Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

ich selbst die Überzeugung gewonnen, dass ich das alles aus völlig uneigennützigen Motiven tun würde – Lizzy Harrison, die grandiose Retterin! Und ich finde es unangenehm,
dass jemand daran zweifelt. »Ich habe keine nette kleine Story wie du, die in wohlwollenden Reportagen gewürdigt wird.«
    Skeptisch starrt er mich an.
    »Derzeit passiert nichts in meinem Liebesleben«, füge ich hinzu. »Deshalb fällt es mir nicht schwer, ein paar Wochen lang deine Freundin zu spielen.«
    »Aha.« Auf einen Ellbogen gestützt, grinst er triumphierend. »Das ist also die Story.«
    »Was?« Ich nippe an meinem moussierenden Wein.
    »Bei mir gab’s etwas zu viel Action, bei dir offenbar zu wenig. Und Camilla hofft vermutlich, zusammen würden wir beide einen vernünftigen Mittelweg finden. Habe ich recht?«
    Darüber muss ich lachen. »Glaubst du das? Fürchtest du, mein unausgefülltes Liebesleben könnte ansteckend wirken? Überleg doch, wie empfindlich das deinem Image schaden würde!«
    »Ach, Babe...« Randy rutscht auf der Decke näher zu mir, nimmt seine Sonnenbrille ab und schaut mich eindringlich an. Kerzengerade sitze ich da wie eine viktorianische Anstandsdame im Gabardinekleid und komme ihm keinen Zentimeter entgegen. »Was das betrifft, mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Eigentlich solltest eher du Angst haben.«
    »Oh, wirklich?« Unter seinem intensiven Blick steigt mir heißes Blut in die Wangen. »Werde ich mich plötzlich in eine rasende Nymphomanin verwandeln, nur weil ich ein bisschen Zeit mit dir verbringe?«
    »Da wärst du nicht die Erste, Lizzy Harrison.« Er legt sich wieder auf die Decke und seufzt abgrundtief. »Glaub
mir, meine mitreißende Sexualität ist kaum zu ertragen. Hoffentlich wird’s nicht zu viel für dich.«
    Ich lache wieder. Aber wie seine Miene bekundet, war das nicht nur scherzhaft gemeint. Er berührt meine Hand.
    »Danke, Babe. Das hätte ich schon früher sagen müssen. Danke, dass du das alles auf dich nimmst – danke, dass du mich verkraftest. Sind wir immer noch cool?«
    »Immer noch, Randy«, versichere ich lächelnd. »Keine Bange, es wird schon klappen.«
    »In diesem Fall ...« Abrupt richtet er sich auf und kniet vor mir. »Wir müssen unsere Vereinbarung formell bekräftigen.«
    Soll ich etwa einen Vertrag unterschreiben, der mich zum Stillschweigen verpflichtet? Camilla hat betont, dass unser Abkommen keinesfalls schriftlich festgehalten werden dürfe. »Kein Papier, keine Probleme«, lautet ihr Motto.
    Aber stattdessen umfasst er meine rechte Hand.
    »Lizzy Harrison, würdest du mir die Ehre erweisen, meine Scheinfreundin zu bleiben, so lange, wie – eh...« Er unterbricht sich, um nachzudenken. »So lange diese Story in der Welt von Hot Slebs und anderen kultivierten gedruckten Publikationen und in allen elektronischen Medien erscheint, die zurzeit oder vielleicht in naher Zukunft existieren?«
    Auch ich erhebe mich auf die Knie und schaue in seine Augen. »Randy Jones, ich, Lizzy Harrison verspreche dir diese Ehre zu erweisen, solange die falsche Story aktuell ist.«
    »Darauf trinken wir!«
    Und das tun wir. Erst viel später fällt mir wieder ein, dass Randy gar keinen Alkohol trinken darf.

10
    Sollten Sie jemals in so eine Situation kommen, lohnt es sich vielleicht, wenn Sie ein paar Dinge beachten, bevor Sie mit einem Promi ausgehen.
    Wenn Sie nach einem üppigen Lunch vergessen, eine perfekte Körperhaltung einzunehmen, »prahlen Sie mit einem Babybauch«. Und wenn Sie den Bauch einziehen, weil er sich so vollgestopft anfühlt, »verstecken Sie einen Babybauch«.
    Falls Sie beide die Straße entlanggehen, ohne überglücklich zu grinsen, ist Ihre Beziehung gefährdet. Und wehe, Sie wagen es, während dieses Dauergrinsens woanders hinzuschauen als in die Richtung Ihres Partners. Das müssen Sie vermeiden, trotz diverser Hindernisse auf dem Gehsteig – wie Laternenpfeiler, Passanten oder Hunde.
    Wenn Sie die Arme verschränken, weil Sie in Ihrem dünnen Sommerkleid frieren und der Fotograf, der Ihnen seit einer halben Stunde folgt, Ihre erhärteten Brustwarzen nicht sehen soll, starren Sie ihn bloß nicht wütend an. Sonst wird das resultierende Foto benutzt, um auf Ihre Defensivhaltung, Ihre miese Laune und eine mögliche Labilität hinzuweisen.
    Und wenn beobachtet wird, wie Sie mit Ihrem Promi-Freund
Prosecco trinken und wie er vor Ihnen kniet, läuten natürlich die Hochzeitsglocken.
    Das hätte ich vorhersehen müssen. Aber ich dachte, im St.