Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
ich ein bisschen was dazu. Als ich am Vogelhaus des Londoner Zoos vorbeigehe, endet die Konversation mit Randys Geständnis, er habe sich falsch verhalten. Höflich entschuldigt er sich und schlägt ein Dinner in einem erstklassigen Restaurant vor. Diese Einladung nehme ich an. Und während ich mich dem Brunnen in der Mitte des Parks nähere, erfasst ihn so bittere Reue, dass er weinend am Boden des Fitnessraums liegt, in Fötushaltung. Hm, das ist vielleicht doch ein bisschen zu melodramatisch.
Schließlich öffne ich die Tür des Büros, und da fällt mir ein befriedigendes Szenario ein: Randy fällt vom Hometrainer, landet vor meinen Füßen und bittet mich um Verzeihung. »Ich habe dich so schrecklich behandelt, Lizzy. Ich war gemein und selbstsüchtig und rücksichtslos. Das sehe ich jetzt ein.« In dieser Version bin ich plötzlich ganz wahnsinnig glamourös, etwa eins achtzig groß, und ich
stoße ihn weg – mit dem bleistiftdünnen Louboutin- Stiletto am Ende meines langen, langen Beins (wenn man so was erfindet, muss es auch wirklich gut sein).
»Hier wird sich einiges ändern, Randy«, entscheide ich cool, während er immer noch um Gnade fleht. »Steh jetzt vom Boden auf, du widerst mich an.« Ha, Randy Jones, hör mir zu! Jetzt bin ich nicht mehr deine langweilige Babysitterin, was?
Wenigstens kann ich mich im Büro von all dem erholen. Camilla hat mich von der ganzen Arbeit entbunden, die mit Randy zusammenhängt, damit kein Interessenkonflikt entsteht. Und es ist angenehm, im Leben anderer Leute zu versinken, um meinem eigenen zu entrinnen. Ich versuche gerade, Terminprobleme in Damien Elliotts Kalender zu lösen – wieso haben wir ihn für die Filmfestspiele in Venedig angemeldet, wo wir doch wissen, dass er im September in Vancouver filmen wird? –, als Camilla hereinkommt. Kein Bob-der-Baumeister -Rucksack, keine offensichtlichen Flecken auf ihrem Diane-von-Fürstenberg -Wickelkleid. Stattdessen hält sie zwei Starbucks -Becher in der Hand. Ausnahmsweise wirkt sie völlig ruhig und relaxed. Wäre ich pingelig, würde ich betonen, dass es halb zehn ist. Aber unter den derzeitigen Umständen ist das gar nicht so übel.
»Guten Morgen, Lizzy. Ein doppelter Cappuccino für dich, das ist doch in Ordnung?« Strahlend stellt sie einen Becher auf meinen Schreibtisch.
»Oh, wunderbar, vielen Dank, Camilla. Wofür kriege ich das?« Sofort erwacht mein Misstrauen. Nicht dass Camilla niemals einen Kaffee für mich kaufen würde. Aber normalerweise reibt sie sich in hektischer Eile auf, und ich muss ihr einen Kaffee holen. Nach dem Desaster mit Randy bin
ich vorsichtig. Was steckt hinter diesem unerwarteten Cappuccino? Ich nehme den Deckel ab und spähe in den Becher, falls meine neueste Herausforderung in Schokoladenpulver geschrieben sein sollte.
»Für gar nichts. Warum auch? Ich dachte nur, du würdest einen Kaffee brauchen, weil du doch gerade so viel um die Ohren hast.« Camilla hockt sich auf die Ecke meines Schreibtisches und nippt an ihrem eigenen Kaffee, während ich ihr zwischen den Post-its Platz mache, die ich benutze, um Damiens Terminproblem in Ordnung zu bringen. »Wie klappt’s denn mit Randy? Benimmt er sich anständig?«
Über den Rand meines Starbucks -Bechers mustere ich Camilla. Ihr Haaransatz ist nachgefärbt. Daran musste ich sie nicht einmal erinnern. Außerdem habe ich seit einer Woche keinen Fahrradkurier mehr zum Kindergarten geschickt (übrigens, das Gelaber des Kurier-Comedians Dave hat sich seit dem Debakel im Queen’s Arms merklich vermindert). Heißt das, meine alte Chefin ist zurückgekehrt? Solange da gewisse Zweifel bestehen, will ich nichts riskieren.
»Oh, alles bestens, Camilla«, behaupte ich in entschiedenem Ton und weiche ihrem Blick aus.
»Bist du sicher, Lizzy?« Sie neigt ihren Kopf herab und zwingt mich, sie anzuschauen. »Sogar wenn er lieb und nett ist, kann er ziemlich anstrengend sein. Und sehen wir doch den Tatsachen ins Auge – die einzige Person, die noch egoistischer ist als ein Promi, ist ein Promi nach einer Therapie.«
»Hm – ja«, antworte ich unverbindlich. »Uh – eh – im Moment hat er viel zu tun.«
»So wie du, Lizzy. Ich erwarte nicht, dass Randy besonders freundlich und verständnisvoll ist. Oder ist er das?«
»Ach, Randy ist einfach Randy, Camilla, du kennst ihn ja.«
»Allerdings«, bestätigt sie nachdenklich. Dann steht sie von der Ecke meines Schreibtisches auf und geht zu ihrem Büro, gelassen und kompetent. An
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