Willi von Bellden (German Edition)
Tonis Leben handeln. Hatte diese fremde Frau etwas mit seinem Verschwinden zu tun? Wenn Selma jemals einen solchen Brief in die Finger bekommen hätte, wäre es wohl mit dem harmonischen Eheleben vorbei gewesen. Ehrlich gesagt hätte ich Toni niemals zugetraut, ein Verhältnis mit einer anderen Frau zu unterhalten, zudem noch mit einer, die solch offensichtlich große Gelüste mit ihm auszuleben schien. Auch Tanner kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mein Gebieter hatte sich mit dem Öffnen der geheimen Schublade in ein großes Dilemma gebracht. Weder verspürte er das Verlangen, diese Dinge Selma zu zeigen noch irgendjemand anderem. Doch was wäre, wenn sie ausschlaggebend für die Aufklärung eines eventuell begangenen Verbrechens an Toni waren?
Wir hielten uns noch den ganzen Tag im Haus auf, durchsuchten die Keller, den Dachboden, mögliche Verstecke im Garten, aber außer den Bildern und den Briefen fanden wir nichts mehr. Ich war der Meinung, dass dies auch mehr als genug war. Obwohl wir vorgehabt hatten über Nacht zu bleiben, damit alles gründlich unter die Lupe genommen werden konnte, entschloss sich mein Herrchen, doch noch am gleichen Abend zurückzufahren. Darüber war ich nicht unglücklich.
Gegen einundzwanzig Uhr kamen wir in Buhlenberg an. Zu meiner Überraschung hatten wir Besuch. Tine und Achim waren aus Dudweiler gekommen, um uns in den Herbstferien in die Ardèche einzuladen. Vor einigen Jahren hatten sie sich zusammen mit Anita und Friedhelm, einem befreundeten Ehepaar, ein Landhaus dort unten gekauft. Es bot neben einem Swimmingpool und einem großzügigen Garten alle Annehmlichkeiten, die man sich nur wünschen konnte. Besonders die einzigartige Lage inmitten von Weinbergen und Pinienwäldern fand ich persönlich sehr beeindruckend.
Ihre Gesellschaft kam sehr gelegen, denn Selma hatte sich weinend zurückgezogen, seit sie über das Auffinden von Tonis Wagen informiert worden war. Heftige Weinkrämpfe schüttelten ihren vor Sorgen ausgezehrten Körper. Anny bemühte sich zwar liebevoll um ihr Wohlbefinden, doch auch Selma spürte instinktiv, wie wenig Hoffnung bestand, Toni lebend wiederzufinden. Die Polizei hatte ihre Befürchtungen hinsichtlich eines vorliegenden Verbrechens deutlich zum Ausdruck gebracht. Tine half Anny dabei, die Kinder zu beschäftigen und sie gleichzeitig von Selma abzulenken, damit Anna Maria keine unnötigen Ängste durchstehen musste. Achim und Tanner verzogen sich mit einer Flasche Rotwein in eine Ecke des Wohnzimmers, wo sie sich über die neuesten Kletternews austauschten, da beide seit Jahren leidenschaftliche Kletterer waren. Diesem Sport frönte fast jeder aus meiner Familie und auch alle Freunde, die ebenfalls Urlaub in der Ardèche machten. Dieses Land war für Sportarten wie Klettern und Kanufahren geradezu ein Paradies. Ich ahnte jedoch, dass Tanners Gedanken um etwas ganz anderes kreisten. Er konnte die gefundenen Briefe und Fotos der Polizei nicht mehr lange vorenthalten, denn die Situation wurde brenzlig. Auf keinen Fall hätte ich mit ihm tauschen wollen. In dem ganzen Treiben fiel es nicht weiter auf, als ich mich hinausschlich, um meiner Angebeteten einen kurzen Besuch abzustatten. Ida und Daniel waren gerade dabei zu grillen, so erhielt ich Gelegenheit, mit Anka ausführlich zu reden. Sie freute sich sichtlich über mein Kommen, damit waren alle Befürchtungen hinsichtlich des Köters, der sich vielleicht an sie herangemacht hatte, Bello sei Dank vom Tisch. Nachdem ich ihr von Churchills Vaterfreuden berichtet hatte und davon, dass wir Frieden geschlossen hatten, bekam Anka vor Staunen ihre Schnauze nicht mehr zu. So etwas hätte sie niemals zu träumen gewagt, meinte sie.
Danach erzählte ich von den Funden, die Tanner in den geheimen Verstecken von Norbert wie auch von Toni gefunden hatte. Aber irgendwie wurde ich den Eindruck nicht los, dass sie sich nicht allzu sehr für meine Erlebnisse kriminalistischer Art interessierte. So unterhielten wir uns nach einer Weile ausschließlich über Churchill und die kleinen Kätzchen, die sie unbedingt so schnell wie möglich sehen wollte. Ich musste ihr versprechen, sie ihr gleich am nächsten Tag zu zeigen. Da ich meine Geschichte mit den Briefen und den Fotografien unbedingt noch loswerden wollte und eine zweite Meinung gebrauchen konnte, machte ich mich eine Stunde später auf den Weg zu Baskos Haus. Ich war noch nicht weit gekommen, als Natascha mir mit Basko und einem unbekannten Mann an der Seite
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