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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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nach dem Röhrchen aus. »Sie sollten das wirklich nicht anfassen.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist kein Beweisstück.«
    »Es ist versiegelt.« Sie zeigte ihm den intakten Klebestreifen mit Charlies Initialen darauf. Darauf hatte Will keine Antwort.
    Faith wurde sofort argwöhnisch. »Was läuft denn hier?«
    »Ich habe es vom Campano-Tatort gestohlen. Charlie hat mir den Rücken zugedreht, und ich habe es mir geschnappt, bevor Charlie es in den Computer eingeben konnte.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ist der Rekorder an?«
    Er nahm das Gerät vom Tisch, öffnete die Rückenklappe und nahm die Batterien heraus. »Das Pulver wurde in der Diele gefunden. Das Problem ist eine mögliche Kreuzkontamination. Wir sind alle in diesem Bereich herumgelaufen. Es könnte von einem von uns hereingebracht worden sein. Was weiß denn ich, wahrscheinlich war es sogar so, aber ...«
    »Aber?«
    »Aber vielleicht auch nicht. Es passt nicht zu den Erdsorten in der Umgebung des Hauses. Es war nicht auf Adams Schuhen oder auf denen der Mädchen. Es könnte vom Mörder hereingebracht worden sein.«
    »Das klingt nach einer Information, die Sie von der Person erhalten haben, die das Indiz sichergestellt hat.«
    »Charlie hat keine Ahnung, dass ich das tue.«
    Ganz offensichtlich glaubte sie ihm nicht, ging aber auch nicht darauf ein. »Rein hypothetisch, was würden Sie denn damit tun?«
    »Vielleicht jemanden am Tech um Hilfe bitten?«
    Sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich werde meinen Sohn doch nicht hineinziehen in dieses ...«
    »Nein, natürlich nicht«, unterbrach er sie. »Ich dachte mir, vielleicht könnten Sie mit Victor Martinez reden?«
    »Victor?«, wiederholte sie. »Ich kenne den Mann doch kaum.«
    »Sie kennen ihn gut genug, um ihn wegen Gabe Cohen anzurufen.«
    »Das ist was anderes«, erwiderte sie. »Er ist der Leiter des Studentenbüros. Es ist seine Pflicht, sich um Gabe Cohen zu kümmern.«
    Will versuchte es weiter. »Er würde die Bitte nicht merkwürdig finden, wenn sie von Ihnen käme. Wenn ich ihn einfach so anrufen würde, würde es alle möglichen Formalitäten und bürokratische Hindernisse geben. Wir müssen das unauffällig machen, Faith. Wenn dieses Pulver uns in eine Gegend führt, die wir absuchen können, und wenn wir den Mann finden, der das alles ...«
    »Dann wäre die Beweiskette kompromittiert und die Verhaftung könnte verworfen werden.« Sie seufzte schwer. »Ich muss erst darüber nachdenken, Will.«
    Er musste ganz sicher sein, dass sie sich der Implikationen bewusst war. »Ich bitte Sie, das Gesetz zu brechen. Ist Ihnen das klar?«
    »Das liegt in der Familie, nicht?«
    Er merkte, dass ihre Worte wütender klangen, als sie es beabsichtigt hatte, aber er wusste auch, dass sie sich in den vergangenen eineinhalb Tagen größte Mühe gegeben hatten, aus ihrer Vernunft ehe das Beste zu machen.
    Deshalb sagte Will zu ihr: »Ich will nicht, dass Sie etwas tun, womit Sie nicht leben können, Faith. Sorgen Sie nur einfach dafür, dass ich die Probe zurückbekomme, wenn Sie sich dagegen entscheiden.«
    Sie schloss die Hand um das Röhrchen und drückte es sich an die Brust. »Ich gehe jetzt.«
    »Werden Sie ...«
    Sie behielt das Röhrchen in der Hand. »Was machen wir morgen?«
    »Gleich in der Früh habe ich eine Besprechung mit Amanda. Ich treffe Sie dann hier so gegen acht. Gordon Chew, der Fingerabdruckexperte, kommt aus Chattanooga hierher, um zu sehen, ob er von den Drohbriefen latente Abdrücke abnehmen kann.« Er schaute sich in seinem Büro um, dann blickte er auf seine parkähnliche Aussicht. »Wenn ich bis acht Uhr fünfzehn nicht hier bin, schauen Sie auf den Herrentoiletten am Flughafen nach.«

    11

    F aith saß an ihrem Küchentisch. Bis auf das Nachtlicht am Herd war das Zimmer dunkel. Sie hatte sich eine Flasche Wein, ein Glas und einen Korkenzieher geholt, aber alles stand unbenutzt vor ihr auf dem Tisch. In den ganzen Jahren hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass Jeremy alt genug würde, um auszuziehen, damit sie wieder so etwas wie ein Eigenleben führen könnte. Jetzt, da er nicht mehr da war, fühlte sie sich, als hätte sie dort, wo früher ihr Herz gewesen war, ein klaffendes Loch in der Brust.
    Trinken half auch nichts. Wenn sie Wein trank, wurde sie immer rührselig. Faith griff nach dem Glas, um es wieder wegzustellen, doch stattdessen stieß sie es um. Sie griff danach, aber der Rand prallte von der Tischkante ab, und das Glas zersplitterte auf dem

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