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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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mal um einiges mehr an Schlaf als wir Ausgewachsenen.
    Basko ruhte mit geschlossenen Augen und offenen Ohren neben mir; nur Sammy lag wie selbstverständlich auf der Terrasse zu Annys Füßen.
    Zunehmend merkte ich, wie mir immer wieder vor Müdigkeit die Augen zufielen, als sich auf einmal die Stimmen der Kinder schlagartig veränderten. Dort, wo die ganze Zeit über noch Freude mitgeschwungen hatte, machte sich jetzt Beklemmung breit. Im Nu stand ich hellwach auf meiner Matte. Basko blickte mich mit schläfrigen Augen erschrocken an.
    »Da ist was passiert!«, bellte ich nur.
    Mein Freund verstand sofort, was ich meinte. Mit einem Ruck erhob er sich. Angestrengt zwängte ich meinen Kopf in die kleine Ritze der Schiebetür des Mobile Home, versuchte diese aufzudrücken, was mir, Bello sei Dank, auch beim ersten Mal gelang.
    Wir rannten den Stimmen der Kinder entgegen, deren Klang immer beunruhigender wurde. Bald sahen wir die ersten Schatten, die in der Nähe des Flusses in einem Halbkreis zusammenstanden. Beim Näherkommen konnte ich einige Wortfetzen davon aufschnappen, was die Kinder in helle Aufregung versetzt hatte.
    »Er war doch gerade noch da ....«
    »Vor einigen Minuten ist er noch an mir vorbeigerannt ... und jetzt ist er weg. Wir können ihn nirgends finden ...«
    »Mein Gott, wenn er nun in den Fluss gefallen ist ... oder sonst was passiert ist! Wenn das Gerolds Eltern erfahren!«
    Mir stockte der Atem. Wenn es sich um den Gerold handelte, den ich kannte, dann war dieser Junge nicht älter als vier Jahre und alles andere als brav. Die Vorstellung, dass gerade er abhandengekommen war, gefiel mir gar nicht. Meiner Einschätzung nach hatte er so gut wie kein Gespür für Gefahren, was seine beispiellosen blauen Flecken und die immerwährenden und zahlreichen Schürfwunden an seinem kleinen Körper belegen konnten, denn er stürzte und fiel bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ein eiskaltes Gefühl der Angst erfasste mich.
    Basko und ich teilten uns auf. Während er das Gebiet rund um den Fluss übernahm, wollte ich das gegenüberliegende Felsgebiet absuchen. Hastig machten wir uns daran, die Spur der Kinder aufzunehmen. Ich war schon einige Meter gelaufen, als mir einfiel, dass ich die Erwachsenen alarmieren musste. Jeder wurde bei einer solchen Aktion gebraucht; schließlich ging es hier um Leben und Tod. Falls der Junge in den Fluss gefallen war, mussten alle schnell handeln, denn die Strömung war wegen der vielen Niederschläge in der letzten Zeit beachtlich.
    Ich lief zurück zu unserem Mobile Home, vor dem kräftig gefeiert und geulkt wurde. Bellend rannte ich zu Tanner und Anny und machte ein Rabatz, der die Spatzen aus den Nestern hätte fallen lassen. Anny reagierte als Erste darauf. Sie kapierte sofort, dass etwas nicht stimmte. Begleitet von allen Erwachsenen, rannte sie rufend zu den Kindern. Ratlos tappten die anderen hinter ihr her. Sie ahnten mehr, als dass sie wussten.
    »Gerold ist weg ...«, sagte Mimi voller Angst in der Stimme, als sie ihre Mama auf sich zukommen sah.
    Sofort brach ein Tumult unter den Erwachsenen aus. Jeder stellte den anwesenden Kindern Fragen über den Verbleib des Vierjährigen, die jedoch niemand so richtig beantworten konnte. Es existierten mindestens drei unterschiedliche Fassungen über die Vorkommnisse. Panisch brachen die Leute in alle Richtungen auf. Überall wurde »Gerold!« gerufen. Das Echo fiel von den Felsen wieder hinab zu uns ins Tal und ließ die Rufe noch gellender und angsterfüllter erklingen.
    Wie mit Basko beschlossen, begann ich, das Gebiet rund um die nahestehenden Felsen zu erkunden. Es fiel mir schwer, die Spur der Kinder nicht immer wieder zu verlieren, da die Erde noch feucht vom Hochwasser war und demnach vielerlei Gerüche aufwies.
    Doch irgendwann glaubte ich, etwas zu riechen. Eine Spur, die sich in einem schmalen Weg, der quer durch die Büsche und Felsen führte, verlor. Eine Schlange überquerte vor mir den Pfad, was mich dazu nötigte, für einige Sekunden still zu verharren, so lange, bis sie wieder im Gestrüpp verschwunden war. Ich hatte keine Lust, Bekanntschaft mit einer solchen zu machen. Danach lief ich eiligst mit meiner Nase am Boden weiter. Der Weg führte immer steiler bergauf, links und rechts eingesäumt von unzähligen Felsbrocken, die es zu überwinden galt. Dichtes Dornengestrüpp überlagerte den gesamten Pfad, was den Anstieg auch nicht gerade leichter machte. Gerade als ich dachte, dass diese Suche ins

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