Willkommen im Land der Liebe
genug.“
„Offensichtlich empfindet meine Tochter das nicht so.“
Lange sah Kalen Keira an, bevor er sich wieder Omar zuwandte. „Möchten Sie, dass wir unsere Gelübde noch einmal ablegen?“
Mit versteinertem Gesichtsausdruck erwiderte Omar: „Ja, ich will eine Hochzeit.“
„Nun denn! Wir werden heute Abend unsere Gelübde …“
„Nein!“ Keira konnte nicht länger schweigen, konnte nicht zulassen, dass diese Machtspielchen weitergingen. Unentwegt benutzten die beiden sie, kämpften miteinander und missbrauchten sie dabei als Waffe. „Ich will damit nichts zu tun haben. Ich will von euch beiden nicht für eure Zwecke eingesetzt werden. Das ist mir gegenüber nicht fair. Ich werde überhaupt nicht gefragt.“
„Wie ich schon sagte, sie will nicht. Sie ist viel zu rebellisch“, höhnte Omar. „Das müssen Sie ihr austreiben.“
„Danke für den Ratschlag.“ Mit einem zynischen Lächeln streckte Kalen die Hand nach ihr aus, umfasste ihren Oberarm und zog sie näher zu sich. „Aber mir gefällt die feurige temperamentvolle Art meiner Frau. Ihren Widerspruchsgeist zu brechen ist überhaupt nicht mein Anliegen.“
„Temperament ist gut und schön, aber Ungehorsam steht auf einem anderen Blatt. Sie werden Geduld und viel Zeit brauchen, um sie Gehorsam zu lehren.“
Ein spitzbübischer Funke schimmerte in Kalens goldenen Augen. „Ja“, stimmte er Omar zum ersten Mal zu. „Ihre Tochter ist störrisch wie ein junges Kamel, das noch nicht ganz ausgewachsen ist.“
Hatte er sie tatsächlich gerade mit einem Kamel verglichen?
Aber ihr Vater nickte, als hätte Kalen gerade eine Perle der Weisheit von sich gegeben. „Und wie ein Kamel, so hat auchsie ein unglaublich gutes Gedächtnis. Sie wird sich an Ihre Lektionen erinnern, wenn Sie Ihre Lehren hin und wieder mit ein paar Schlägen unterstützen.“
„Sie schlagen?“, wiederholte Kalen und schüttelte den Kopf. „Nein, ich könnte sie niemals schlagen. Aber ich schlage auch meine Kamele nicht. Ich glaube nicht daran, dass man bei Kamelen – oder Frauen – Gewalt anwenden sollte. Stattdessen muss man sie dazu überreden zu gehorchen.“
Voller Abscheu warf Keira Kalen einen Blick zu. Er war um keinen Deut besser als ihr Vater! „Wunderbar, dass ihr beiden die Probleme des täglichen Lebens dadurch vereinfacht, dass ihr Frauen und Kamele in einen Topf werft.“
Omar runzelte die Stirn. „An Ihrer Stelle würde ich sofort mit dem Unterricht beginnen.“
„Ganz recht“, erwiderte Kalen. „Aber zuerst will ich mit Abizhaid sprechen. Ihn über den Stand der Dinge informieren …“
„Das werden Sie nicht tun“, unterbrach ihr Vater ihn. „Lassen Sie mich das übernehmen. Ich will nicht, dass die Festlichkeiten heute Abend durch Blutvergießen getrübt werden.“
Kalen machte eine angedeutete Verbeugung. „Sagen Sie ihm, dass ich viele Männer mitgebracht habe, viele Truppen des Sultans. Es wäre nicht klug, wenn Abizhaid etwas unternähme. Aber er ist natürlich herzlich willkommen, uns heute Abend Gesellschaft zu leisten und unsere Eheversprechen mitzuerleben.“
Omar erwiderte Kalens Verbeugung, drehte sich um und ging.
Keira sah ihm nach und bemerkte erst, als er weg war, dass der seltsame Geschmack in ihrem Mund daher rührte, dass sie blutete, weil sie sich auf die Lippe gebissen hatte.
Voller Wut fuhr sie Kalen an: „Musstest du das tun? War es nötig, mich so zu demütigen? Mich tatsächlich mit einemKamel zu vergleichen!“
Seine Mundwinkel zuckten. Er versuchte angestrengt, nicht zu lachen. „Ich nahm an, dass dein Vater damit etwas anfangen kann, und so war es ja auch, oder? Er wurde gleich viel freundlicher …“
„Du kannst ihn nicht ausstehen!“
„Aber er wird demnächst zur Familie gehören.“
Dass er mit seinen Intrigen immer noch weitermachte, konnte sie nicht glauben. „Wir werden nicht heiraten.“
„Aber ja doch. Heute Abend. Hast du nicht zugehört?“
„Kalen, das kannst du nicht machen.“
„Ich habe keine Wahl. Außerdem ist es die beste Methode, um dich zu schützen.“
„Und wie kommen wir aus diesem betrügerischen Netz wieder heraus?“
„Gar nicht. Wir heiraten. Machen die Geschichte wahr.“
„Ich wollte nicht deine Geliebte sein, und ich will mit Sicherheit nicht deine Ehefrau werden“, sprudelte es aus ihr heraus.
„Aber du wärst ideal als erste Ehefrau.“
Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. Seine Arroganz war verletzend. „Erste Ehefrau?“
„Die Anzahl der
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