen. War das alles, was ihnen von ihrem Sohn bleiben würde? Und schlimmer noch für Faith, wer würde ihnen sagen müssen, dass ihr Kind nicht mehr am Leben war? Will hatte Leo die Benachrichtigung der Alexanders übertragen. Würde er Faith die undankbare Aufgabe zuweisen, den Humphreys mitzuteilen, dass ihr Sohn ermordet worden war?
    O Gott, sie wollte das nicht tun.
    »Wer sind Sie?«
    Derselbe anklagende Ton, ein anderer Junge. Dieser stand mit finsterer Miene in der Tür. Faith drehte sich ihm zu, sodass er Waffe und Marke deutlich sehen konnte, aber sein Ausdruck veränderte sich nicht.
    Sie fragte: »Wie heißt du?«
    »Geht Sie, verdammt noch mal, nichts an.«
    »Ganz schön langer Name. Wurdest du adoptiert?«
    Offensichtlich kam der Witz nicht an. »Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?« Seine linke Hand ruhte auf dem Türknauf, die rechte steckte in einem Gips, der ihm bis knapp unter den Ellbogen reichte. »Weiß der Sicherheitsdienst, dass Sie in dieses Zimmer eingedrungen sind?«
    Klingt zwar merkwürdig, dachte sie, aber sie sagte es trotzdem: »Ich hatte einen Schlüssel.«
    »Schön für Sie.« Er verschränkte die Arme, so gut es mit dem Gips ging. »Und jetzt zeigen Sie mir einen Haftbefehl oder verschwinden aus dem Zimmer meines Freundes.«
    Sie zwang sich zu einem Lachen, weil sie wusste, dass ihn das ärgern würde. Er war ein gut aussehender Junge - dunkle Haare, braune Augen und eine gute Figur -, offensichtlich jemand, der immer bekam, was er wollte. »Sonst was?«
    Offensichtlich hatte er nicht so weit vorausgedacht. Seine Stimme klang nicht mehr so sicher, als er antwortete: »Sonst rufe ich den Sicherheitsdienst.«
    »Benutz das Telefon in einem anderen Zimmer«, sagte Faith und wandte sich wieder dem Schreibtisch zu. Mit dem Bleistift stöberte sie in den Papieren, die alle vollgeschrieben waren mit mathematischen Gleichungen und Vorlesungsnotizen. Sie spürte, dass der Junge sie anstarrte. Faith ertrug es. Es war nicht das erste Mal, dass ein Achtzehnjähriger sie mit hasserfülltem Blick anstarrte.
    »Das ist illegal«, sagte er, mehr um Aufmerksamkeit zu bekommen als um der Wirkung willen.
    Faith seufzte, als würde es sie stören, dass er immer noch da war. »Hör mal, hier geht's nicht um das Gras oder die Pornos oder die illegalen Downloads oder was ihr Jungs sonst noch so treibt, also schalt einmal dein Hirn an und kapiere, dass dein Freund in ernsthaften Schwierigkeiten sein muss, wenn ein Detective der Atlanta Police seine Sachen durchsucht, und jetzt sag mir endlich deinen Namen.«
    Er blieb still, und sie glaubte fast, sein Hirn arbeiten hören zu können, als er sich überlegte, wie er dieser Frage ausweichen konnte. Schließlich gab er nach. »Gabriel Cohen.«
    »Nennt man dich Gabe?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Wann hast du Adam das letzte Mal gesehen?«
    »Heute Morgen.«
    »Hier im Haus? Im Unterricht?«
    »Hier, so ungefähr um acht heute Morgen.« Wieder zuckte er die Achseln. »Tommy, mein Zimmergenosse, schnarcht. Er ist ein ziemliches Arschloch. Also habe ich hier geschlafen, um von ihm wegzukommen.« Seine Augen wurden rund, ihm schien zu

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