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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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ein Mensch solche immensen Lustgewinne damit erzielen kann, Tiere zu töten. Sobald wir Tiere satt sind, kann ein Dutzend potenzieller Entenbraten an uns vorüberziehen, und wir würden ihnen noch einen schönen Tag wünschen. Das ist der kleine, jedoch sehr feine Unterschied. Aber das ist nur meine Meinung.
    Also, um nochmals auf das Blut zurückzukommen, es konnte sich genauso um Tierblut handeln. Mir kribbelte es in den Pfoten, weil ich zwangsverurteilt in diesem Wagen vor mich hin vegetieren musste, ohne etwas unternehmen zu können. Ich möchte Sie mit meinen nachfolgenden Gedankengängen verschonen, die zielgerichtet mein Herrchen aufs Übelste attackierten. Erst nach weiteren dreißig Minuten kam er endlich angeschlappt. Mittlerweile kannte ich das Wageninnere des Kombis schon auswendig. Jetzt musste ich nur noch Folgendes herausfinden: Wem gehörte dieses Auto?
    Während wir auf dem Weg ins Hotel waren, versuchte Tanner immer wieder Norbert anzurufen, aber weder auf dem Festnetz noch auf dem Handy meldete sich jemand außer dem Anrufbeantworter. Etliche Male hinterließ er Nachrichten auf Band: Norbert solle ihn doch bitte schnellstmöglich zurückrufen. Wieder im Hotel angekommen, haute sich mein Herrchen einige Stunden aufs Ohr; ich hingegen bevorzugte es, mich auf dem kleinen Balkon unseres Zimmers niederzulassen, um die wenigen Passanten zu beobachten, die sich zufällig in diese kleine Straße verirrten. Der Blutfleck, den ich an der Jacke entdeckt hatte, ließ mir immer noch keine Ruhe. Ich war mir vollends sicher, dass mein Gefühl mich nicht getäuscht hatte und es sich tatsächlich um menschliches Blut handelte. Doch bis jetzt blieb mir die Auflösung dieses Rätsels verwehrt, da ich zuerst einmal in Erfahrung bringen musste, wem dieser Wagen, folglich auch die Jacke, gehörte. Nachdem Tanner ausgeschlafen war, rief er nochmals bei Norbert an, doch vergeblich. Dann rief er zu Hause an. Anny schien als Erste am Telefon zu sein, denn seine Begrüßung fiel äußerst hingebungsvoll und zärtlich aus.
    »Nein, Manny konnte mir nichts Neues mitteilen. Je mehr ich ihn nach Tonis plötzlichem Auftauchen auf der Grabung befragte, umso unsicherer wurde er, ob er ihn tatsächlich gesehen oder ihn mit jemand anderem verwechselt hatte; schließlich war er der Einzige, der ihn zu sehen geglaubt hatte!«
    Er machte eine lange Pause, in der er sich eine Zigarette ansteckte. Zu Hause durfte er nur draußen rauchen, wegen der Kinder. Aber ein Hund im Zimmer war ihm anscheinend völlig schnuppe, denn er genoss es regelrecht. Angesichts des Qualms, der langsam den Raum erfüllte, musste ich niesen. Widerlich, einfach widerlich, dachte ich wütend. Kleine Rauchwolken umgaben mich, und ich durfte gar nicht daran denken, wie viele davon schon in meiner Lunge angekommen waren. Vor Wut bellte ich meinen Herrn und Gebieter an, der diesmal wieder völlig daneben interpretierte.
    »Ich glaube, Willi will dir etwas sagen!«, rief er fröhlich aus und hielt mir dooferweise den Telefonhörer vor die Schnauze.
    Ein leises Knurren konnte ich mir nicht verkneifen, bevor ich mich unter das Bett verzog, was Tanner wahnsinnig lustig fand. Doch Anny musste ihn wohl zurechtgewiesen haben, denn er wurde sofort wieder ernst.
    »Du kannst Selma ausrichten, dass ich nicht lockerlasse. Ich muss sichergehen, dass er hier gewesen ist. Spätestens morgen will ich zu Mathis fahren, vielleicht weiß er etwas. Immerhin hatte Anton vorgehabt, Mathis auf seinem Weingut zu besuchen. Irgendjemand muss doch eine Ahnung haben, wo er sich herumtreibt! Später rufe ich noch einmal an, vorher bin ich aber noch verabredet. Einige Kollegen haben mich zum Essen eingeladen. Ich melde mich ... ja, sag allen schöne Grüße von mir ...«
    Er beendete das Gespräch. Aha, endlich bekam ich auch einmal mitgeteilt, dass wir heute Abend etwas vorhatten. Typisch für ihn! Mein Herrchen nahm es mit seiner Informationspflicht mir gegenüber nicht so genau.
    Die nächsten drei Stunden verbrachten wir mit Kaffeetrinken beziehungsweise Wasser schlürfen auf der Terrasse des Restaurants und einem gemütlichen Spaziergang an der Seine, dem ich mich mit dem größten Vergnügen widmete. Es war schließlich auch einmal an der Zeit, etwas für meine Seele zu tun.
    Gerade als wir wieder die Stufen zu unserem Zimmer hochstiegen, damit wir uns ausgehfertig machen konnten, klingelte Tanners Handy.
    Verdutzt sprach er für eine Weile kein Wort, bevor er in gebrochenem Französisch

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