Willkommen im Land der Liebe
zu trinken.
Er musterte ihr gerötetes Gesicht. Am Abend zuvor war sie bleich wie Porzellan gewesen, alabasterfarben, jetzt brannte sie. Ihre Augen glänzten, ihre Wangen überzog ein fiebriger heißer Roséton.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte Kalen mit beruhigender, beinahe sanfter Stimme. „Ich werde dich immer gut behandeln.“
„Ich habe keine Angst“, antwortete sie knapp, doch als sie aufsah, bemerkte er die Furcht in ihren schreckgeweiteten blauen Augen.
Nein, dachte er, sie hat keine Angst. Sie ist panisch.
Sie wusste genauso gut wie er, dass die Spannung, die Anziehungskraft, die zwischen ihnen bestand, weit über ein normales Interesse hinausging. Was zwischen ihnen loderte, war eine tiefer gehende, intensive Hitze, eine Anziehung, die ihren Ursprung schon vor Jahren gehabt hatte – damals, als sie noch zur Schule gegangen war.
„Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen“, fügte sie mit angespannter, rauer Stimme hinzu und hob dabei die Hand, um sich eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen.„Mir geht es gut.“
„ Hamdullah“ , sagte er darauf. Gott sei Dank.
Völlig unerwartet stiegen Tränen in Keiras Augen. Bis gestern hatte sie nicht erwartet, ihn jemals wiederzusehen, und nun, nur einen Tag später, saß sie ihm in seinem Haus gegenüber. Es war unglaublich, unmöglich und unfassbar. Ihn nur anzusehen, richtete ein Chaos in ihrem Inneren an und löste Gefühle in ihr aus, die so heiß und explosiv waren wie ein Feuerwerk.
„Und du?“, fragte sie höflich. „Wie geht es dir?“
„Sehr gut, Keira al-Issidri, danke.“
„Ich heiße Gordon, Scheich Nuri, nicht al-Issidri. Den Namen meines Vaters habe ich nie benutzt.“
„Doch, bis zu deinem siebenten Lebensjahr schon.“
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß Dinge, die sogar dich überraschen würden.“
Sie betrachtete ihn verstohlen. Wie golden seine Augen schimmerten, viel wärmer, als Keira sie in Erinnerung hatte. So vieles an ihm war ihr vertraut, aber noch viel mehr kannte sie nicht. Lag es am Alter? An der Zeit? Oder an der Erfahrung? Noch immer unverkennbar waren seine breite hohe Stirn, die lange kräftige Nase und das kantige Kinn, das sie als Teenager besonders fasziniert hatte.
Ob sie sich in ein Bild verliebt hatte – in ein Gesicht und nicht in den Mann?
„Atme“, sagte er plötzlich, wobei sein Blick ihr Gesicht keinen Moment losließ.
„Das tue ich.“ Doch ihre Stimme klang zu hoch und dünn, und sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen.
Kalen beugte sich über den Tisch und hielt ihr seine Hand entgegen. „Gib mir deine Hand.“
Wie gebannt sah sie seine Hand an und erinnerte sich blitzartig daran, wie er sie gestern vor ihrer Haustür angefasst hatte. Seine Berührung war wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper geschossen. Genauso heiß, hell und heftig. Erhatte sie dazu gebracht, etwas zu empfinden. Sehr viel zu empfinden.
„Deine Hand“, wiederholte er leise, aber gebieterisch.
Keira schüttelte den Kopf. „Niemals.“
Danach wanderte ihr Blick nach oben, vom blütenweißen Kragen seines Hemdes über den bronzefarbenen Hals, die festen vollen Lippen bis zu seinen Augen, die sie spöttisch und herausfordernd, aber auch ein wenig geringschätzig ansahen. So offen wie möglich begegnete sie seinem Blick. „Du bist dir nicht sicher.“
Für den Bruchteil einer Sekunde blieb sein Gesicht ausdruckslos, doch dann verzog er den Mund zu einem Lächeln, und um seine Augen bildeten sich Lachfältchen. „Das war vermutlich das Intelligenteste, was ich bis jetzt von dir gehört habe.“
4. KAPITEL
„Wie haben dir denn meine Geschenke gefallen?“, wechselte Kalen auf einmal das Thema, während er sich vorbeugte, um Wein nachzuschenken.
Weil er das mit so anmutigen und fließenden Bewegungen tat, ließ Keira sich einen Moment ablenken und stellte sich vor, dass er sich beim Polospielen, auf einem Kamel oder beim Einschenken von Pfefferminztee in seiner Wüstenresidenz gleichermaßen geschmeidig bewegen würde.
„Gefällt dir der Schmuck? Ich hatte gehofft, dass du einen der Diamantarmreifen heute Abend trägst.“
„Offen gesagt habe ich noch gar nicht in die Taschen geschaut.“
„Nein?“
„Ich trage keine teuren Schmuckstücke und brauche sie nicht.“
„Magst du lieber billigen Schmuck?“
„Wenn ich Schmuck haben möchte, kaufe ich ihn mir selbst.“
„Du weist meine Geschenke zurück?“
Sie hörte, wie sein Ton härter wurde. „Ich bin
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