Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
Vom Netzwerk:
gingen zu Felix Kutscher ins Treppenhaus zurück.
    Kutscher war anzusehen, dass er überfordert war. Obwohl er noch nicht einmal die Leiche gesehen hatte, schien er am Ende zu sein.
    „Geh zur Wache, Felix, und erhol dich. Wir machen das hier schon!“
    Felix Kutscher hatte ein schlechtes Gewissen, weil er in dieser Situation so schnell schlapp gemacht hatte. Das war ihm peinlich. Aber jetzt hier verschwinden zu können, an die frische Luft zu kommen und sich Bewegung zu verschaffen war genau das richtige Angebot. Er zog seinen übergewichtigen Körper am Treppengeländer hoch und setzte sich seine Mütze auf.
    „Ich gebe dem Wachhabenden schon mal einen Zwischenbericht.“ Dann wankte er langsam die Stufen hinunter.
    „Auch nicht mehr gerade fit“, meinte einer der Beamten.
    „Zu fett“, antwortete der andere.
    Von weitem näherte sich die Sirene des herannahenden Notarztwagens.
    Mechthild Kayser hatte gerade mit Harald Strehlow einen Rundgang durch die leeren Büros der Mordkommission abgeschlossen. Sie machte sich Gedanken darüber, was sie mit ihrem Polizeischüler noch anfangen konnte, dachte daran, ihn vielleicht erst mal nach Hause zu schicken, als ihr Handy klingelte.
    „Kayser!“
    Am anderen Ende war ein Kollege des Kriminaldauerdienstes. „Hallo Frau Kayser! In der Neustadt ist ein Toter aufgefunden worden. Eindeutig Fremdverschulden. Meine beiden verfügbaren Wagen suchen ein vermisstes Kind und sind bei einem Raubüberfall auf einen Kiosk in Osterholz. Können Sie nicht gleich selbst übernehmen?“
    Mechthild Kayser spürte, wie die Muskulatur in ihrem Rücken steif wurde. Ihre knapp besetzte Mordkommission bestand zurzeit nur aus ihr selbst. Und ihrem Polizeistudenten. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Sie musste sich dieser Herausforderung stellen, sofort.
    „Gut. Schicken Sie mir die Daten per E-Mail auf meinen PC. Ich bin schon so gut wie unterwegs. Und informieren Sie bitte den ED. Und auch meine beiden Mitarbeiter, Frau Günher und Herrn Heller. Versuchen Sie’s auf deren Handys. Die haben heute frei. Dann komme ich schon zurecht.“ Sie klappte ihr Mobiltelephon grußlos wieder zu.
    Auch wenn es kein schöner Anlass war, sie dachte nicht zuerst an den neuen Fall. Sie freute sich darauf, Fritz Behrmann auf diesem Wege wiederzusehen.
    Dann wandte sie sich an Harald Strehlow. „Wir haben einen Fall, Herr Strehlow. Und jetzt brauche ich Sie. Es gibt einen Toten in der Neustadt. Wir beide müssen da jetzt hin. Zurzeit habe ich niemanden außer Ihnen. Schaffen Sie das?“
    Harald Strehlow schwieg einen Augenblick. Sein Wunsch war in Erfüllung gegangen. Ein echter Mord – vielleicht!
    Mechthild Kayser deutete das Schweigen ihres Polizeistudenten falsch.
    „Wenn Sie sich dazu noch nicht in der Lage fühlen, dann können Sie auch erst einmal hier bleiben.“
    „Ich?“ entgegnete Harald Strehlow. „Aber nein! Ich werde Sie unterstützen, wo ich kann. Sie müssen mir nur sagen, was ich machen soll. Ich habe zwar keine Ahnung, aber Sie können sich darauf verlassen, dass ich mein Bestes geben werde.“
    „Gut, dann los. Sie fahren mein Auto!“
    Vorher eilten sie in ihr Büro, ließen sich die E-Mail des Kriminaldauerdienstes ausdrucken, und wenig später saßen sie im Dienstwagen von Mechthild.
    „Pappelstraße! Kennen Sie die?“
    „Klar, kein Problem. Mit oder ohne Alarm?“ wollte Strehlow wissen.
    „Lieber mit, oder?“ Mechthild ahnte, dass es ihrem Polizeistundenten eine Freude machen würde, mit Blaulicht und Martinshorn durch Bremen zu rauschen. „Aber fahren Sie trotzdem nicht zu schnell. Wir wollen ankommen.   Das   ist wichtig!“
    Während der Fahrt studierte Mechthild die ersten Informationen vom Tatort. Ihr wurde bei der Lektüre sofort klar, dass dies kein gewöhnlicher Fall sein konnte. Eine Leiche, auf einen Stuhl gefesselt. Da war nichts von affektivem Verhalten zu erkennen. Und auch nicht von einer Körperverletzung mit Todesfolge oder einem Totschlag. Das war ein gezieltes Vorgehen.
    Trotz dieser Erkenntnisse nahm sie sich gleich wieder zurück. Eine voreilige Festlegung vernebelte den Blick. Das war sehr unprofessionell. Sie teilte ihre Erkenntnisse ihrem Fahrer mit und erklärte ihm auch, dass die Leiche nicht gerade gut aussehen würde.
    „Wenn Sie wollen, brauchen Sie nicht mit reinzukommen, Herr Strehlow. Es gibt auch im Haus genügend zu tun. Anwohnerbefragungen und so.“
    Aber Harald Strehlow wollte von Anfang an bei allem dabei sein. Auch wenn er in

Weitere Kostenlose Bücher