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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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macht.«
    Neben mir fiel ein Tropfen auf den Boden und verwandelte sich in eine Lache. Der Schleim kroch weiter. Ich stieß ihn mit der Fußspitze an und erlebte dabei eine zähe Masse wie Rübenkraut.
    Suko ließ mich stehen. Nach wie vor gab das Kreuz den Glanz in dieser ungewöhnlichen Farbe ab. Es hatte für Unruhe gesorgt, aber an das eigentliche Zentrum waren wir noch nicht herangekommen. Es stand uns noch einiges bevor, das wußte ich.
    Mein Freund hatte die Lampe noch nicht ausgeschaltet. Ihr Strahl wies schräg in die Tiefe, und ich konnte seinen Weg sehr gut verfolgen. Suko ging auf die Treppe zu. Ich wunderte mich über seine Zielstrebigkeit. So lief nur jemand, der etwas entdeckt hatte, und er kümmerte sich auch nicht um die Bewegungen der Wände und der Decke.
    Er stoppte abrupt.
    Dann leuchtete er die Stufen an. Der Strahl huschte hoch und wieder zurück. Danach noch einmal den gleichen Weg, als wollte Suko etwas Bestimmtes herausfinden.
    Was auch der Fall war.
    Er rief mich, und seine Stimme klang verdammt gepreßt, wie bei einem Menschen, der eine furchtbare Entdeckung macht. Das Kreuz behielt ich in der rechten Hand, als ich mit wenigen Schritten Sukos Standort erreicht hatte.
    »Sieh«, flüsterte er nur.
    Ich schaute auf die Stufen, die im Licht der Taschenlampe lagen. Mein Magen zog sich zusammen, aus meinem Mund floß ein tiefes Stöhnen. Das Bild war einfach schrecklich.
    Innerhalb der Stufen zeichneten sich die Gesichlei und Teile der Oberkörper zweier junger Männer ab.
    Wir kannten sie nicht, aber wir wußten sofort, wen wir hier vor uns hatten.
    Bernie Salsa und Simon Fowler!
    ***
    Kelly Kidman war aufgestanden, als Suko und John Sinclair das Haus betreten hatten. Sie spürte plötzlich den Drang, ihnen zu folgen, auch deswegen, weil sie herausfinden wollte, was mit ihren anderen beiden Freunden passiert war.
    Roys Ruf hielt sie zurück. Seine Stimme hatte sich völlig verändert. Nichts mehr war von seiner Albernheit zurückgeblieben. Jedes Wort glich mehr einem Stöhnen, und das hatte sich auch jetzt nicht verändert. »Bitte, Kelly, komm zu mir…«
    Kelly schluckte. Er tat ihr leid. Er war so hilflos. Bei ihm war ein schrecklicher Alptraum zur bitteren Wahrheit geworden. Er steckte in der Erde fest, wie jemand, der eingegraben und schon zur Hälfte lebendig begraben war. Sie hatte ihn nie recht leiden gemocht. Ein derartiges Schicksal allerdings wollte sie keinem Menschen gönnen, nicht einmal ihrem ärgsten Feind. Mochte er sich auch noch so dumm benommen haben, das war jetzt alles vergessen. Hier wartete ein Mensch auf Hilfe, die Kelly ihm allerdings nicht geben konnte. Sie hatte schon erfolglos versucht, ihn aus der Erde zu ziehen.
    Hilfe konnte sie ihm nicht geben, aber Trost!
    Den brauchte er jetzt. Das Mitleid stieg in ihr höher und höher. Auch dachte sie daran, daß es Bernie und Simon ebenfalls so ergangen sein konnte. Aber diesen Gedanken drängte sie so weit wie möglich zurück, sonst drehte sie noch durch und verlor den Verstand.
    Kelly ging wieder zurück.
    Roy schaute ihr entgegen. Hinter ihr baute sich der Schatten von Graystone Hall auf, diesem unheimlichen Totenhaus, dem keiner entkommen konnte, der es einmal betreten hatte. Es war eine Fabrik des Bösen mit einem verflucht langen Schatten.
    Sie blieb vor Roy stehen, der seinen Kopf zurückgelegt hatte, damit er sie anschauen konnte. In seinem Gesicht saß die Angst noch immer wie festgebacken, aber Kelly erkannte auch den Schimmer der Hoffnung in seinen Augen, oder das Gefühl eines kleinen Glücks, nicht mehr allein zu sein.
    Worte waren wichtig. Kelly wußte dies. Nur mußte sie erst ihre eigene Angst überwinden, um überhaupt sprechen zu können. So etwas wie hier war für sie völlig neu. Sie hätte sich auch nie träumen lassen, das einmal zu erleben, aber das Schicksal hatte es anders gewollt und seine Weichen dementsprechend gestellt.
    Die junge Frau kniete sich auf den feuchten Boden. Andere Hände glitten ihr entgegen und streichelten ihre Finger. Ein Mund versuchte zu lächeln. Lippen waren dabei, Worte zu formen, die nur flüsternd nach außen drangen.
    »Du bist so warm, Kelly, so herrlich warm. Und ich bin kalt. Es ist der Tod, der…«
    »Nein, Roy, nein! Das darfst du nicht sagen. Du wirst leben. Wir werden eine Möglichkeit finden, dich zu befreien. Tu uns den Gefallen und reiß dich zusammen.«
    Er öffnete den Mund, aber er lachte nicht. »Weißt du denn überhaupt, wie es in mir aussieht? Kannst

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