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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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Humor, der ihm schon sein ganzes Leben zu eigen war.
    »Wie kommst du zurecht?«, fragte Basko treudoof, weil er wahrscheinlich nichts anderes zu fragen wusste.
    »Oh, sehr gut, danke der Nachfrage«, antwortete der Kater zynisch. »Nie hatten wir eine schönere Zeit. Es gibt jeden Tag eine große Auswahl an Fleischgerichten, und wir wissen vor lauter vergnüglichen Stunden und Tagen überhaupt nicht mehr, was wir noch alles unternehmen könnten!«
    Ein herzzerreißendes Miauen begleitete seine Worte.
    Wir schauten ihn ratlos an.
    »Wie soll es mir schon gehen? Beschissen!«, schrie er mit kehliger Stimme zu uns herunter. »Total beschissen! Wisst ihr, wie das ist, wenn man sechs hungrige und durstige Mäulchen zu stopfen hat? Ich komme mit der Mäusejagd kaum noch hinterher; es reicht einfach nicht für alle!« Churchill kauerte sich an die Holzkante und sah uns mit seinen matten Augen an.
    »Wir müssen Anny einweihen!«, schlug Anka vor. Sie hatte Tränen in den Augen.
    Ach, die Frauen, dachte ich, sie haben immer so nah am Wasser gebaut.
    Basko stimmte ihr zu.
    »Sie ist die einzige Person, der man ein solch heikles Geheimnis anvertrauen kann!«
    Da hatten sie zweifelsohne recht. Wenn Tanner jedoch davon erfahren sollte, kamen garantiert seine Monk’schen Zwänge zum Einsatz, von wegen ansteckender Krankheit: Katzenschnupfen, Bakterien, Läuse, Flöhe und Keime. Nur Anny konnte unter diesen Bedingungen Ruhe bewahren und dort helfen, wo Hilfe gebraucht wurde.
    Das Schwierige an der Sache war nur, wie wir Anny allein erwischen konnten. Tanner und die Kinder durften auf keinen Fall auf den Plan gerufen werden. Basko und Anka beschlossen sofort, dass ich der Geeignete war, um Anny mitzuteilen, was hier vor sich ging. Wieso hatte ich das bereits im Voraus geahnt?
    Mit vor Stolz geschwellter Brust eilte ich ins Haus. Die von mir bevorzugte Person saß zusammen mit der traurigen Selma am Küchentisch und schälte Kartoffeln. Tanner saß leider auch im selben Raum an seinem Computer. Wie es aussah, versuchte er gerade, die Adresse von Katrin Schubert herauszufinden. Die Sache musste also überlegt angegangen werden.
    Ich kroch unter den Küchentisch und schleckte meinem Frauchen die Waden ab.
    »Willi! Hör auf damit!«, schimpfte sie. Genau das wollte ich erreichen. Sofort machte ich es wieder.
    »Sag mal, bist du taub? Hör sofort auf!« Ihre Stimme wurde ungeduldig, aber meine Zunge kam jetzt erst so richtig in Fahrt.
    »Jetzt reicht es mir, du dummer Hund!« Anny stand wütend auf und griff nach meinem Halsband, um mich aus dem Haus zu werfen.
    Kaum waren wir vor der Tür, bellte ich sie verzweifelt an und rannte im gleichen Augenblick einige Meter zum Heuschober. Zurück. Bellen. Ansehen. Rennen. Zurück. Bellen. Ansehen. Rennen. Zurück. Ansehen.
    »Was willst du von mir?«, fragte sie in einem etwas versöhnlicheren Ton.
    Bellen. Ansehen. Rennen. Zurück. Ansehen. Ansehen. Ansehen.
    »Okay, ich komme mit! Ich rate dir, mich nicht zu veräppeln! Wenn du mich jetzt zu einem schlammbesudelten Stöckchen führst, das sich in den Hecken verirrt hat ... dann werde ich zur Höllenmaschine!«, schimpfte Anny.
    Ich konnte mir ein inneres Lachen nicht verkneifen. Es war total lustig, wenn Anny solche Dialoge mit mir führte, so, als würde sie instinktiv spüren, dass ich sie verstehe.
    Ich lotste sie in den Heuschober; sie folgte mir zögerlich. Als sie Basko und Anka erblickte, bekam sie Stielaugen. Doch damit nicht genug, sofort begannen die Kätzchen zu schreien.
    »Oje!«, rief Anny aus. Sie sah abwechselnd Basko, Anka und mich an.
    »Das war es also, was du mir zeigen wolltest.« Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, war sie auch schon an der Leiter auf dem Weg nach oben. Als erfahrene Mutter erkannte sie sofort, in welchem Zustand sich die Kleinen befanden.
    »Mein Gott, die brauchen sofort frisches Wasser und etwas zu fressen«, meinte sie fachmännisch und machte sich auch schon auf den Weg. Bevor sie zur Tür hinausging, drehte sie sich zu mir um.
    »Jetzt weiß ich auch, wo der Futtersack hingekommen ist.«
    Ich bedachte sie mit einem zuckersüßen Augenaufschlag, und sie lächelte zurück.
    Gerade als sie durch die Tür gehuscht war, vernahm ich Tanners dunklen Bariton.
    »Ist etwas passiert?«, erkundigte er sich bei seiner Frau.
    Obwohl ich die beiden nicht sehen konnte, weil wir uns angesichts der drohenden Situation unsichtbar zwischen den Strohballen versteckt hatten, konnte ich mir nur allzu gut

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