Willi von Bellden (German Edition)
Herr und Gebieter schon an sie herangetreten und stellte sich höflich vor.
Sie stand auf, reichte Tanner zur Begrüßung die Hand und setzte sich wieder. Dabei warf sie ihre langen braunen Haare, die glänzten, als ob sie gerade erst vom Friseur gekommen wäre, mit einer gezwungenen Handbewegung nach hinten. Mein erster Eindruck: gut aussehend, ständig Gast bei der Kosmetikerin, hat auf jeden Fall eine Putzfrau (diese Hände hatten mit Sicherheit nie ein Spülbecken von innen gesehen), trägt Geheimnisse mit sich herum (ihre Augen waren unstet, zu viele Gesten beim Sprechen) und hat sich unter Garantie nicht auf das Date mit meinem geliebten Herrchen gefreut.
Basko betrachtete sie eine geraume Weile, dann sah er mich verschwörerisch an. Angewidert rümpfte er die Nase. Ich nickte. Wir waren mal wieder einer Meinung.
Man kann nicht behaupten, Tanner würde wie eine Katze um den heißen Brei reden. Kaum hatte er sich gesetzt und einen Latte Macchiato bestellt, zückte er das Foto aus der Innentasche seiner dunklen Wildlederjacke und schob es der Schubert über den Tisch.
Ihre Augen weiteten sich einen kurzen Moment vor Schreck, bevor sie ihre Fassung wieder fand und ihr Blick geistesabwesend auf das Kaufhaus gegenüber fiel.
»Bei welcher Gelegenheit wurde dieses Bild aufgenommen? Können Sie sich daran erinnern?«, fragte mein Herrchen. Er legte, ganz entgegen seinem Naturell, die Beine über Kreuz und beugte sich ein Stück weiter nach vorn über den Tisch.
Es dauerte einige Zeit, bis Katrin Schubert antwortete.
»Ich erinnere mich genau an diesen Abend, als ob es gestern gewesen wäre.«
»Erzählen Sie mir davon ...!«, forderte Tanner sie auf.
Die Schubert wartete, bis die Bedienung ihnen den Kaffee gebracht hatte, dann nahm sie einen Schluck des heißen Getränkes zu sich. Sie tat dies langsam und mit Bedacht, bevor sie sich verschwörerisch ein wenig näher zu Tanner beugte.
»Wissen Sie überhaupt, auf was Sie sich da einlassen?«, fragte sie.
Tanner wich erstaunt ein wenig zurück.
»Was meinen Sie damit?«
»Das müsste ich Sie fragen. Was wissen Sie über diese Geschichte?« Die Frau hatte jetzt einen klaren und sehr bestimmten Ausdruck in den Augen.
»Ich weiß, dass Norbert Aschter tot ist. Toni ist verschwunden, und Mathis erliegt seiner eigenen Angst, deren Grund ich nicht kenne. Alle diese Personen waren auf diesem Foto, das ich sowohl bei Norbert als auch bei Toni gefunden habe. Sie hatten sich sogar die Mühe gemacht, sie fein säuberlich zu verstecken. Wenn ich zwei und zwei zusammenzähle, dann komme ich zu dem Schluss, dass an dieser Geschichte etwas Grundlegendes nicht stimmt. Bisher konnte ich leider noch nicht viel darüber herausfinden, denn sonst würde ich nicht hier sitzen und Ihnen einen Haufen dummer Fragen stellen! Aber Sie sind nun mal auch auf dem Foto, also schlussfolgere ich, dass Sie etwas darüber wissen könnten.«
Katrin Schubert nickte.
»Korrekt! Ich habe etwas mit dieser Geschichte zu tun. Doch warum sollte ich gerade Ihnen vertrauen?«
Jetzt war es Tanner, der sich mit der Beantwortung dieser Frage Zeit ließ. Basko und ich lauschten gespannt. Alles würde jetzt von Tanners Antwort abhängen.
»Sie haben keine andere Wahl. Entweder die Polizei oder ich.«
Tanner setzte also alles auf eine Karte.
Katrin Schubert zögerte, lehnte sich zurück, schaute verzweifelt um sich. Dann seufzte sie.
»Wissen Sie irgendetwas über diesen Abend, an dem die Bilder aufgenommen wurden?«, fragte sie ihn.
»Nein. Nichts.«
»Gut.« Ohne sich weiter um mein Herrchen zu kümmern, rief sie die Bedienung und bezahlte ihren Kaffee sowie Tanners Latte Macchiato. Er sah sie fragend an.
»Ich sage Ihnen nur eins, denn ich möchte weder meine Familie noch mich gefährden. Und nur unter der Bedingung, dass Sie mich in Zukunft in Ruhe lassen und niemals wieder in Kontakt mit mir treten ...«
Mein Boss nickte zustimmend. Was blieb ihm auch anderes übrig?
»Jemand kam an diesem Abend ums Leben. Ich war dabei. Ich habe es mit ansehen müssen. Es war ein ... sagen wir Unfall. Alle hatten zu viel getrunken. Es war Tonis Schuld. Norberts Schuld. Mathis und ich waren einfach nur zufällig dabei. Es gab allerdings noch eine weitere Person, die diesen Abend niemals im Leben vergessen wird. Vielleicht ist diese Person Ihre Schlüsselfigur. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, den Rest müssen Sie selbst herausfinden. Ich hänge am Leben.«
Schwer atmend stand sie auf und wandte sich zum
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