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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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müssen wir uns überlegen, wie wir an diese Leute näher herankommen.“
    „Offen brauchen wir da gar nicht erst ranzugehen“, erläuterte Peer Souton. „Wenn die spitzkriegen, dass wir gegen sie ermitteln, warnen wir sie damit alle vor. Wir müssen da erst einmal verdeckt ran.“
    Ayse Günher dachte genauso. „Wir könnten uns doch als Erstes die Personen vornehmen, die laut Abhörprotokollen an dem geplanten Anschlag auf Dunker beteiligt waren. Die haben doch ihre Treffpunkte. Da müsste man mal ganz unverfänglich auftauchen. Das geht doch als Frau am besten. Also, ich stelle mich zur Verfügung.“
    „Kommt gar nicht in Frage!“ stellte Mechthild klar. „Wenn du mit deinem türkischen Aussehen da auftauchst, hast du die ganze Bagage gleich am Hals. Aber dein Vorschlag ist nicht schlecht. Herr Souton, können Sie sich an einen Hinweis in Roders Akte erinnern, wo sich die Leute aus der Abhöraktion treffen?“
    Peer Souton konnte. Zwei Namen waren ihm noch geläufig, die auch mehrmals mit einer Gaststätte in der Nähe der Discomeile Bremens verbunden wurden.
    „Das ist ne öffentliche Kneipe. Da kann eigentlich jeder mal auf ein Bier vorbeischauen.“
    Heller, der Benjamin der Truppe, sah eine Chance sich zu profilieren. Beim letzten Mordfall hatte ihm der Mut seiner Chefin so sehr imponiert, dass er jetzt auch zeigen wollte, dass er bereit war, Risiken bei der Ermittlung eines Mörders einzugehen.
    „Ich kann das ja machen. Erstens kennt man mich nicht. Und eine Bomberjacke und Springerstiefel habe ich auch zu Hause.“ Als er die skeptischen Blicke der anderen registrierte, legte er nach: „Was soll schon passieren? Ich geh da rein, trink ein Bierchen und höre mal so, was die dort erzählen. Der Mord an Dunker ist vielleicht ein Gesprächsthema. Ich überlege mir auch eine kleine Legende, wenn ich mit denen ins Gespräch kommen sollte. Und wenn es komisch wird, kann ich ja gleich gehen.“
    Fragend sah er seine Chefin an. Sie sollte diesem Vorgehen zustimmen. Mechthild überlegte lange. Sie merkte, dass ihr die Neonaziszene noch zu fremd war und sie sie nicht richtig einschätzen konnte. Aber dennoch mussten sie ja irgendwie mal anfangen.
    „Also gut, Herr Heller. Versuchen Sie es. Gehen Sie auf keinen Fall ein Risiko ein. Sowie Sie glauben, es braut sich etwas zusammen, hauen Sie sofort ab. Ich bin die ganze Nacht über Handy zu erreichen.“
    Heller freute sich. Diese kleine Sonderrolle gefiel ihm. Er ließ sich von Peer Souton in Roders Unterlagen einweisen und studierte Gesichter und Personalien verschiedener Rechtsextremer, die sich in der bezeichneten einschlägig bekannten Kneipe trafen. Diesen Abend noch wollte er den Treffpunkt aufsuchen.
    Die angeforderten Daten über Dunkers Telephonkontakte lagen noch nicht vor, so dass Heller genügend Zeit hatte, sich eine kleine Geschichte für den Fall auszudenken, dass er an seinem Einsatzort in ein Gespräch verwickelt werden sollte.
    Ayse Günher und Harald Strehlow hatten von Mechthild den Auftrag bekommen, die Verbindungen Christan Dunkers in ein Schaubild zu übertragen, um seine Aktivitäten nachvollziehbarer zu machen. Ihr Plan war, sich dann mit den Institutionen in Verbindung zu setzen, mit denen Dunker am häufigsten zusammenarbeitete. Als sich die Besprechungsrunde auflöste, hielt Mechthild Peer Souton noch einen Augenblick zurück.
    „Denken Sie, es ist zu gewagt, Heller da hinzuschicken?“
    „Ich glaube nicht. Jeder kann sich mal in eine solche Kneipe auf ein Bier verirren. Wahrscheinlich wird man ihn ignorieren, und irgendwann geht er dann einfach. Aber vielleicht hört er etwas Interessantes. Einen Versuch ist es doch wert. Machen Sie sich mal keine Sorgen.“
    Mechthild war beruhigter. Heller würde wahrscheinlich auf eine Art geschlossene Gesellschaft treffen. Er gehörte nicht zu ihnen, und deshalb würde man ihn einfach meiden. Sie bedankte sich bei Souton und ging zurück in ihr Büro. Sie versuchte Fritz Behrmann zu erreichen, bekam aber nur einen seiner Leute ans Telephon, der ihr erklärte, dass Behrmann angewiesen hatte, nicht gestört werden zu wollen. Ein bisschen traurig machte sie das schon. Sie vermisste ihn. Aber die Arbeit ließ der Liebe jetzt keinen Raum. Sie hatten eben Berufe, die nicht die Vorzüge geregelter Arbeitszeiten aufwiesen und die eine Planung privater Vorhaben nicht immer zuließen. Also setzte sich Mechthild noch einmal an die vorläufige Spurenakte. Morgen früh würde sie Fritz Behrmann sicher

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