Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
an.«
»Gute Idee, Nina, das mache ich, und vielen Dank für den Schokoriegel«, trällere ich fröhlich, als hätte ich eine völlig unkomplizierte Beziehung mit einem normalen Mann, der sich im Fitnessraum auf die Ankunft seiner richtigen Freundin freut.
Während ich die Stufen hinabsteige, höre ich die Haustür ins Schloss fallen. Tatsächlich, Bill Hicks spult seine JFK-Nummer ab, und Randy – nur mit Shorts und Sneakers bekleidet – schwitzt auf dem Hometrainer. Nina hat recht, denke ich, der dünne Junge vom letzten Monat existiert nicht mehr. Der neue Randy ist schlank und drahtig. Neben dem Bulldoggenmann vom Army-Training würde er immer noch wie ein Zahnstocher aussehen, sogar neben dem Rugbyspieler Dan. Aber er wirkt erstaunlich fit.
Das strähnige blonde Haar ist nach hinten gekämmt. Ausnahmsweise trägt er kein Make-up, keinen Schmuck und Leder oder die allgegenwärtige Jeans, und plötzlich erkenne ich eine Spur der Anziehungskraft, die endlose Scharen von Promis in sein Bett gelockt hat. Trotzdem fürchte ich, dass er immer noch stinkt.
»Hi«, sage ich, an den Türrahmen gelehnt.
Nur für eine Sekunde dreht er sich um. »Hi«, grunzt er und fixiert wieder den Bildschirm.
»Gehen wir heute Abend essen?«, frage ich mit erhobener Stimme, um den Lärm von Hometrainer und Fernseher zu übertönen.
»Nein, ich habe schon gegessen«, erklärt er und zeigt auf einen Karton mit Protein-Shakes, der auf dem Boden steht.
»Okay. Sehen wir uns später? Oben?«
Randy verdreht die Augen, verlangsamt sein Trainingstempo und stoppt die DVD. »Hör mal, in einer halben Stunde kommt Bryan. Wir wollen besprechen, wie wir die US-Tournee retten können. Um zehn will ich im Bett liegen, weil ich morgen um sieben meinen Trainer erwarte. Heute Abend brauche ich kein Babysitting, okay? Amüsier dich allein.«
»Klar«, fauche ich. »Wird gemacht. Wieder mal.«
»Was ist dein Problem?« Jetzt radelt er nicht mehr. Seufzend wischt er seine Stirn mit einem Handtuch ab. »Muss ich unsere Scheinbeziehung auch in der Privatsphäre meines eigenen verdammten Hauses kultivieren?«
»Ich bitte dich keineswegs, den stürmischen Liebhaber zu spielen, ich sage nur... Für mich ist das nicht besonders lustig, und du könntest mich ein bisschen freundlicher behandeln.«
Hochnäsig hebt er die Brauen. »Also bin ich unfreundlich, wenn ich dir erlaube, in meinem Haus zu tun, was du willst – mein Essen zu konsumieren, in meinem Gästezimmer zu schlafen und alles zu benutzen, ohne danach zu fragen?«
»Du glaubst vielleicht, ich könnte mir nichts Tolleres vorstellen, als hier herumzuhängen, während du meine Existenz nicht zur Kenntnis nimmst. Wenn du mal ein paar Sekunden lang nicht nur an dich selbst denkst, merkst du vielleicht, dass ich nur hier bin, um deinen blöden Ruf zu retten. Und das dankst du mir mit deiner miserablen Laune.«
»Ach, wirklich?« Randy steigt vom Hometrainer und marschiert zu mir. »Profitierst du kein bisschen von diesem Abkommen? Erzählst du deinen Freundinnen nicht, du wärst die ganze Zeit mit dem berühmten Randy Jones zusammen? Genießt du es nicht, jeden Tag in der Presse erwähnt zu werden – das Mädchen, das den totalen Loser Randy Jones auf den rechten Weg führt? Die – oh, so vernünftige Retterin des verzweifelten Comedians? Fall mir bloß nicht auf den Wecker! Von all dem hast du eine ganze Menge Vorteile.«
»Fahr zur Hölle, Randy Jones, wenn du glaubst, das würde mir was bedeuten!« Vor lauter Zorn zittere ich am ganzen Körper. »Ich bin hier, um deinen erbärmlichen Arsch aus dem Dreck zu ziehen, weil mir meine Chefin wichtig ist. Deinetwegen steckt sie ganz tief in der Scheiße. Aber inzwischen tut es mir einfach nur leid, dass ich dir jemals begegnet bin.«
Dann mache ich auf dem Absatz kehrt. Krachend will ich die Tür hinter mir zuschlagen. Zu meinem Bedauern
ist das eine dieser Türen, die sich nur mit einem ganz leisen Wispern schließen. Also trete ich nur dagegen und laufe nach oben in mein Zimmer.
Okay, ich habe Lulus Anweisungen befolgt und mein Leben geändert. Jetzt bin ich nicht mehr so verklemmt. Und was nützt mir das? Ganz allein sehe ich fern im Gästezimmer eines berühmten Comedians, der kaum mit mir spricht.
Ich erwarte nicht, dass Randy heraufkommt und sich entschuldigt.
Und das tut er auch nicht.
Auf meinem Weg zur Arbeit durch den Regent’s Park gehe ich in Gedanken nochmal das Gespräch des letzten Abends durch. Hier und da füge
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