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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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unter extremer Kraftanwendung wieder aus dem Torso herausgezogen und verschwand in der linken Tasche des dunklen Parkas. Die schwarzen Handschuhe tasteten geschickt sämtliche Kleidungsstücke ab, die auf dem Hocker neben dem Bett lagen, und entnahmen dem dort befindlichen Portemonnaie einige großblättrige Scheine, um es dann wieder sorgfältig an seinen Platz zurückzulegen.
    Ohne dass jemand die Person ausmachen konnte, die mucksmäuschenstill aus dem gläsernen Hauseingang schritt, verschwand sie wieder still und leise im Schatten der Dunkelheit.
    An der Glasscheibe bildete sich ein feuchter Fleck, dessen unmittelbar hervorgerufene Ränder langsam anzulaufen begannen. Ich wartete eine kleine Weile, bis ich nichts mehr draußen erkennen konnte, erst dann nahm ich meine platt gedrückte Nase von der Fensterscheibe.
    Es war zum Verrücktwerden! Seit ich damals versehentlich einen Oberschenkelknochen aus einem Fürstengrab verschleppt hatte, musste ich, wenn Tanner Grabungen besuchte, immer im Auto warten. Man konnte es natürlich mit dem Nachtragendsein ein klein wenig übertreiben. Sehr zu meinem Bedauern neigte sein rachsüchtiges Gemüt nun einmal dazu. So konnte ich nichts weiter tun, als meine Nase am Fenster platt zu drücken, während er sich mit einem dunkelhaarigen Mann mit Brille unterhielt, der direkt neben einer überdachten Grabungsstelle gerade dabei war, Funde zu sortieren und zu protokollieren. Wenn mich nicht alles täuschte, musste es sich wohl um besagten Manny handeln, der nach eigener Aussage der einzige Mensch war, der Toni noch gesehen hatte.
    Manny wirkte etwas unsicher in seinen Bewegungen. Seine Körpersprache signalisierte mir keine seriöse oder bodenständige Persönlichkeit. Allerdings lag eine Entfernung von etwa fünfundzwanzig Metern zwischen uns, die meinen Eindruck zweifellos infrage stellen konnte. Die Fensterscheiben hatte Tanner Bello sei Dank ein Stück weit heruntergelassen, damit ich keinen Erstickungstod erleiden müsste und er nicht als Tierquäler in der Boulevardpresse zerrissen würde. Dennoch war ich mir absolut sicher, dass er es nur aus dem letztgenannten Grund tat. Ich wäre kein würdiger Vertreter meiner Rasse, wenn ich nicht wenigstens einmal versucht hätte, mit den Pfoten die Scheibe etwas weiter nach unten zu drücken, was mir natürlich in Anbetracht meiner Größe und meines geringen Gewichtes nicht gelingen konnte. Aber man soll bekanntlich nichts unversucht lassen! Neben uns parkte ein grüner Kombi, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. An den Kotflügeln befanden sich mehrere Beulen im Blech, und an den Seiten zierten tiefe Kratzer im Lack die Türen.
    Der Besitzer dieses Wagens konnte man garantiert nicht als Liebhaber von vierrädrigen Fortbewegungsmitteln einordnen, dachte ich bei mir, als mein Blick in den dazugehörigen Kofferraum fiel. An einer dunkleren Jacke, die unachtsam zusammengeknüllt auf anderen Kleidungsstücken lag, befand sich ein mittelgroßer, dunkelroter Fleck. Sofort erkannte ich zielsicher die Farbe von Blut. Neben der Jacke machte ich den Zipfel einer Plastiktüte aus, die nun auch meine Aufmerksamkeit erregte. Dieses wohlbekannte, unbestimmte Gefühl machte sich wieder in mir breit, welches mit Angst und Verzweiflung belegt war. Für eine Sekunde zwang ich mich wegzuschauen, bevor meine Augen wiederum die Jacke fixierten. Es musste sich um Blut handeln. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, daran zu riechen, wäre es kein Problem gewesen, dies mit hundertprozentiger Hundesicherheit zu beweisen.
    Anhand meines stark ausgeprägten Riechorgans war ich sogar in der Lage, Menschenblut von Tierblut zu unterscheiden.
    Natürlich dient mir zum direkten Vergleich nicht das Blut an sich, sondern die Nebendüfte, die nun einmal zwangsläufig vorhanden sind. Aber die Fenster des Kombi waren fest verschlossen.
    Zahlreiche Gedanken jagten mir durch den Kopf. Zum einen, dass es sich möglicherweise um Tierblut handeln konnte, schließlich gab es gerade hier in Frankreich haufenweise Jäger, die sogar aus den benachbarten Ländern angereist kamen, um das Wild in den umliegenden Wäldern und Wiesen zu erlegen. Ich bin zwar ein Hund, gehöre sogar zu einer Rasse, der ein vielfaches Maß an Jagdinstinkt nachgesagt wird. Jedoch bilde ich selbst die große Ausnahme. Ich erkläre es mir mit meinem Übermaß an Intelligenz, welche mir schon vom großen Bello in die Wiege gelegt wurde. Deshalb tue ich mich schwer damit, Gründe zu finden, wie

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