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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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er ist. und das ist verdammt hart.
    ich lehne mich an tinys fleischige schulter.
    ich kann nicht fassen, dass ich mich tatsächlich zu etwas hingezogen fühle, das ich ›fleischig‹ nenne.
     
    ich: da müssen wir jetzt durch, okay? nach dem schwierigen teil kommt dann auch der schöne. bald, das versprech ich dir.
     
    als mom zurückkommt, sitze ich immer noch gegen tinys schulter gelehnt da. sie zuckt mit keiner wimper, hält sich nicht bei uns auf, scheint sich nicht daran zu stören. sie stellt nur unsere colas ab und eilt dann wieder in die küche. ich höre, wie die ofentür geöffnet und wieder zugeklappt wird, dann ein schaben auf dem backblech. eine minute später
kehrt sie mit einer platte voller mini-hot-dogs und mini-eggrolls zurück. sogar zwei kleine schälchen, eine mit ketchup und eine mit senf, sind dabei.
     
    tiny: mhmmm, lecker!
     
    wir stürzen uns darauf, und tiny fängt an, meiner mutter zu erzählen, was in der vergangenen woche bei ihm alles los war, und er schüttet sie mit so vielen details aus Hold Me Closer – In Liebe, Euer T. zu, dass ich richtig sehen kann, wie sie immer verwirrter ist. sie bleibt leicht vornübergebeugt vor uns stehen, während er auf sie einredet, bis ich ihr schließlich sage, dass sie sich doch auch setzen soll. da zieht sie sich einen stuhl vor die couch und hört weiter zu, isst sogar selbst ein, zwei eggrolls.
    allmählich fühlt es sich normaler an. dass tiny bei mir zu hause ist. dass mom uns miteinander sieht. dass ich neben ihm auf der couch sitze und immer mindestens ein teil meines körpers seinen körper berührt. es ist fast so wie vor einer woche im millennium park. als hätte zwischendrin die zeit angehalten und wir würden jetzt einfach unsere begegnung fortsetzen. als sollte die geschichte zwischen uns genau so und nicht anders weitergehen. wie immer ist die frage nur, ob ich irgendwann alles vermasseln werde.
    als kein fingerfood für unsere finger mehr da ist, steht mom mit der abgeräumten platte auf und verkündet, dass in wenigen minuten das essen fertig ist. kaum ist sie aus dem zimmer, dreht tiny sich zu mir.
     
    tiny: ich liebe sie.
     
    ja, denke ich, er ist die sorte mensch, der andere so ohne weiteres lieben kann.
     
    ich: sie ist ganz in ordnung.
    als mom kommt, um uns zu sagen, dass das essen fertig ist, springt tiny mit einem riesensatz auf.
     
    tiny: ohhh! wie konnt ich’s nur vergessen.
     
    er greift nach der mitgebrachten einkaufstüte und reicht sie meiner mutter.
     
    tiny: kleines gastgeschenk!
     
    mom wirkt ernsthaft überrascht. sie holt einen geschenkkarton aus der tüte, mit schleife drum und allem. tiny setzt sich wieder auf die couch, damit es ihr nicht peinlich ist, wenn sie sich hinsetzt, um das geschenk aufzupacken. vorsichtig öffnet sie die schleife. dann hebt sie sachte den deckel der schachtel ab. erst kommt schwarzer schaumstoff zum vorschein, dann etwas, das in luftpolsterfolie eingewickelt ist. mit noch viel größerer vorsicht wickelt sie das etwas aus der folie aus und heraus kommt eine schlichte glasschüssel.
    zuerst kapier ich’s noch gar nicht. ich meine, es ist einfach nur eine glasschüssel. aber meiner mutter bleibt die luft weg und sie muss blinzeln, weil ihr die tränen kommen. denn die glasschüssel ist nicht einfach nur schön. sie ist vollkommen. sie ist so glatt und schön und vollkommen, dass wir alle dasitzen und sie einen augenblick lang nur anschauen, während
meine mutter sie langsam in ihren händen dreht. selbst in unserem schäbigen wohnzimmer fängt sie das licht ein.
    seit langer langer zeit hat meiner mutter niemand mehr so etwas schönes geschenkt. vielleicht überhaupt noch nie. etwas so schönes hat sie noch nie bekommen.
     
    tiny: ich hab sie selbst ausgesucht!
     
    er hat keine ahnung. er hat keine ahnung, was er da gerade vollbracht hat.
     
    mom: oh tiny …
     
    sie ist sprachlos. aber ich spüre es. ich erkenne es daran, wie sie die schüssel hält. ich erkenne es daran, wie sie sie anschaut.
    ich weiß, was ihr verstand ihr jetzt einflüstert – dass sie nämlich sagen soll, das sei viel zu viel für sie. dass sie ein solches geschenk nicht annehmen kann. selbst wenn sie etwas so schönes unglaublich gern hätte. selbst wenn es ihr so gut gefällt.
    deshalb sage ich an ihrer stelle
     
    ich: was für ein schönes geschenk, tiny. vielen dank.
     
    ich umarme ihn und drücke ihm auf diese weise auch mein eigenes dankeschön aus. dann stellt mom die schüssel auf

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