Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
größte Teil aus meiner Faust hervorschauen konnte.
    Es blinkte. Es zitterte leicht. Lichtreflexe huschten über das geweihte Silber hinweg. Diese Reaktion blieb nicht nur auf das Kreuz beschränkt, sie strahlte auch in die Umgebung ab, so daß eine Aura aus Licht entstand.
    Es war nicht das helle und gleißende Licht, wie ich es kannte, dieses hier war anders.
    Zwar war die Wärme vorhanden, und sie nahm auch nicht zu, aber die Farbe des Lichts irritierte mich. Genau war sie nicht festzustellen. Sie konnte blau, aber auch grün sein, vielleicht türkis, und das traf wohl am ehesten zu.
    »Soll ich dazu etwas sagen, John?«
    »Nein, nicht nötig. Es ist wie bei Tom Bucklow.«
    »Eben.«
    »Aber es schmilzt nicht«, erklärte ich mit einem leicht triumphierenden Unterton in der Stimme. »Und es wird sich auch weiterhin behaupten, davon kannst du ausgehen.«
    Das Kreuz behielt tatsächlich seine normale Festigkeit. Suko schaltete seine Lampe aus. Wieder schwappte die Dunkelheit über uns zusammen, aber es gab eine helle Insel.
    Das war mein Kreuz!
    Es malte sich überdeutlich innerhalb dieser Schatten ab.
    Es wirkte wie ein Retter in der Dunkelheit, aber es zerstörte nichts, denn es gab keine Feinde, die sichtbar gewesen wären.
    Und doch passierte etwas.
    Aber anders, als wir es uns vorgestellt hatten. Bisher war es schon unheimlich still um uns herum gewesen. Wir hatten nur unser eigenes Atmen gehört.
    Nun tat sich etwas. Beide hatten wir den Eindruck, als wäre das Haus aus seinem dämonischen Schlaf erwacht. Es war schwer, fast unmöglich, die Veränderung in Worte zu kleiden. Mir kam es vor, als wäre die Luft in Bewegung geraten. Ja, das mußte es sein!
    Luft, die sich bewegte. Beinahe schlierenhaft auf uns zuglitt, wie breite, unsichtbare Bänder. Sie hatten sich unsere Körper als Ziele ausgesucht und natürlich auch die Haut, an der sie kalt hochglitten. Feinstoffliche Wesen, auch Geister genannt. Oder dämonische Astralleiber. Reste der Personen, die dieses Haus einmal betreten hatten und umgekommen waren.
    Mein Kreuz leuchtete stärker denn je. Die Aura hatte sich verdichtet. Das Licht stand ruhig. Kein Zittern, kein Funkeln. Es glich einer blauen Gasflamme, die auch gegen meine Hand floß und sich so weit ausgebreitet hatte, daß sie unsere Gesichter berührte und sie mit ihrem türkisfarbenen Schein leicht bedeckte.
    Immer wieder merkten wir das Fremde wie anrollende, unsichtbare Wellen. Sie streichelten uns, aber sie taten nichts. Sie rannen an unseren Gesichtern hoch, um dann von meinem Kreuz geholt zu werden. Konnte es sein, daß dieses Kreuz die fremden Kräfte schluckte?
    Die Zeit war uns sehr lang vorgekommen, obgleich wir dieses Phänomen nur wenige Sekunden lang erlebt hatten. In uns tobte eben eine zu große Spannung. Untotes Leben – falls es das überhaupt gab – durchwehte das Haus, und es breitete sich aus, denn es fing damit an, sich zu verändern. Nicht das Kreuz, die Umgebung verlor die Totenstarre, und wir erlebten mit, daß in Graystone Hall doch so etwas wie unheiliges Leben steckte.
    Der Boden >stöhnte< auf. Das gleiche passierte mit den Wänden. Auch sie entließen diese schrecklichen Geräusche, als wären sie dabei, etwas auszuschwitzen.
    Der alte Gestank blieb und vermehrte sich dabei. Er verdichtete sich nicht aus einer Richtung kommend, sondern drang von allen Seiten auf uns zu.
    Er stieg aus dem Boden, er wehte von der Decke und er floß auch aus den Wänden.
    »Moment mal«, sagte Suko, schaltete seine Lampe wieder an und ließ den Kegel wandern. Diesmal nicht so langsam. Er hatte seine Ziele schon zuvor festgelegt.
    Der Lichtkreis tupfte gegen die Wände, in denen sich keine Risse zeigten. Sie waren noch geschlossen, aber in ihrem Innern tat sich etwas. Sie fingen an zu schwitzen. Dicke, zähe Tropfen drangen aus dem Holz hervor wie dunkler Schleim.
    »Das sind die Reste, die dieser Earl übriggelassen hat«, flüsterte Suko. »Das Haus hat die Menschen gefressen und gibt sie jetzt als Schlamm zurück. Phantastisch«, fügte er bitter hinzu.
    In unserer Umgebung war einiges in Bewegung geraten. Auch die Decke wurde nicht mehr verschont. Dort drückten sich ebenfalls die Schlammtropfen hervor, die aussahen wie zähe Tannenzapfen und zuerst noch an einem Faden hingen, bis dieser abriß und sie zu Boden klatschten.
    »Bleiben wir, John? Oder schauen wir uns von außen an, wie das Haus zusammenbricht?«
    »Das ist noch nicht sicher. Ich glaube eher, daß es sich kampfbereit

Weitere Kostenlose Bücher