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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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Stimme, bemüht darum, die Fassung nicht zu verlieren.
    Der Tod würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Jegliche Hoffnung war von ihm gewichen; was er jetzt tat, war einfach nur zu warten, bis sein Herz aufhörte zu klopfen. Immer wieder befiel ihn ein tranceartiger Zustand, in dem seine Selma bei ihm saß, seine Hand hielt und er ihren Geruch gierig in sich einsog. Sie war so schön, so wunderschön, wie er noch nie eine Frau gesehen hatte. Anna Maria kam ab und zu in den Raum, erfüllte ihn mit ihrem Lachen und ihrer Heiterkeit, die einem Kind eigen waren, und hinterließ bei ihm das warme Gefühl einer tiefen Vater-Tochter-Liebe, die er jetzt erst in der ganzen Intensität spürte. Seine Familie war hier, bei ihm. Nichts konnte ihnen passieren.
    Doch dann holte ihn der Geruch des Grauens wieder ein, diese erbärmliche stickige Hitze, dieser beißende Gestank, der ihn umbrachte. Schon seit geraumer Zeit hatte ihn ein Schüttelfrost gepackt. Es war gleich vorbei. Lange würde sein Körper das nicht mehr durchhalten. Jegliches Verlangen nach Essen oder Trinken war ihm abhandengekommen, ebenso wie sein Lebenswille. Egal, was er verbrochen hatte im Leben, wie bei fast jedem Menschen gab es unschöne Begebenheiten, aber so etwas hatte er nicht verdient. Nicht einmal er, der seine Frau betrogen und sozusagen Beihilfe zu einem Mord geleistet hatte. Immer mehr kam er zu der Erkenntnis, dass es nur zwei Personen gab, die hinter diesem ganzen Desaster stecken konnten. Eine davon war Mathis.
    Er hatte ihn besuchen, ihn zur Rede stellen wollen, doch dort war er gar nicht angekommen. Jemand hatte ihn anscheinend im Auto überwältigt, vielleicht gerade, als er in der Nähe von Vix angekommen war. Das Letzte, an was er sich erinnern konnte, war, wie er Manny, der gerade mit einer gespannten Schnur an einem der Grabungsfelder entlanggelaufen war, einen Gruß zugerufen hatte. Dumpf konnte sich Toni noch an den verwunderten Gesichtsausdruck des Grabungstechnikers erinnern. Nachdem er sich mit seiner mitgebrachten Thermosflasche, dem Käse und der Stange Baguette in einem kleinen Waldstück in der Nähe der Grabung ausgeruht hatte, war er zurück zum Auto gegangen, um Selma anzurufen. Doch da die Leitung besetzt gewesen war, hatte er in der Zwischenzeit Musik gehört und sich im Sitz zurückgelehnt. Dabei musste er wohl eingeschlafen sein, und sein Peiniger hatte ein leichtes Spiel gehabt. Dann war er in diesem Gefängnis aufgewacht, mit dröhnendem Schädel und pelziger Zunge. Und nun war es vorbei. Das Spiel war gelaufen, er als Verlierer hervorgegangen. Vor einigen Monaten hatte ihm eine gute Freundin namens Katrin Schubert einmal etwas über Wünsche ans Universum erzählt. Jeder könne seine exakt formulierten Wünsche quasi als Bestellung an das Universum senden.
    Und das würde er jetzt tun. Er, Toni, würde seine letzten guten Wünsche für seine geliebte Familie verschicken. Hier und jetzt, obwohl dieser Raum keine fühlbare Verbindung zur Außenwelt hatte, aber das Universum konnte man sicherlich auch durch die dicken Steinmauern erreichen.
    Obwohl alle geholfen hatten zu graben, Steine wegzuschleppen und neue potenzielle Eingänge zu suchen, sie fanden keine weiteren Spuren mehr von Toni. Schließlich gaben sie auf, in der sicheren Vermutung, dass er hier gewesen war. Entweder hatte er seine Jacke hier vergessen oder er war tatsächlich genau dort entführt oder überwältigt worden. Niedergeschlagen traten wir alle den Heimweg an. Unterwegs begegnete uns die Polizei, die Tanner sofort wegen der gefundenen Jacke in Kenntnis gesetzt hatte. Er war es auch, der als Einziger wieder mit den Polizisten zurücklief, um ihnen die Stelle zu zeigen, an der sie die Jacke gefunden hatten. Bis Tanner wieder zurückkam, warteten Anny, die Kinder und wir Hunde im Wagen. Unsere Freunde waren schon vorgefahren, um das gemeinsame Essen vorzubereiten; wir wollten nachkommen.
    Es dauerte eine halbe Stunde, dann kam mein Herrchen außer Atem die kleine Anhöhe heraufgehetzt, die von dem ausgetrockneten Flussbett zu dem Parkplatz führte. Während wir zu dem Haus von Tine, Achim, Friedhelm und Anita fuhren, flüsterten er und Anny leise miteinander, sodass die Kinder sie nicht verstehen konnten. Basko, Sammy und ich jedoch hielten die Ohren gespitzt und verstanden jedes Wort, welches Tanner und Anny in Bezug auf Toni von sich gaben. Und das, was sie zu sagen hatten, hörte sich nicht sehr optimistisch an.
    Unsere Freunde hatten sich

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