Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
ihrem Hintern klebt ein leuchtend gelbes Post-it. Sie schließt die Tür und greift zum Telefon.
Zwei Stunden später – endlich ist Damiens Terminproblem geklärt – trifft ein riesiger Blumenstrauß im Büro ein. Weil hauptsächlich Frauen für Carter Morgan arbeiten, jagt die Ankunft von Blumen stets einen prickelnden Schauer durch alle Abteilungen. Blumen für Jemima von einem dankbaren Klienten (Pluspunkte für den Klienten, langweilig für uns)? Oder stammen sie von Mels Freund (genauso öde, weil sie sehr anspruchsvoll ist, und wenn er ihr nicht einmal pro Monat Blumen schickt, bricht sie einen Streit vom Zaun und zwingt ihn dazu)? Sind die Blumen für die alleinstehende, aber gelegentlich verabredete Buchhalterin Lucy bestimmt? Nur in einem Punkt bin ich mir sicher – dank meiner wenig schillernden Rolle und meines brachliegenden Liebeslebens sind die Blumen sicher nicht für mich.
Aber diesmal doch.
Babe, tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so eklig war. Darf ich es heute Abend wiedergutmachen und dich um sechs abholen? Randy xxx.
Unwillkürlich überlege ich mir, was wirklich auf der Karte stehen müsste.
Dazu hat Camilla mich gezwungen und diese Blumen nicht nur bestellt, sondern wahrscheinlich auch mit ihrem eigenen Geld bezahlt.
Aber das ist schon okay, denn das alles tue ich ohnehin nur ihr zuliebe. Und ich werde es noch eine Weile länger ertragen. Wenigstens muss ich mir heute Abend nicht schon wieder diese bescheuerte Serie anschauen.
Randy hält Wort. Um Punkt sechs steht er beim Empfang und flirtet schamlos mit Jemima. Bei seiner Ankunft ist sie sofort aus ihrem Büro gestürmt. Verzweifelt versucht sie, sein Interesse zu erregen. Klar, wie soll sie ihn sonst auch von Camilla weglocken? Ein paar Minuten lasse ich ihn warten, denn ich finde, eine Unterhaltung mit Jemima, die ihm ihre aggressiv-kokett geschüttelten Haare aufzwingt, ist eine gerechte Strafe für sein Benehmen am gestrigen Abend. Als ich zu ihm schlendere, blickt er dankbar auf.
»Lizzy!«, ruft er so laut, dass es alle im Büro hören. Über den Trennwänden schnellen Köpfe wie Meerkatzen empor. Sogar in unserer promiverwöhnten Agentur ist Randy Jones’ Anwesenheit immer noch eine Sensation. Ich wappne mich gegen eine grandiose Entschuldigungsgeste, die ein breites Publikum beeindrucken soll. Stattdessen überrascht er mich, ergreift meine Hand, schaut mir in die Augen und fragt so leise, dass nur ich es höre: »Ich war ein Arschloch, stimmt’s?«
»Genau«, stimme ich ebenso leise zu und muss lächeln, weil er so zerknirscht dreinschaut. Wenn er auch nicht winselnd vor meinen Füßen liegt wie in meiner Fantasie, sein Bedauern wirkt echt.
»Gehen wir«, sagt er.
Er setzt mich in ein Taxi, wechselt kein einziges Wort mit dem Fahrer, und der bringt uns zum St. James’s Park. Dort führt Randy mich an den Ententeichen vorbei ins Zentrum des Parks. Hier ist es irgendwie ruhiger als in anderen Londoner Grünanlagen, und die langsam dahinwandernden Touristen passen perfekt zur Atmosphäre, anstatt einen wie sonst zu nerven, wenn man in der Rushhour zur Arbeit hastet.
Zwischen den Bäumen schimmert abendlicher Sonnenschein und leuchtet auf zwei Kleinkinder, die ihre Mutter um etwas mehr Brot zum Entenfüttern anbetteln. Lachend beobachtet Randy, wie eines der Kinder vor einem übereifrigen Schwan zurückschreckt, und als er nach meiner Hand greift (Randy, nicht der Schwan), habe ich nichts dagegen.
Er zieht mich zu einem Holzhaus. Ringsherum erstreckt sich eine Veranda, auf der Tische mit Weingläsern und gestärkten weißen Servietten gedeckt sind. In der Tür steht eine lächelnde Kellnerin.
»Warte hier«, sagt Randy und eilt die Stufen des Restaurants hinauf.
Warum gehen wir nicht zusammen hinein? Aber da taucht Randy wieder auf, mit zwei Kellnern, die einen großen Korb schleppen.
»Hier entlang!«, treibt er sie an und zeigt in die Mitte des Parks. Wir drei folgen ihm zu einem abgeschiedenen Fleckchen unter einer großen Platane. Dort öffnen die Kellner den Korb und breiten eine dicke karierte Decke im Gras aus. Randy bedeutet mir, Platz zu nehmen. Dann setzt er sich zu mir und legt sich auf den Rücken, während die Kellner unser Picknick anrichten.
Aus den Tiefen des Korbs tauchen eine gekühlte Flasche
Prosecco und zwei zierliche Champagnerflöten auf, dann abgedeckte Platten und Schüsseln. Ein Kellner öffnet die Flasche mit einem zurückhaltenden Knall und füllt die beiden Gläser, der andere
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