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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich, die Hände formten sich zu Klauen, und er versuchte, sich an und in der Erde festzuhalten.
    »Was ist denn?« schrie Kelly ihn an.
    »Das Haus… das Haus… es holt mich. Ich spüre es. Es zieht und zerrt an mir. Es will mich zurückhaben. Ich bin doch ein Teil von ihm, und ich kann nichts tun.«
    Es war die Wahrheit, die reine Wahrheit, das las Kelly auch in Roys Gesicht. Nur konnte sie es nicht fassen. Sie glaubte noch immer daran, daß Roy phantasierte, auch wenn er jetzt mit den Händen um sich schlug und seine Arme über den glatten Boden glitten, denn er schaffte es nicht, sich in der weichen Erde festzukrallen. Seine Finger waren normal und bestanden nicht aus Stahl.
    Doch Kelly wurde auf eine schlimme Art und Weise eines Besseren belehrt.
    Roys Körper bewegte sich ruckartig nach unten. Er rutsche einfach in die Tiefe weg, und bei dieser Bewegung schienen seine verzerrten Gesichtszüge einzufrieren. So wurde die Angst deutlich gemacht. Sie war wie eine Peitsche, die ihn erwischt hatte, wobei es nicht bei diesem einen Treffer blieb, denn die magisch verseuchte Erde kannte keine Gnade. Sie zerrte ihn weiter nach unten.
    Ruckartig, in bestimmten Abständen, als wäre diese Kraft dabei, zwischendurch immer eine kleine Pause einzulegen, damit Roy das Entsetzen noch stärker zu spüren bekam.
    Kelly stand neben ihm. Sie schaute auf seinen rasierten Schädel, dann in sein Gesicht, als er den Kopf mit einer wütenden Bewegung nach hinten drückte.
    Er hielt den Mund weit offen. Die Zunge tanzte in seinem Rachen. Aus der Kehle drang ein tiefes Keuchen und Röhren, aus den Augen rannen Tränen und liefen im Zickzack über sein Gesicht hinweg.
    Roy Walker mußte das gleiche empfinden wie ein Mensch, den der Sumpf geholt hatte. So zu sterben, hatte Kelly immer für eine der schlimmsten Todesarten gehalten, qualvoll zu ersticken.
    Nun schaute sie selbst zu, wie jemand auf diese Art und Weise ums Leben kam. Ein Mensch, den sie kannte, und sie konnte nichts tun. Sie war nicht einmal in der Lage wegzulaufen. Sie schaffte es auch nicht, ihre Augen zu schließen. Da zog ein unsichtbarer, mächtiger Dirigent im Hintergrund die Fäden. Er gab ihr keine Chance, dieser Szene zu entkommen, und so erlebte sie mit, wie Roy tiefer und tiefer gezogen wurde.
    Der Anblick allein war schon schlimm genug. Aber noch schlimmer empfand sie den Ausdruck der Augen, dem sie einfach nicht entkommen konnte.
    Dieses verzweifelte Flehen um Hilfe. Das Bitten darum, daß ihm jemand zur Seite stand, diese Stummheit, die für Kelly schrecklicher war als jeder Schrei.
    Es blieb so.
    Der Teufel selbst hatte die Karten gemischt und entsprechend verteilt.
    Roy Walker wurde ein Opfer des Hauses, das seine Kraft nicht nur im Innern konzentrierte. Die Erde war mit in dieses Grauen hineingezogen worden und schluckte ihn.
    Längst war seine Brust nicht mehr zu sehen. Der Hals ragte noch aus der Erde hervor, auch der Kopf, und er hielt seine Arme in die Höhe gestreckt.
    Diese Geste löste auch bei Kelly Kidman die Starre. Auf einmal wußte sie, was sie zu tun hatte, und sie handelte dabei nicht einmal richtig bewußt, sondern mehr instinktiv.
    Nahe genug stand sie. Kelly brauchte sich nur zu bücken und beide Hände zu ergreifen. Die Gelenke wie Klammern umschließen. Auch wenn sie Roy nicht aus der Erde hervorziehen konnte, vielleicht würde sie ihm etwas Erleichterung verschaffen können.
    »O ja, o ja!« stöhnte Roy, als er den Druck der Finger um seine Handgelenke spürte. »Versuche es, versuche es bitte, Kelly! Ich bin sonst am Ende.«
    Die bittenden Worte hatten Kelly tief getroffen. Sie bewiesen ihr, daß Roy noch alles mitbekam, was um ihn herum vorging.
    Seine Haut war warm. Auch rutschig. Er hatte geschwitzt. Ebenfalls eine Folge der immensen Angst. Kelly umklammerte sie so fest, daß es ihm weh tun würde.
    Er merkte es nicht. Keine Schreie, kein Bitten, nur sein verzweifeltes Keuchen und Ächzen. Er kämpfte gegen die Gewalt aus dem Boden an. Die Chancen standen einfach zu schlecht. Er kam nicht dagegen an. Diese fremde Kraft hielt ihn bereits zur Hälfte erfaßt, und sie wollte alles.
    Das Haus hatte Roy Walker ausgespien. Der Boden nahm ihn als Opfer. Auch wenn sich Kelly voller Verzweiflung dagegenstemmte. Sie mußte einfach schreien und ihr Grauen loswerden. Sie kämpfte wild gegen den Sog an.
    Ohne Erfolg!
    Tränen ließen die klare Sicht verschwimmen. Trotzdem erkannte Kelly mit Schrecken, daß die andere Kraft gewann. Die zerrte den

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