Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
beklagenswerter Zustand, der ihn so einsichtig hatte werden lassen?
Apropos Zaun! Tanner sollte mich an diesem bemerkenswerten Tag noch einmal überraschen.
Als mein Frauchen am Nachmittag zum Einkaufen gefahren war, mühte sich der Boss doch tatsächlich von seinem Krankenlager. Er zog sich warme Klamotten an, um eine auf der Terrasse zu schmauchen.
Soweit, so wenig erstaunlich. Aber als er mit seiner Zigarette fertig war, ging er in den Schuppen neben dem Carport, holte sich Werkzeug, um mit der Demontage des gerade erst errichteten Gartenzaunes zu beginnen.
Das übertraf meine kühnsten Erwartungen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Bald würden Basko und ich wieder kommen und gehen können, wie es uns beliebte.
Dass dies passieren würde, hatte ich irgendwann in den nächsten Monaten erwartet, denn Tanner liebte Anny. Wenn sie der Zaun so sehr störte, hätte er ihn auf jeden Fall irgendwann abgebaut. Aber dass es so schnell ging ...!
Meine Freude wurde allerdings etwas getrübt, als ich meinen geliebten Chef beim Arbeiten beobachtete. Ich hatte wohl bemerkt, dass er ungelenk wirkte, wegen der Schmerzen, und überhaupt keine Ausdauer zu haben schien.
Als er sich aber, nach dem Entfernen des ersten Zaunelements, keuchend nach vorne beugen musste, zittrig, die Hände auf die Knie gestützt, schämte ich mich richtiggehend. Wenn er doch nur noch einige Tage gewartet hätte!
Glücklicherweise kam Anny wenige Minuten später vom Einkauf nach Hause.
Sie schimpfte Tanner ordentlich aus, wegen seiner Unvernunft, und verfrachtete ihn mit einer Flasche Bier vor den Fernseher.
Darüber hinaus bekamen wir noch netten Besuch.
Zunächst kam Basko vorbei. Er stand wie zuletzt vor dem Hoftor, da er das neue Loch im Zaun noch nicht bemerkt hatte. Tiara entdeckte ihn als erste, und ließ ihn herein.
Ich freute mich sehr meinen Kumpel wieder zu sehen und brannte darauf, ihm die Geschichte von dem Überfall zu erzählen. Leider wusste Basko schon fast alles! Im Dorf spricht sich so etwas schnell herum. Auch unter uns Hunden. Neuigkeiten werden in Windeseile verbreitet.
Allerdings kannte er die Details natürlich nicht, und die erzählte ich ihm haarklein.
Ich ließ nichts aus. Im Gegenteil. Richtig auskosten tat ich es, von unserem lebensgefährlichen Abenteuer zu berichten.
Basko bekam immer größere Augen. Als ich geendet hatte, klopfte er mir bewundert mit der Pfote auf den Rücken.
„Ich hätte es nicht besser machen können!“, meinte er scherzhaft. „Bin aber heilfroh, dass du noch unter uns weilst! Was sollte ich ohne dich wohl anfangen?“
Basko erzählte mir auch einige Neuigkeiten. Er war mal wieder einen Schritt voraus, weil er regelmäßig mit Natascha zu der kleinen Bäckerei in unserem Ort ging. Dem örtlichen Informations- und Propagandabüro. So wusste er, dass der Dobermann in einem Tierheim untergekommen war. Man versuchte ihn wieder menschenfreundlich zu machen, damit er Chancen auf eine Vermittlung hatte.
Der junge Deschler war zunächst ins Krankenhaus eingeliefert, und dann in die Psychiatrie verlegt worden. Man würde das Gutachten abwarten müssen, welches entschied, ob die Klapsmühle oder das Gefängnis die Endstation für ihn werden würde.
Basko hatte auch in Erfahrung bringen können, dass der alte Deschler seinen Sohn unter menschenunwürdigen Bedingungen großgezogen hat. Kurz nachdem seine Frau gestorben war hatte der Junge wirklich nichts mehr zu lachen gehabt. Verwahrlosung und Gewalt hatten ihn zu dem Monstrum werden lassen, dass sich schließlich gegen seinen eigenen Schöpfer wandte. Seinen Vater.
Gerade als Basko begonnen hatte, weitere Theorien dorfbekannter Tratschtanten zu schildern, klingelte es an der Haustür. Schade, dachte ich, das wäre bestimmt noch lustig geworden.
Doch Job ist Job. Also stimmte ich ein lautes Gebell an, in das Basko automatisch einfiel. Wir sahen uns beide an und lachten.
Es war Paula, die Kripotante. Anny machte Kaffee, während Paula sich bei Tanner nach dessen Befinden erkundigte.
Basko und ich ließen unser Gespräch links liegen und hörten zu, was sie neues zu berichten hatte. Das meiste kannten wir schon, nur eines wussten wir beide noch nicht. Nämlich dass der alte Deschler archäologische Schätze gehortet hatte, deren Wert in die Zehntausende ging. Die meisten davon dürfte er sich auf illegalem Weg beschafft haben.
Paula bot Tanner an, dass er sich die Artefaktsammlung gerne einmal ansehen könnte, bevor sie in einigen
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